zum Hauptinhalt

Kultur: Geschichte nicht nur sehen, sondern selber schreiben

Wie sich das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte neu profilieren will

Digital statt museal: So lässt sich das Konzept der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte (BKG) für das künftige Profil des Kutschstalls am Neuen Markt vereinfacht auf den Punkt bringen. Wie berichtet soll das im Kutschstall beheimatete Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) in den nächsten Jahren grundlegend erneuert werden. Bislang waren durch Medienberichte lediglich die Eckpunkte des Vorhabens bekannt: Statt des Museums soll hier künftig ein Education Center her, das mehr Potsdamer und Brandenburger und Touristen an den „touristisch bislang unterbelichteten“ Neuen Markt holt.

In einer Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag erläuterten Oberbürgermeister Jann Jakobs, Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch sowie Kurt Winkler und Brigitte Faber-Schmidt, die Geschäftsführer der BKG, wie das aussehen soll. Im Juli 2018 bereits soll die seit 15 Jahren bestehende Dauerausstellung „Land und Leute“ im Erdgeschoss des Kutschstalls für Sanierungsmaßnahmen geschlossen werden. Das historische Stadtmodell bleibt jedoch der Öffentlichkeit zugänglich und wird ab August 2018 zum Ausgangspunkt für eine Ausstellung zu Vergangenheit und Zukunft des Kutschstalls. Im Fontane-Jahr 2019 wird hier vom 7. Juni bis 30. Dezember die Sonderausstellung „Fontane.200/Brandenburg – Bilder und Geschichten“ gezeigt.

Erst nach Abschluss der Fontane-Schau folgt im Jahr 2020 die erneuerte Präsentation zur Auseinandersetzung mit brandenburgisch-preußischer Geschichte. Diese wird in zehn Kernthemen aufgegliedert sein und 100 „Highlight-Objekte“ zur Geschichte Brandenburgs umfassen. Neben dieser „nachhaltigen Struktur“ soll die Schau eine „aktuelle Struktur“ beherbergen, in der man sich mit den aktuellen Themen des jeweiligen Jahres auseinandersetzen will. Die Themenjahre sollen fester Bestandteil der BKG bleiben und künftig schon in der Konzeptionsphase auch im HBPG verankert werden.

Die Halle im Obergeschoss des Kutschstalls, die bisher für Sonderausstellungen genutzt wird, soll in einen „Experimentalraum“ umgewandelt werden – eine öffentliche „Brandenburg-Werkstatt“, wie Winkler es nennt. Hier sollen Besucher selbst zu Akteuren werden, sollen sich mit ihren eigenen Erfahrungen und Fragen einbringen. Dieses Geschoss ist temporären Rauminstallationen, öffentlichen Präsentationen und gemeinsam mit anderen Partnern aus Wissenschaft, Kultur und Bildung zu entwickelnden Ausstellungen vorbehalten.

Unterm Dach schließlich, wo einst Getreide gelagert wurde, soll ein „digitaler Speicher“ entstehen. Ein Medienzentrum, wo Nutzer Brandenburgs Geschichte über Filme, Tonaufnahmen und Dokumentationen erleben können – und auch selbst fortschreiben. Dieses Format richtet sich besonders an Schüler, Projekte der kulturellen Bildung und Geschichtsvereine.

Bis 2020 soll der Umbau rund fünf Millionen Euro kosten, danach muss sich die institutionelle Förderung durch Land und Stadt um rund 900 000 Euro im Jahr erhöhen. „Das städtebauliche Gefüge wird sich künftig grundlegend verändern“, begründete Oberbürgermeister Jakobs mit Verweis auf die Umgestaltung der Potsdamer Mitte und neue Protagonisten wie das Museum Barberini die Notwendigkeit für Neuerungen am HBPG. Zudem gelte es, die kulturelle Identität des Landes Brandenburg zu befördern – „und sich damit intensiver auseinanderzusetzen“.

Ministerin Martina Münch zufolge kann das HBPG auch bisher auf eine, besonders den großen Sonderausstellungen zu dankende Erfolgsgeschichte verweisen. Allerdings: Auf eben diese Profilierungsmöglichkeit muss das HBPG künftig verzichten: Aufwändige Sonderausstellungen wie die Schau zur Reformation sind künftig nicht vorgesehen. Ob Digitalität und Interaktivität reichen, um solche Inhalte zu ersetzen, wird sich zeigen. Lena Schneider

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false