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Kultur: Grünanlage mit Krater

Hiltrud Berndt führte am Sonntag im Rahmen der Ausstellung über den Staudenhof

Ja, diese Frage treibt viele Menschen um in Potsdam: „Ist das Stadt oder kann das weg?“, wie die Ausstellung im „Schaufenster“ der Fachhochschule dann auch betitelt war. Übersetzt in die aktuelle Stadtpolitik lautet die Frage: Ist der Komplex der Fachhochschule zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Nikolaikirche ein sinnvolles städtisches Quartier, das zu erhalten sich lohnt? Rund 13 000 Menschen haben hierauf im aktuellen Bürgerbegehren bereits mit „ja“ geantwortet. Doch die Stadtpolitik will die Bauten bekanntlich schleifen. Also was ist das Schützenswerte an diesem Quartier, das Spezielle, das architektonisch Wertvolle?

Wer sich am Sonntag der Führung von Gartenplanerin Hiltrud Berndt über den Staudenhof anschloss, konnte zumindest einige Antworten finden. Die Potsdamerin, die in den 1970er-Jahren an der Grünplanung des Staudenhofs maßgeblich beteiligt war, berichtete von dem damaligen Konzept einer Durchgrünung des Stadtraums vom Platz der Einheit bis hin zum Alten Markt. Die Freitreppen zwischen Bibliothek und Staudenhof-Wohnblock sowie das zwischen den Treppen gelegene große Beet bildeten das stadtseitige Entree der Staudenhof-Grünanlage. Plastiken des Bildhauers Jürgen von Woyski, die jetzt nur noch zum Teil vorhanden sind, sollten die Fläche zusätzlich lebendig machen.

Teilweise ist das Areal bis heute quasi unterkellert. Lieferanten der umliegenden Institutionen und Geschäfte sollten mit ihren Fahrzeugen hinter der Nikolaikirche in so eine Art Hochkeller fahren und auf diese Weise unterirdisch ihre Waren abliefern. Doch die ursprüngliche Idee der gesamten Unterkellerung des Staudenhofs wurde, wie Hiltrud Berndt berichtete, unter anderem aus Kostengründen nicht verwirklicht. Ein Teil der Zufahrt ist daher bis heute von oben einsehbar. Der Blick vom Staudenhof hinunter in das Kellergeschoss ist – nun ja, noch milder kann man es nicht beschreiben – eine ziemliche Zumutung für die Augen. Auch Berndt sagt über diesen gebauten Krater: „Das ist natürlich keine Lösung für die Zukunft.“

Was sich unmittelbar neben diesem hässlichen Stadtkrater anschloss, ist vielen Potsdamern sicherlich noch in Erinnerung: Ein moderner und doch zugleich opulenter Brunnen des vor wenigen Jahren gestorbenen Stahnsdorfer Metallgestalters Christian Roehl bildetet einst den Abschluss der Staudenhof-Anlage zum Alten Markt hin. An den einstigen Brunnen erinnern hier heute nur noch die Austrittslöcher der Wasserrohre.

Gestaltet wurde das Areal von Staudenhof und Fachhochschulgebäude in den 1970er-Jahren. Maßgeblicher Architekt für den Gebäuderiegel – in dem früher das Institut für Lehrerbildung residierte – war Sepp Weber. Ein markantes Zeichen des Hauses sind die vertikalen Betonstreben an der Fassade, in der Fachsprache nennt man sie Lisenen. Ob das nun alles, sofern noch vorhanden, weg kann, soll oder muss, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Holger Catenhusen

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