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Kultur: Flöte des Königs

Konzert mit Vortrag im Potsdam Museum

Friedrich II. komponierte Musik für die Traversflöte. Er spielte sie aber auch selbst, auf Instrumenten seines Flötenlehrers Johann Joachim Quantz oder des Potsdamers Friedrich Gabriel August Kirst. Eine Kirst-Flöte, die im Besitz des Monarchen war, gehört seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Sammlungsbestand des Potsdam Museums. In einer Benefizveranstaltung seines Fördervereins hat Matthias Deinert, freier Provenienzforscher am Museum, in einem kenntnisreichen und lebendigen Vortrag den Weg der Flöte nachgezeichnet: Aus den königlichen Gemächern in das Herrenhaus der Familie Brandhorst in Satzkorn, von dort als Geschenk zwischen 1912 und 1931 an das Städtische Museum Potsdam. Der Berliner Flötenvirtuose Georg Müller hat auf ihr mehr als 200 „kunsthistorische Konzerte“ bestritten, begleitet von dem Organisten der Garnisonkirche, Otto Becker, am Cembalo.

Die Traversflöte musste am Konzertabend am Freitag aus konservatorischen Gründen schweigen, doch eine historische Aufnahme vom Anfang der 30er-Jahre konnte einen Eindruck von deren kernigem Klang vermitteln. Georg Müller, Mitglieder der Kapelle der Staatsoper Berlin und Otto Becker am Cembalo spielten auf einer Schellack-Platte Musik Friedrichs des Großen ein. Das Museum erhielt sie Ende 1932 von der Deutschen Grammophon-Aktiengesellschaft Berlin.

Doch auf original gespielte Flötenmusik musste man im eher nüchternen Saal des Potsdam Museums nicht verzichten. Hannes Immelmann musizierte auf einer Kirst-Kopie des holländischen Instrumentenbauers Simon Pollak. Mit dem Ensemble Musica Affettuosa, das sich der Alten Musik widmet, interpretierte er Flötenkonzerte von Quantz und Friedrich dem Großen, die in durchweg galantem und melodiösem Stil geschrieben wurden. Immelmann, der von dem Streichquartett und der Cembalistin Christine Kessler mit viel Einfühlungsvermögen begleitet wurde, zeigte vor allem, wie leicht und fein der Ton der Traversflöte sein kann. Bei allem Respekt vor Quantz und Friedrich, es wurde aber auch deutlich, dass Vivaldi und Bach kompositorisch von größerem Format waren. Das Cellokonzert in d-Moll von Antonio Vivaldi wurde zwar zunächst etwas übertrieben schnell musiziert, doch machte besonders die Cellistin Lea Rahel Bader durch ihr virtuoses Spiel das Werk zu einem spannenden musikalischen Ereignis. Die kammermusikalische Besetzung ließ die liebevolle Detailarbeit und das gut aufeinander abgestimmte Ensemblespiel bestens zutage treten. Dies erlebte man auch bei Bachs 5. Brandenburgischem Konzert in D-Dur, bei dem neben Hannes Immelmann der Geiger Mark Schimmelmann und vor allem die Cembalistin für solistischen Glanz sorgten. Klaus Büstrin

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