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Folgen der FH-Besetzung in Potsdam: Die Kunst auf die Straße gesetzt

Die Galerie Sperl muss sofort aus der FH raus. Eine Ausnahme oder eine Bewachung der Tür soll es nicht geben. Die Galerie wird damit unfreiwillig in die Wirren um die FH nach der Besetzung des Gebäudes hineingezogen.

Potsdam - Die Sperl Galerie im Schaufenster des Fachhochschulcampus am Alten Markt bleibt ab sofort geschlossen. „Wir müssen jetzt sofort raus“, sagte Galeristin Ursula Sperl den PNN. „Das Haus soll komplett geschlossen und abgeriegelt werden.“ Eine Ausnahme für die Galerie werde es nicht geben. Der Hauptgrund sei eine Sicherheitstür, die Galerie und FH-Räume miteinander verbindet. „Da hätte es eine Lösung gegeben, die Tür absperren oder bewachen, aber die wollte man nicht“, sagte Sperl.

Die große Potsdamer Galerie wird somit unfreiwillig in die Wirren der Besetzung des Fachhochschulgebäudes vom vergangenen Wochenende hineingerissen. Vor vier Jahren waren die beiden Potsdamer Galeristen ins sogenannte Schaufenster eingezogen, als Zwischennutzer für 500 Quadratmeter, die damals leer standen. Für die entgeltliche Nutzung der Räumlichkeiten mit der FH hatte es allerdings keinen Mietvertrag gegeben, lediglich einen Kooperationsvertrag. Der sollte zum Ende September auslaufen. „Darauf waren wir vorbereitet“, sagte Ursula Sperl. „Dass es jetzt so überstürzt gehen muss, ist für uns sehr schwierig.“

Neuer Raum noch nicht in Sicht - Künstler bundesweit verteilt

Erschwerend kommt hinzu, dass Sperls noch keine Ersatzräume für die Weiterführung der Galerie haben. Geplant war, die Werke – Hunderte teils großformatige Gemälde und Skulpturen – zunächst den Künstlern zurückzugeben, die Galerie vorübergehend still zu legen und später an einem neuen Standort wieder zu öffnen. „Aber unsere Künstler kommen aus ganz Deutschland – die können nicht von einem auf den anderen Tag anreisen und ihre Bilder holen.“

Bereits am Montag mussten Sperls mit der Räumung als auch dem Abbau der aktuellen Ausstellung beginnen. Wegen des Zeitdrucks und weil Rainer Sperl zudem einen gebrochenen Fuß hat, mussten sie dafür eine professionelle Firma buchen – alles ungeplante Kosten. Weiterhin hieß es am Montag zunächst, der Abbau habe ausschließlich über den Haupteingang der FH zu erfolgen – ein riesiger Umweg. Dann durften sie doch den ebenerdigen Galerieausgang nutzen und mit Fahrzeugen ans Haus heranfahren. „Immer unter Aufsicht eines Wachmanns“, sagte Ursula Sperl.

Ausstellung wird wohl verschoben

Die Pressestelle der FH äußerte sich bis gestern nicht auf Anfragen zum Prozedere des de facto Rausschmisses. Sperls betonen, die Zusammenarbeit mit der FH habe in den vier Jahren gut geklappt. Dass es jetzt so unangenehm endet, findet sie sehr schade. Die FH habe sogar Ersatzräume für die im August geplante letzte Ausstellung mit Skulpturen von Rainer Sperl angeboten. „Wir könnten den Theatersaal im Campus Bornstedt nutzen“ sagte Sperl. Es sei aber logistisch nicht möglich, eine Skulpturenausstellung so schnell an einem anderen Ort aufzubauen. Zudem sei der FH-Campus kein Ort, der kaufkräftiges Publikum anzieht.

Die Ausstellung werde es aber auf jeden Fall geben – vermutlich nun erst im Herbst. Die bereits fertigen Einladungskarten und Flyer sind nun nicht mehr zu gebrauchen und müssen neu gedruckt werden – Kosten, auf denen Sperls vermutlich sitzen bleiben werden.

Die Stadt Potsdam hat immerhin Unterstützung bei der Raumsuche zugesagt. „Wir sind mit Sperls in Kontakt“, sagte ein Stadtsprecher am gestrigen Mittwoch. An der aktuellen Lage ändert das freilich nichts.

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