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Die Autorin Grit Poppe in ihrer Potsdamer Wohnung. 

© Andreas Klaer

Grit Poppe stellt ihren neuen Kinderroman vor: Der mit dem Wolf läuft

Grit Poppe hat einen neuen Kinderroman geschrieben: "Joki und die Wölfe". Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Wolf.

Von Sarah Kugler

Rotkäppchen hat ihn nicht durchschaut, den bösen Wolf in ihrer Märchengeschichte. Er hat erst ihre Großmutter verschlungen, dann sie. Nur durch den Jäger kamen sie frei. Joki, der Protagonist in Grit Poppes aktuellem Roman „Joki und die Wölfe“ ist da viel weiter. Wie Rotkäppchen hat er eine Großmutter, die im Wald lebt, doch im Gegensatz zu der Märchenfigur weiß Joki viel über die Natur und die Tiere, die in ihr leben. Angst vor dem Wolf kennt er nicht, im Gegenteil: Er findet das wilde Tier faszinierend. Und so wird er auch nicht angegriffen oder gar verschlungen, als er das erste Mal einem von ihnen begegnet. Der Wolf führt ihn sogar nach Hause. Später kann Joki sich revanchieren, indem er sich eines der Wolfsjungen annimmt.

Die Potsdamer Autorin Grit Poppe, die ihren neuen Roman am heutigen Samstag im Literaturladen Wist vorstellt, erzählt ihre Geschichte über die Freundschaft zwischen Mensch und Tier aus zwei Perspektiven. Zum einen ist da Joki, zehn Jahre alt. Der Vater ist berufsbedingt irgendwo im Urwald, die Mutter hat einen neuen Freund und Joki bald eine neue Schwester. Umziehen musste er auch. Auf den Bauernhof des neuen Stiefvaters, was ihn nicht besonders begeistert. Als er sich dann auch noch mit seiner Freundin Sanja streitet, flieht er in den Wald. Dort trifft er auf den Wolfsjungen Schwarzohr.

Den Namen gibt ihm nicht Joki, sondern seine Wolfseltern. Das Rudel, zu dem der Welpe gehört, bestimmt die zweite Perspektive der Geschichte. Abwechselnd aus dem Blick der Mutter, des Vaters oder Schwarzohr selbst, wird das Leben der Wölfe beschrieben. Poppe konzentriert sich dabei auf die wesentlichen Instinkte der Tiere, wie etwa die Jagd nach Beute oder die Suche nach geschützten Schlafplätzen. Ein paar menschliche Züge hat sie den Wölfen allerdings auch gegeben. Die Sorge um die Kinder zum Beispiel und vor allem die Gedanken, die sie ihnen in den Kopf legt. Etwa wenn Schwarzohr Joki beobachtet und versucht, das Verhalten des „Zweibeiners“ einzuschätzen. Poppe bringt dem Leser damit auf witzige, spielerische Weise das Wesen der Wölfe nahe, ohne ihre wilde Natur zu unterschlagen.

Zwar ist Jokis Begegnung mit dem Wolfsjungen und die aufregende Reise auf den Spuren seines Rudels ein klassisches Freundschaftsabenteuer mit märchenhaften Elementen. Poppes Geschichte ist aber auch eine Entmystifizierung des Wolfes als gefährliches Monster. „Joki und die Wölfe“ behandelt damit kindgerecht ein hochaktuelles Thema. Die Wölfe rücken wieder näher an den Menschen heran, auch in Brandenburg, und schüren Diskussionen um Abschussgesetze. All das thematisiert Poppe ohne moralisierend zu werden. Ein Nachspann liefert zusätzliche Wolfs-Fakten. Sie schafft so eine moderne Rotkäppchengeschichte, die im Gegensatz zum Original keine Angst vor dem Wolf schürt, sondern sanft zu einem bewussteren Umgang mit der Natur mahnt. Sarah Kugler

>>Lesung am heutigen Samstag um 15 Uhr im Literaturladen Wist, der Eintritt ist frei

— Grit Poppe: „Joki und die Wölfe“ ab 10 Jahren, Peter Hammer Verlag 2018, 256 Seiten, 14 Euro.

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