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Kultur: Freude und Zartheit auf den Punkt gebracht Weihnachtsoratorium in der Friedenskirche

Vor Weihnachten spielt vor allem die Chormusik eine besondere Rolle – auch wenn die in Potsdam auch sonst nicht eben marginalisiert ist. Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium steht auf der Liste chorischen Musizierens ganz oben, denn viele Zuhörer sind davon überzeugt, dass erst mit dem Besuch des Kantatenzyklus von 1734 das Christfest beginnt.

Vor Weihnachten spielt vor allem die Chormusik eine besondere Rolle – auch wenn die in Potsdam auch sonst nicht eben marginalisiert ist. Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium steht auf der Liste chorischen Musizierens ganz oben, denn viele Zuhörer sind davon überzeugt, dass erst mit dem Besuch des Kantatenzyklus von 1734 das Christfest beginnt. Fünf Konzerte wurden in den Adventswochen allein in Potsdam geboten. Drei werden noch folgen. Die Nachfrage ist groß.

Die Friedenskirche Sanssouci gehörte dieser Tage zu den sehr gut besuchten Aufführungsorten des Bach-Werkes. Seit 58 Jahren präsentiert der Oratorienchor Potsdam alljährlich das Weihnachtsoratorium. Für viele Sängerinnen und Sänger ist das am Ende eines Jahres ein Höhepunkt chorischen Singens. Unter dem Dirigat von Tobias Scheetz verbanden sich am Donnerstag dessen Weichheit und Klarheit in der Tongebung. Auch die gute Deklamation sowie die Chorbalance konnten überzeugen. Scheetz hielt stets die Waage zwischen subtiler Nachdenklichkeit und kraftvollem Jubel bei zumeist frischen und straffen Tempi. Der Dirigent hat offenbar umfassend mit dem Chor gearbeitet und eine gewinnende Qualität erreicht. Zu wünschen wäre, wenn er sie nach der Interimszeit des kommenden Jahres noch ausbauen könnte.

Es brauchte nur die wenigen markanten Paukenschläge und Fanfarenklänge und das erste „Jauchzet, frohlocket“ des Eingangschores, um das Gefühl von Weihnacht beim Zuhörer zu wecken. Die große Freude und die Zartheit des weihnachtlichen Geschehens haben neben dem Oratorienchor auch die Kammerakademie Potsdam sowie die Solisten Christina Elbe, Ursula Thurmair, Volker Arndt und Daniel Blumenschein feinsinnig belebt. Die Sopranistin Christina Elbe nahm mit einer leichten, mühelos geführten Stimme für sich ein und nutzte die wenigen Gelegenheiten in den ersten drei Kantaten sich als präsente Vokalistin zu positionieren. Ursula Thurmair, Mezzosopran, ging mit flexibler Tongebung und ruhiger Souveränität ans Werk. Zum Höhepunkt ihrer Soli reifte und gedieh die Arie „Schließe mein Herze“, wozu auch der großartige Konzertmeister der Kammerakademie, Peter Rainer, beitrug. Hier flossen Wort und Ton zart, innig und stimmig ineinander. Volker Arndts schöner und schlanker Tenor ist bestens für den Part des Evangelisten geeignet und hat vor allem in der lyrischen Komponente seine Stärken. Die Rezitative werden durchgehend überzeugend gestaltet, auch wenn sich manchmal Höhenschwierigkeiten einstellten. Die geglückte Hirtenarie „Frohe Hirten, eilet“ zeugte von Arndts stimmlichen Möglichkeiten und interpretatorischen Fähigkeiten. Der Bass Daniel Blumenschein verfügt über eine noble, klangvolle und fein geführte Stimme, die er in der Friedenskirche zu starker Deklamation zu nutzen verstand.

Die Kammerakademie Potsdam ist seit Jahren freundschaftlich mit dem Oratorienchor verbunden. Das ist natürlich ein großes Plus für die Sänger, ist doch das mit dem Echo-Preis ausgezeichnete Orchester auch in der Barockmusik zu Hause. In der Friedenskirche blieben die Musiker auch in der stärker auftrumpfenden Geste kontrolliert und artikulierten aktiv und differenziert. Präzise und oft filigran belebten sie das musikalische Geschehen spürbar. Weihnachten kann kommen. Klaus Büstrin

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