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Spiellustige Gärtnerinnen. Ulrike Beerbaum (l.) und Franziska Melzer durchforsten Fontanes Leben.

© Thomas M. Jauk

Hans-Otto-Theater: Gelungener Theaterabend zu Fontanes Geburtstag

Der gelungene Theaterabend zu Fontanes Geburtstag wurde im Hans Otto Theater in Potsdam vom Publikum gefeiert.

Potsdam - Nicht Ribbecks berühmter Birnbaum überspannt das Spielpodium, sondern ein Ahorn. Birnen werden dennoch eine Rolle spielen. Aber erst später. Um den Ahornbaum eine Rundbank, dazu Gerätschaften wie Spaten, Karren, Leiter. Eben das Zubehör, das ein Gärtner oder eine Gärtnerin für die Arbeit benötigt. Ein Garten, in dem man sich wohlfühlen kann. Auch eine Schaukel hat man nicht vergessen. Alles, was man im Garten findet, dient zur Erholung: für die Gärtnerinnen Ulrike Beerbaum und Franziska Melzer, zu denen sich Rita Herzog und David Loscher gesellen. Die Vier fühlen sich hier sichtlich und hörbar wohl. Die Besucher ebenfalls. Schließlich werden sie nicht als Zaungäste behandelt, sondern sind mittendrin im Garten-Geschehen, mitten in einer Geburtstagsfeier für … ? Man braucht nicht lange zu rätseln. Natürlich für unseren Theo.

Das Hans Otto Theater steht bei den umfangreichen Feierlichkeiten zum 200. Jubeltag Theodor Fontanes, der sich erst am 30. Dezember jährt, mit mancherlei Lesungen aus seinen Romanen und nun mit dem munteren Theaterabend „Auf dich, Theo! oder Der Staub vergeht, der Geist besteht“ nicht abseits. Hoffentlich auch das ganze Jahr über, denn Fontane wird einem nicht über.

Locker-leichte Hommage

Nach gut 70 Minuten war der Schnelldurchlauf mit Ausschnitten aus Fontanes Biografie beendet. Nun ja, der Dichter hält zwar mehr Futter bereit, doch für Fontane-Einsteiger könnte die locker-leichte Hommage im Theater eine schöne Entdeckung sein. Aber auch für diejenigen, die meinen, Fontane bestens zu kennen, hält sie köstliche Überraschungen bereit. Denn außer seinen Romanen, dem Erinnerungsbuch „Meine Kinderjahre“ oder den fünf Bänden der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ gibt es aus seiner Feder bekanntlich auch Gedichte und Balladen, mehr als 250. Die genießen, außer „John Maynard“ und „Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“, nicht gerade Popularität. Doch manche von ihnen hätten ebenfalls das Potenzial, bekannter zu werden. David Loscher hat einige von ihnen in Noten gesetzt, ihnen musikalisch viel Charme verliehen: mit nachdenklich-volksliedhaftem Ton beispielsweise in dem Wiegenlied „Alles still“, mit rhythmisch-temperamentvollem Drive im „Frühling“ oder mit farbig-pointierten Klängen in „John Maynard“. Loscher und die Pianistin Rita Herzog begleiteten die Lieder auf mehreren Instrumenten stets mit ansteckender Freude.

„Gearbeitet, geschrieben, geschlafen“

Matthias Müller verwandelte die Box in der Reithalle zu einem gemütlichen Geburtstags-Feier-Ort mit einladend malerischer Atmosphäre. In ihm waren Ulrike Beerbaum und Franziska Melzer zugange. Die Regisseurin Anna Franziska Huber hat sich anhand von Fontanes autobiografischen Aufzeichnungen, Tagebüchern sowie der Gedichte und Balladen durch die Biografie gehangelt, wobei die Kinder- und Jugendjahre im Fokus stehen. Der lebensfrohe und spielwütige Vater war prägend, aber auch die nicht sehr glücklich wirkende Mutter hatte Einfluss auf ihn. In die eher freudlosen Lehrjahre als Apotheker gibt es einen Einblick, auch das Kennenlernen von Emilie Kummer, seine spätere Ehefrau, ist im Gespräch. Und und und. Die Zeiten danach als Journalist, Beamter und berühmter Romancier werden indes nur angedeutet. Fontane fasste sein Leben in drei Worten zusammen: „Gearbeitet, geschrieben, geschlafen“.

Zum Schluss wird der Abend melancholisch, wenn die Gärtnerinnen beim Zusammenfegen der Blätter und Abfälle den Dichter resümieren lassen: „Es drehte sich immer um lirum larum … Löffelstiel. Alles in allem – es war nicht viel.“ Auch der Birnbaum des Herrn von Ribbeck kam letztendlich zu Wort – diese vielfach gehörte olle Kamelle, wie eine der Gärtnerinnen meinte. Doch schön war sie trotzdem.

Jedes Gedicht, jede Geschichte entwickelte Anna Franziska Huber zu einer kleinen Szene und sie verstand es, so manche Zeile des Dichters neu zu entdecken. Nicht unbedingt philologisches Interesse an den Texten war dabei auszumachen, sondern wohl eher die liebevolle Zuneigung zum Menschen und Dichter Fontane. Sie setzte dabei auf die rezitatorischen und gesanglichen Fertigkeiten von Ulrike Beerbaum und Franziska Melzer. Die beiden Schauspielerinnen wissen die Textpassagen ohne Geziertheit und künstliche Aufgeladenheit zu kleinen ironischen, sarkastischen, nachdenklichen und spannenden Schauspielereien werden zu lassen. Und vor allem: Sie können großartig singen, weitgehend intonationsrein, was bei Schauspielern nicht immer der Fall ist. Der Beifall für diesen gelungenen Fontane-Abend und für alle Mitwirkenden war sehr herzlich.

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