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Filmorchester Babelsberg: Zwischen Hoffnung und Hass

Wie Filmkomponist Laurent Eyquem und Filmorchester Babelsberg 1918 musikalisch greifbar machen.

Potsdam - Vor 100 Jahren, am 11. November 1918, war der Erste Weltkrieg endlich vorbei. Eine neue Zeit begann. Sechzehn europä- ische Nationen gaben sich im Jahr 1919 eine neue Verfassung als demokratische Republiken oder als parlamentarisch kontrollierte Monarchien, zwanzig Jahre später sollten sie fast ausnahmslos zu einer autoritären Staatsform übergegangen sein. Doch zunächst entstehen inmitten von Trauer, Enttäuschung und alten Ängsten neue Träume und Hoffnungen. Kommunisten und Nationalsozialisten versprechen ihren Zeitgenossen das „Paradies auf Erden“. Und säen doch Hass.

Die dokumentarische Dramaserie „Krieg der Träume“ die gegenwärtig für Arte, Ard und Orf von vielen internationalen Partnern realisiert wird, schildert die dramatische Zeit der Jahre zwischen den beiden Weltkriegen, eine Zeit, die die von der Depression zu den Goldenen Zwanzigern über die Weltwirtschaftskrise hin zur Machtergreifung der Nationalsozialisten umfasst.

Dabei folgt die Dramaserie den Schicksalen von außergewöhnlichen Männern, Frauen und Kindern aus Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien, Österreich, Schweden, Polen und der Sowjetunion anhand ihrer Tagebuchaufzeichnungen, Briefe und Memoiren. Ein halbdokumentarisches Prisma schillernder europäischer Figuren, die, jede auf ihre Weise, ihre Zeit geprägt haben, ist im Entstehen, und porträtiert unter anderem den aus Polen stammenden Stummfilmstar Pola Negri, den Kommunist Hans Beimler oder den KZ-Kommandanten von Auschwitz, Rudolf Höss.

Nach dem Erfolg von „14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs“ entwickelten Jan Peter und Gunnar Dedio die Fortsetzung der zeitgeschichtlichen dokumentarischen Dramaserie „Krieg der Träume“ (Buch und Regie Jan Peter und Frédéric Goupil). 120 Schauspieler aus zwölf Ländern und 700 Komparsen sind daran beteiligt. An spannenden Momenten wird die Serie noch zusätzlich gewinnen, dass umfangreiches Archivmaterial verwendet wird. Die originalen Filmbilder, die vor 80 bis 100 Jahren gedreht wurden, verschränken sich übergangslos mit den Schauspielszenen.

Die Dreharbeiten sind beendet. Nun ist der Komponist Laurent Eyquem am Zug. Der aus Bordeaux stammende und der vor allem in Hollywood arbeitende Musiker hat sich in erster Linie der Filmmusik zugewandt, unter anderen sind „Momentum“, „Tokarev“ und auch „14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs“ mit seinen Kompositionen versehen worden. Im Musikatelier des Studios Babelsberg ist Eyquem dieser Tage mit den Aufnahmen seiner Komposition zu „Krieg der Träume“ beschäftigt. Das fast 100-jährige Deutsche Filmorchester Babelsberg ist dabei sein kreativer Partner. Eyquem lobt die Musiker, sie arbeiten durch ihre hohe Professionalität und Erfahrung in Sachen Filmmusik sehr überzeugend. Mehrere hundert Partiturbücher sind seit September 2017 entstanden, verrät der Komponist. „Die Musik ist in der Zeit entstanden, als parallel die Drehbücher geschrieben wurden“, sagt Laurent Eyquem.

Das Regieteam und der Komponist wissen natürlich auf Anhieb, wie ein Thema, wie Bilder, Emotionen musikalisch umgesetzt werden sollen, sodass sich Film und Musik zu einem Gesamtkunstwerk finden. „Ein Filmkomponist sollte in allen Musik-Stilen zu Hause sein, von Alter Musik bis zum Pop und darüber hinaus. In dieser Serienproduktion, die in den 1920er und 1930er Jahren angesiedelt ist, hatten der Jazz, die Zwölfton-Musik, aber auch das Militante musikalisch das Sagen.“

Die Aufbruchsstimmung und die Ungewissheit in der Weimarer Zeit, das Nationalistische und Völkische während der braunen Diktatur mussten in der Filmkomposition zum Tragen verdeutlicht werden. „Man wird nicht nur ,schöne’ Musik erleben, sondern auch solche, die die Brüche in jener Zeit hörbar macht, scharfe Dissonanzen“, sagt Laurent Eyqeum. Er hat die gesamte Filmmusik geschrieben – nur die Internationale und ein Nazi-Lied haben ihre eigenen Schöpfer. 

„Krieg der Träume“ läuft am 17.9. um 22.45 Uhr in der ARD

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