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Kultur: Göttliches von Amor, Psyche und Tamestit

Die Anzahl und Variationsbreite antiker Sujets und thematischer Verarbeitungen mythologischen Inhalts in der bildenden Kunst, in Literatur und Musik sind geradezu unübersehbar. Götter und halbgöttliche Heroen, vergöttlichte Naturgeister und die auch der Götterwelt zugedachten Sehnsüchte und Schicksale des Menschen finden vielfältige Wiedergaben.

Die Anzahl und Variationsbreite antiker Sujets und thematischer Verarbeitungen mythologischen Inhalts in der bildenden Kunst, in Literatur und Musik sind geradezu unübersehbar. Götter und halbgöttliche Heroen, vergöttlichte Naturgeister und die auch der Götterwelt zugedachten Sehnsüchte und Schicksale des Menschen finden vielfältige Wiedergaben. Die Kammerakademie Potsdam hat sich in ihrem Sinfoniekonzert am Samstag im Nikolaisaal unter Leitung von Antonello Manacorda dem Göttervater Jupiter, dem Liebesgott Amor sowie der Königstochter Psyche, die wegen ihrer Beziehung zu Amor unsterblich wird, zugewandt.

Zum Auftakt begegneten dem Zuhörer Amor und Psyche. Paul Hindemith hatte diese beiden mythologischen Figuren 1942 in einer Ballett-Ouvertüre bedacht. Mit hörbarer Lust am rhythmischen Schwung brachten Manacorda und die Musiker die Ouvertüre, von der der Komponist selbst sagte, sie sei „heiter und hell“, mit aquarellierter Farbigkeit zum Leuchten. In der Herausarbeitung atmosphärischer Momente blieben keine Wünsche offen. Danach holten Manacorda und die Kammerakademie sich den göttlich musizierenden Bratscher Antoine Tamestit auf die Bühne. Dass die Bratsche der Violine und dem Violoncello in nichts nachsteht, das stellte der französische Musiker fulminant unter Beweis. Er gilt als einer der besten Bratscher der Welt.

Für das Potsdamer Konzert wählte er das Rhapsody-Concerto für Viola und Orchester von Bohuslav Martinu. Der gebürtige Mähre, den sein wechselhaftes Leben frühzeitig aus seiner Heimat führte, kehrte dorthin nie zurück. Er blieb ihr aber in dieser Reminiszenz treu. Durch seine nationalen Anklänge gilt es als ein eher untypisches Werk der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Es ist lyrisch singend, intensiv, voller Elegie und Expressivität, doch auch mit zerbrechlicher Zartheit. All diese Klänge entlockte Tamestit seinem kostbaren Instrument voll bewundernswerter Schönheit. Besonders ergreifend der friedlich-sinnende Schluss.

Mit Manacorda und der Kammerakademie hatte er ein exzellentes und aktiv mitmusizierendes Ensemble an seiner Seite, dessen warmer Klang sich den dunkleren Tönen der Viola scheinbar mühelos anpassen konnte. Der Beifall für den Gast aus Frankreich war enthusiastisch.

Wolfgang Amadeus Mozarts letztes sinfonisches Werk ist Ausdruck seiner rastlos-rasanter Schöpferkraft. Innerhalb weniger Wochen auf’s Papier gebracht, gelangte die Sinfonie Nr. 41 in C-Dur KV 551, auch „Jupitersinfonie“ genannt, zu beispielloser Berühmtheit. So gilt das grandiose Finale als Krönung des sinfonischen Stils Mozarts. Kenner betonen seinen Olymp-Charakter. Manacordas Interpretation war, wie erwartet, alles andere als weichgespült. Kein altbackener Mozartklang war zu hören, sondern eine Frische, die mitriss. Jede einzelne Note schien individuell artikuliert zu sein. Somit kamen die Kontraste dieser Sinfonie wunderbar zur Geltung. Mit ihrem lebendigen Musizieren und der klangtransparenten Ausstrahlung hat die Kammerakademie dem Publikum ein inspirierendes Konzert geschenkt. Klaus Büstrin

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