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Rita Feldmeier und Joachim Berger sind Lore und Arne. 

© Andreas Klaer

„Gehen oder Der zweite April“ am Hans Otto Theater: Wenn die Eltern ihr Leben beenden möchten

Von familiären Verflechtungen erzählt das Stück „Gehen oder Der zweite April“. Am Freitag feiert es Premiere im Hans Otto Theater. 

Von Sarah Kugler

Potsdam - Mit der Beziehung zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern ist das so eine Sache. Wollen Mutter und Vater zu viel am Leben der Kinder teilhaben, wird es schnell anstrengend. Halten sie sich raus, kann ihnen Desinteresse vorgeworfen werden. Wo das Elternsein beginnt und endet, ist häufig ein wackeliger Balanceakt. 

In Jean-Michel Räbers Stück „Gehen oder Der zweite April“, das am morgigen Freitag Premiere im Hans Otto Theater hat, wird dieser Balanceakt noch zusätzlich auf die Probe gestellt. Lore und Arno – seit 50 Jahren verheiratet, Eltern von drei Kindern – beschließen, freiwillig aus dem Leben zu gehen. Weil Arno erste Anzeichen von Alzheimer aufweist, daran nicht zugrunde gehen möchte und Lore sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann. Als sie das ihren Kindern erzählen, bleibt das erhoffte Verständnis aus – nachvollziehbar, wie Lore-Darstellerin Rita Feldmeier im Vorgespräch sagt.

Ein fortwährendes Nachdenken

„Für mich war dieser Gedanke beim ersten Lesen gar nicht vorstellbar“, sagt sie. Erst mit der intensiven Beschäftigung des Stoffes habe sie eine Ahnung, ein vorsichtiges Verständnis dafür entwickelt, warum Eltern so entscheiden könnten. „Meine Eltern sind Mitte neunzig, immer noch zusammen“, erzählt sie sehr offen. Wenn die beiden ihr jetzt sagen würden, sie seien müde und wollten gehen, könnte sie das akzeptieren. Tatsächlich ist der Denkprozess aber noch nicht abgeschlossen

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Das Thema sei eben sehr komplex, sagt Schauspielkollege Joachim Berger, der den Arno spielt. Bei ihm sei der Denkprozess genau umgekehrt abgelaufen. Je tiefer er in das Stück eingetaucht ist, umso mehr stellte sich ihm die Frage nach der elterlichen Verantwortung gegenüber den Kindern. „Irgendwie sind die Vorwürfe der Kinder schon berechtigt“, sagt er nachdenklich.

Rita Feldmeier entgegnet sofort: „Kinder dürfen allerdings auch nicht so egoistisch sein und denken, dass die Eltern ewig für sie da sind.“ Das seien sie schließlich umgekehrt auch nicht immer. Die Kommunikation zwischen den beiden Schauspielern verläuft fast wie bei einem richtigen Ehepaar. „Das sind wir irgendwie auch“, sagt Feldmeier schmunzelnd, Berger nickt bestätigend.

Familiendynamik in all ihren Facetten

Überhaupt sei das Ensemble während der etwa siebenwöchigen Probezeit extrem zusammengewachsen. Gute Voraussetzungen für ein Stück, in dem Familiendynamik in all ihren Facetten herausgearbeitet wird. Denn auch wenn der Freitod des Elternpaares im Mittelpunkt steht, ist er doch auch Anstoß für viele andere Probleme, die im Laufe der Geschichte aufbrechen.

Etwa, dass Tochter Jule keine Kinder mehr bekommen kann und ihre Arbeit als Lehrerin aufgegeben hat. Eine längst verjährte Affäre von Arno mit Lores Schwester wird ebenso wieder ausgegraben wie alte Geschwisterrivalitäten. Am Ende geht es in „Gehen oder Der zweite April“ auch darum, wie jeder sein Leben so lebt, dass am Ende keine Reue bleibt. „Letztendlich sind die Verbindungen zu anderen Menschen immer das wichtigste“, sagt Joachim Berger dazu.

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Was am Ende bleibt

Das Stück zeigt solche Verbindungen aus verschiedenen Perspektiven. In einer Szene fragt die Tochter ihre Eltern nach ihren schönsten Erlebnissen: verrücktester Sex, Lieblingsfarbe, Lieblingskomponist. Dinge, die geblieben sind – und die sich in der Erinnerung der beiden durchaus voneinander unterscheiden.

Die Inszenierung am Hans Otto Theater wird diese Stelle poetisch etwas überhöhen, wie Feldmeier und Berger erzählen. Mit Puppen, die von den beiden gespielt werden. „Sie sind quasi unser Alter Ego“, sagt Berger. Viel mehr möchten die beiden aber noch nicht verraten. Was sie verraten: Auf der Bühne wird musiziert und gesungen. Ob die Musik der Balance der Familie zuspielt oder ihr entgegenwirkt, wird sich zeigen.

>>Für die Premiere am Hans Otto Theater, am 18. Januar 2019 um 19.30 Uhr, gibt es noch Karten.

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