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Kultur: „Gnade uns Gott, wenn Picasso kommt“ Potsdams Mitte fordert „Spielgeld“

„Die Anziehungskraft und die Dynamik des Alten Marktes mit dem Museum Barberini hat niemand erahnt. Wenn Picasso kommt, gnade uns Gott“.

„Die Anziehungskraft und die Dynamik des Alten Marktes mit dem Museum Barberini hat niemand erahnt. Wenn Picasso kommt, gnade uns Gott“. Diese Worte von Sigrid Sommer, Potsdams Marketingchefin, klingen dramatisch. Und der Grünen-Politiker Uwe Fröhlich setzt noch eins drauf: „Durchs Barberini ist Gefahr in Verzug.“

Was ist so alamierend, dass beim Kulturausschuss am Donnerstagabend fast alle das Wort ergreifen?

Und schon ist man bei der Toilettenfrage, bei den fehlenden Bänken, den Fahrradständern, der Beleuchtung und auch den Bäumen: „Die sind zwar auf dem Alten Markt nie vorgesehen gewesen, aber das entspricht nicht unserer heutigen Lebenswirklichkeit“, so Sommer.

Den Ball ins Rollen und mitten hinein ins Stadtmitte-Desaster brachte Andrea Palent. Sie legte sich nicht als Geschäftsführerin des Nikolaisaals ins Zeug, sondern als dienstälteste „Mitarbeiterin“ der Initiative „Potsdamer Mitte“. Am heutigen Samstag wird diese Mitte zum fünften Mal leuchten, bei „Unterwegs im Licht“. Doch dabei sollte es nicht bleiben: Die vielen Anrainer am Alten und Neuen Markt könnten netzwerkend viel mehr auf die Beine stellen. Hätten sie denn das entsprechende „Spielgeld“, meint Palent. An 350 000 Euro denke sie da: „die Hälfte des Etats für das Schiffbauergasse-Marketing.“

Schon 2008 hätte sie eine Mahnrede gehalten, gefordert, den gewachsenen Kultur- und Wissenschaftsort in Potsdams Mitte für Bewohner und Touristen attraktiver zu machen. Und Ud Joffe, der Kantor der Erlöserkirche, der irgendwann die Synagoge in dieser Mitte eröffnen will, springt ihr bei. „Ja, ein Konzept ist wichtig. Das Barberini ist schließlich in der Stadtveränderung ein Event wie 2001 die Buga.“

Frank Reich, der Geschäftsführer des Landesverbandes Freier Theater, fragte in die Runde: „Geht die Stadt mit dem Pfund Potsdamer Mitte richtig um?“ Auf die Fehlbedarfe müsse doch reagiert werden! „Ihre Ungeduld teile ich, Herr Reich“, so Sigrid Sommer.

Andrea Palent erinnerte sich zurück, wie 2012 das Engagement der Initiative Potsdamer Mitte begann, der mittlerweile das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG), das Bildungsforum, das Rechenzentrum, die wissenschaftlichen Einrichtungen am Neuen Markt und die Museen am Alten Markt angehören. „Damals brachten wir zeitgenössische Kunst zum Friedrich-Jahr auf die Plätze. Dann folgten Jahre des Stillstands. Inzwischen feiern wir zumindest den fünften Geburtstag von ,Unterwegs im Licht’.“ Darauf müsse man aufbauen. Für die Infrastruktur am Alten Markt gebe es viel nachzujustieren.

Hermann Voesgen von der Fachhochschule Potsdam warb mit dafür, dass die Initiative einen Etat bekomme, eben ihr „Spielgeld“. Oder aber, man solle es dem Stadtmarketing als Aufgabe mit übertragen. Dort gibt es einen Etat in Höhe von 160 000 Euro. „60 000 Euro davon sollen wir selbst erwirtschaften. Das schaffen wir aber nicht. Also bleiben uns noch 100 000 Euro.“ Und die seien hauptsächlich ins Bildungsforum geflossen und in die Osterinitiative „Stadt und Kirche“, sagte Sigrid Sommer.

Bleibt zu hoffen, dass es bis zum Einzug von Picasso nicht nur ein Klo und Bänke gibt, sondern auch ein erstes Konzept, wie die Mitte das ganz Jahr über leuchtet. Heidi Jäger

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