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Kultur: Fliegender Wechsel

Filmretrospektive der Europäischen Austausch-Akademie im Museum Fluxus+

Harry Heying, der künstlerische Direktor der Europäischen Austausch-Akademie sprüht vor Begeisterung, wenn er von seinen Studenten erzählt. Seit 2003 treffen sich jährlich rund 40 Kunststudenten und Dozenten von elf verschiedenen Hochschulen, hauptsächlich aus Europa und den USA, im Sommer in Beelitz-Heilstätten. Vier Wochen lang haben sie im geschichts- und geschichtenträchtigen Umfeld der ehemaligen Männerlungenheilstätte die Gelegenheit, einander kennen zu lernen, sich auszutauschen und miteinander künstlerisch zu arbeiten. Im Ergebnis dieses multikulturellen Kunstlabors entstehen neben Wandbildern, Fotografien und Performances auch Videofilme.

Im Museum Fluxus+ besteht die Gelegenheit, einige der im vergangenen Jahr entstandenen Studentenfilme zu sehen. Dabei handelt es sich um Kurzfilme, die ausschließlich in Gemeinschaftsarbeit entstanden sind. Die Studenten, die meisten von ihnen haben keine Filmerfahrung, bekommen insgesamt ein Budget von 300 Euro und eine geliehene Kamera. Innerhalb kurzer Zeit sind sie aufgefordert, ein Filmthema zu finden, das Skript zu verfassen und die Aufgaben unter allen Beteiligten zu verteilen. Maler, Bildhauer und Fotografen werden so zu Schauspielern oder Regisseuren, entwerfen Dekorationen und den Sound. Und es ist gewollt, dass alle neue Erfahrungen machen, sich auf bisher unbekanntem Terrain ausprobieren. Das Wichtigste ist, sich innerhalb kurzer Zeit zu entscheiden, sagt Harry Heying, und auf das zu reagieren, was die anderen machen. Der Film „The voice“ entstand so innerhalb einer Woche. Jeweils acht Studenten drehten einen Tag lang zwei Minuten und am nächsten Tag war eine andere Gruppe dran, die das Entstandene spontan weiterführen musste. Der Sinatra-Song „Strangers in the Night" war dabei die einzige Konstante und die Filmproduzenten setzten sich kreativ mit dem sie umgebenden multimorbiden Umfeld auseinander.

Genauso experimentell wurde auch „Scene Change“ gedreht, ein halbstündiger Film, der aus sechs Szenen mit jeweils eigenem Regisseur, Kameramann und Produzenten besteht.

Zwischen diesen erzählen die Beteiligten von ihren Erfahrungen mit dem ungewohnten Medium und der kollektiven Arbeitsweise, die sich in die Tradition von Fluxus stellen lassen kann. Astrid Priebs-Tröger

Retrospektive 2007 im Museum Fluxus+ bis 21. September, täglich von 12 bis 20 Uhr, kostenfrei, Abschlusspräsentation der diesjährigen Europäischen Austausch-Akademie heute in Beelitz-Heilstätten.

Astrid Priebs-Tröger

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