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Kultur: Gewürzt mit hilfloser Korinthenkacke Filmstart am Thalia: Josef Haders „Wilde Maus“

Mozarts „Die Zauberflöte“ ist keine Oper, sondern ein Singspiel. Das ist wichtig.

Von Sarah Kugler

Mozarts „Die Zauberflöte“ ist keine Oper, sondern ein Singspiel. Das ist wichtig. Zumindest wenn man Kritiker ist, der auf klassische Musik spezialisiert ist. Und ganz besonders dann, wenn man ein gefeuerter Kritiker ist, der zusehen muss, wie die junge unbedarfte Kollegin Termine wahrnehmen darf, von denen sie kaum Ahnung hat. So ergeht es nämlich Georg, dem Protagonisten von Josef Haders aktuellem Film „Wilde Maus“, den der Regisseur zum bundesweiten Filmstart am Donnerstag gemeinsam mit dem Potsdamer Schauspieler Jörg Hartmann im Thalia-Kino einem begeisterten Publikum vorstellte. „Das mit dem Singspiel ist natürlich was für Korinthenkacker“, sagte Hader, der aus dem Gespräch nach dem Film sein eigenes kleines Kabarettprogramm machte. Aber es drücke die tiefe Kränkung des Charakters aus und die Erkenntnis, dass seine Arbeit doch nicht so wichtig ist, wie er immer dachte. Der Österreicher Hader spielt nicht nur selbst die Hauptrolle, sondern schrieb auch das Drehbuch.

Aus dieser Hilflosigkeit entwickelt sich dann auch die eigentliche Geschichte des Films. Eine Rachegeschichte mit komischen Elementen, wie Hader sie nennt, in der Georg sukzessiv gegen seinen ehemaligen Chef – gespielt von Jörg Hartmann – vorgeht, den er für seine Misere verantwortlich macht. Hader und Hartmann – auf der Thalia-Bühne ein Herz und eine Seele – verteidigen die Figur jedoch als äußerst anständigen Menschen. In der ursprünglichen Drehbuchfassung sei sogar noch vorgesehen, dass er ein versöhnliches Gespräch mit Georg sucht. „Dabei war ich nackt, das war eigentlich auch ganz süß“, sagte Hartmann lachend. Leider sei die Szene rausgeschnitten worden, weil der Rhythmus des Films sonst nicht mehr gestimmt hätte. „Aber auf der Dvd werden die Szenen sicher drauf sein, also wenn Sie Jörg Hartmann nackt sehen wollen, kaufen Sie sie“, warf Hader ein. Für ihn sei der Potsdamer die erste Wahl gewesen – und nicht etwa, weil Österreicher viel lieber ins Kino gehen, wenn der Böse ein Deutscher ist. Vielmehr möge er den Kulturaustausch und eben Hartmanns schauspielerisches Können. „Außerdem sprechen Österreicher deutlicher, wenn sie mit Deutschen spielen“, so Hader. Dadurch verstünde das deutsche Publikum wiederum mehr. Und das sei wichtig. Für die Zuschauerzahlen und eben, um zu lernen, dass „Die Zauberflöte“ ein Singspiel ist. Sarah Kugler

„Wilde Maus“ läuft täglich im Thalia-Kino, Rudolf-Breitscheid-Straße 50

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