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Stellte sich den Fragen des Publikums.  "Werk ohne Autor" Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck im Babelsberger Thalia-Kino. 

© Manfred Thomas

Florian Henckel von Donnersmarck stellte "Werk ohne Autor" in Potsdam vor: Die nackte Kritik

Beim Filmgespräch im Thalia-Kino verteidigte Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck seinen Film "Werk ohne Autor" gegen die schlechten Filmkritiken und reagierte auch auf Gerhard Richters negative Äußerung zum Filmtrailer.  

Von Sarah Kugler

Mit dem Verhältnis von Kritiker- und Publikumsmeinung ist das so eine Sache. Nicht selten liegen sie weit auseinander. Was der Kritiker liebt, stößt auf Ablehnung bei den Zuschauern – oder auch umgekehrt. Das aktuelle Werk von Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck („Das Leben der Anderen“) ist so ein Umgekehrt. Sein Film „Werk ohne Autor“ wird in der deutschen Presse weitestgehend vernichtend besprochen, „Süßigkeiten für Geschichtsblinde“ titelt der Tagesspiegel, „Der Film spricht fließend Klischee“ hält die Frankfurter Allgemeine – durchaus treffend – fest. Doch das Publikum strömt trotzdem: Am Donnerstagabend, einen Tag nach offiziellem Kinostart, füllt der Film den großen Saal des Babelsberger Thalia-Kinos, die Vorstellung ist ausverkauft. 

Das mag auch daran liegen, dass Donnersmarck persönlich seinen Film dort vorstellt. Doch der lange Applaus am Ende des Films, gepaart mit nicht wenigen Standing-Ovations, spricht für sich. Dem Publikum scheint zu gefallen, was es sieht. 

Viel Stoff in drei Stunden 

Schauspielerin Paula Beer, die mit Kollege Sebastian Koch am Donnerstag ebenfalls im Thalia zu Gast war, hat einen Erklärungsversuch parat: „Der Film bringt unglaublich viel zusammen“, sagt sie. Jeder könne einen anderen Film sehen, weil jeder einen anderen Schwerpunkt sieht. Tatsächlich verpackt der Film in guten drei Stunden sehr viel Stoff. 

Kurt Barnert (als Erwachsener gespielt von Tom Schilling) wächst im Nationalsozialismus auf, seine Tante Elisabeth (zauberhaft: Saskia Rosendahl) versucht, ihn zu einem freidenkenden Jungen zu erziehen, wird aber selbst mit Schizophrenie diagnostiziert und von den Nazis erst zwangssterilisiert und dann ermordet. Dieser Verlust prägt Barnert, der sich zunächst in der DDR als Künstler versucht, seine Erfüllung jedoch nicht im Sozialistischen Realismus, sondern erst später in der BRD in der freien Malerei findet. Und in seiner großen Liebe Ellie, die seiner Tante nicht nur ähnlich sieht, sondern auch ihren Namen trägt (Paula Beer hat dafür viel zu wenig Raum). Ihr Vater (hinreißend kontrolliert: Sebastian Koch) ist außerdem der Arzt, der über das Schicksal seiner Tante entschieden hat. 

Star-Besuch im Thalia.  Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck, Paula Beer und Sebastian Koch (v.l.). 
Star-Besuch im Thalia.  Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck, Paula Beer und Sebastian Koch (v.l.). 

© Manfred Thomas

Der Film ist angelehnt an Gerhard Richters Biografie

Ähnlichkeiten mit der Biografie des Malers Gerhard Richter, dessen Werke bis 21. Oktober im Museum Barberini gezeigt werden, sind kein Zufall: Donnersmarck, der auch das Drehbuch zu dem Film geschrieben hat, hat sich im Vorfeld lange mit Richter unterhalten, wie er am Donnerstag erzählt. „Er war einer von vielen Künstlern, mit denen ich mich getroffen habe“, so der Regisseur. Richter habe ihm besonders viel seiner Zeit geschenkt, der Film sei aber nur eine Anlehnung an dessen Leben, auf die er eine Fiktion draufgesetzt habe. 

Er wollte vielmehr die Geschichte erzählen, wie jemand mit all den Verletzungen, der Tragik des Lebens umgehe und etwas Großes daraus schaffe. Künstlerisch spielen im Film tatsächlich nur Richters verwischte Fotografiebilder eine Rolle. Lediglich der Satz Kurt Barnerts: „Im Moment interessiere ich mich für Farbpaletten“ weist auf seine späteren Werke hin, die derzeit auch in Potsdam ausgestellt sind. 

Spielt im Film hinreißend kontrolliert. Schauspieler Sebastian Koch (links). 
Spielt im Film hinreißend kontrolliert. Schauspieler Sebastian Koch (links). 

© Manfred Thomas

Gerhard Richter kritisierte den Trailer des Films

Gesehen habe Richter den Film noch nicht, wie Donnersmarck im Thalia sagt. „Ich habe gehört, dass er den Trailer nicht mochte, was mich doch etwas wundert“, fügt der Regisseur hinzu. Aber ein Trailer sei eben nur ein Trailer. Überhaupt sei das mit Kritiken so eine Sache: „Ich habe das Gefühl, dass die persönliche Einstellung der Kritiker mir gegenüber auf den Film abfärbt und das ist schade.“

Auch Paula Beer wehrt sich gegen die Kritik, ihre Rolle sei nur auf Barnerts (größtenteils nackte) Muse und Kindsmutter reduziert: „Man darf nicht vergessen, dass der Film in den 60er Jahren spielt, die Stellung der Frau war eine andere“, sagt sie. Sie habe sich bewusst für die Rolle entschieden. Nach ihrer Interpretation durchlebe Ellie durchaus eine Befreiung und finde in Barnert einen Gleichgesinnten, der wie sie für das Künstlerische lebt. 

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