zum Hauptinhalt
Zehn Jahre Hans Otto Theater in der Schiffbauergasse: Ein Spagat zwischen Kunst und Geschäft, Schmusekurs und Rebellion.

© A. Klaer

Hans Otto Theater sucht neuen Intendanten: Und die Kunst?

Spät und chaotisch: Die Stadt sucht einen Nachfolger für den HOT-Intendanten Wellemeyer – und vergisst dabei Wesentliches.

Potsdam - Es gibt Meldungen, die sehen aus, als wären sie keine – und sind trotzdem sehr aufschlussreich. Hier ein Paradebeispiel. Wie am Freitagnachmittag von der Pressestelle des Oberbürgermeisters vermeldet wurde, sucht die Landeshauptstadt ab der Spielzeit 2018/19 einen Intendanten für das Hans Otto Theater. Ach. Bereits kurz vor Silvester wurde bekannt, dass der Vertrag von Tobias Wellemeyer nicht verlängert wird.

Nur unwesentlich aussagekräftiger ist, was vom gesuchten Nachfolger – oder der Nachfolgerin – erwartet werde. Nämlich: Dass er oder sie „gleichberechtigt mit dem Geschäftsführenden Direktor das Haus leiten“ und „das künstlerische Profil entscheidend weiterentwickeln“ solle. Zudem setze man die Fähigkeit voraus, „künstlerisches und wirtschaftliches Handeln so zu verbinden, dass das Hans Otto Theater mit seinen personellen und finanziellen Ressourcen erfolgreich geführt werden kann“. Hier soll also jemand her, der nicht nur Kunst machen, sondern auch rechnen kann – die wohl schwierigste Komponente an diesem ohnehin nicht leichten Job.

Kaum zu übertreffende Vagheit der Stellenausschreibung

Konkreter ist da schon der Anspruch, der für den Kulturstandort formuliert wird: „Weiterhin soll das HOT als Motor für die Weiterentwicklung des Kunst- und Kulturquartiers Schiffbauergasse ausgebaut und die Kooperation und Vernetzung mit Akteuren der Potsdamer Kreativszene gesucht werden.“ Wie ein Sprecher der Stadt den PNN auf Nachfrage hin mitteilte, sei das Ganze bewusst so offen formuliert, dass man so viele Bewerbungen wie möglich erhalte.

Das dürfte durch die kaum zu übertreffende Vagheit der Stellenausschreibung gelungen sein. Auf der Webseite www.buehnenjobs.de ist der Posten bereits am 25. Januar ausgeschrieben worden, und hier findet man die kleine, nicht unwesentliche Ergänzung: „Sie wollen das Hans Otto Theater in der Metropolregion Berlin-Brandenburg erfolgreich positionieren.“ Und hier ist auch der Bewerbungsschluss angegeben: der 28. Februar 2017. Den tollen Bewerbern, auf die man hofft, ist also nur ein Monat Zeit gegeben.

Da kann man fast nur hoffen, dass es bereits Kandidaten gibt. So wäre auch die Seelenruhe der Stadt zu verstehen, die es noch nicht für nötig befunden hat, einen Zeitplan zur Findung des neuen Intendanten aufzustellen.

Wer vertritt die Kunst?

Den Zeitplan wolle man der Findungskommission überlassen, hieß es auf Nachfrage. Denn die, und das ist die eigentliche Nachricht der gestrigen Meldung, werde es geben, vom Oberbürgermeister gebildet. Und wann? „Demnächst“, ist zu erfahren. Die Kommission werde unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters stehen, dem auch die endgültige Entscheidung obliege. In der Kommission werden „unter anderen Mitglieder des Kuratoriums des HOT, die Vorsitzende des Kulturausschusses der Stadtverordnetenversammlung und ein Vertreter des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg vertreten sein“. So die offizielle Meldung.

Stimmen aus Politik und Stadt sind wichtig – aber wer vertritt die Kunst? Bei der Vergabe von Intendantenposten ist es üblich, dass andere Intendanten oder Theaterexperten für den Blick über den eigenen Tellerrand sorgen. Alles andere wäre unprofessionell. Ach ja, schob die Stadt auf Nachfrage hinterher: Man werde auch „für ausreichend überregionale Theaterexpertise“ in der Kommission sorgen. Nur war der Stadt das offenbar keine Erwähnung wert – oder keinen Gedanken? Etwa zehn Mitglieder soll die Kommission haben. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false