zum Hauptinhalt

Kultur: Filmmuseum feiert Helga Schütz Filmgespräch zum

80. Geburtstag der Autorin

„Zwiesel“ hatte ihr aktueller Roman heißen sollen, nach einem Baum, dessen Stamm sich in zwei Kronen teilt. Ein Wortungetüm. Daher musste das aktuelle Prosa-Stück von Helga Schütz unter dem braven Titel „Die Kirschendiebin“ erscheinen. Die sprachverliebte, sprachgewandte Autorin, die am Montag 80 Jahre alt wird, musste sich den Vorgaben des Verlags beugen.

Wirklich verbogen hat sich die 1937 im Schlesische geborene und in Dresden aufgewachsene Drehbuchautorin und gelernte Gärtnerin im Laufe ihrer langen Laufbahn indessen wohl nie. In den 1960er-Jahren studierte sie an der Filmhochschule „Konrad Wolf“ in Babelsberg, wo sie seit 1993 einen Lehrauftrag hat. Am bekanntesten von ihr ist vielleicht der umstrittene Defa-Film „Die Schlüssel“, ein außergewöhnlicher Spielfilm aus dem Jahr 1974. Ein bisschen von Jean-Luc Godards Nouvelle-Vague-Klassiker „Außer Atem“ durchweht die Liebesgeschichte um zwei junge Menschen (gespielt von Jutta Hoffmann und Jaecki Schwarz), die gemeinsam nach Krakau reisen und am Ende durch einen Unfall tragisch auseinandergerissen werden.

„Die Schlüssel“ war so brisant, dass man den im August dieses Jahres verstorbenen Regisseur Egon Günther und seine Drehbuchautorin, die auch eine private Beziehung verband, danach lieber nur auf Klassiker ansetzte. Es entstand unter anderem „Die Leiden des jungen Werthers“ (1976). Anlässlich des runden Geburtstages von Helga Schütz und als Auftakt einer Film- und Veranstaltungsreihe zu „Weimarer Klassik im Film“ zeigt das Filmmuseum Potsdam „Die Leiden des jungen Werthers“ am Freitag, dem 6. Oktober, um 20 Uhr – in Anwesenheit der Autorin. Knut Elstermann wird sie vor dem Film zu ihrer Arbeit befragen.

Weitere Drehbücher von Helga Schütz entstanden für „Seilfahrt 69“ (1969), „Tage auf dem Lande“ (1975), „P.S.“ (1979), „Martin Luther“ (1983) und „Fallada – letztes Kapitel“ (1988). Seit den 1970er-Jahren verfasste sie auch Prosa, oft mit Motiven aus ihrer eigenen Biografie. Darunter in den letzten Jahren „Knietief im Paradies“ (2005) über das Überleben nach der Bombardierung Dresdens, „Sepia“ (2012) über eine junge Liebe in Potsdam zur Zeit des Mauerbaus – und jüngst eben „Die Kirschendiebin“. Hierin kehrt Helga Schütz erneut zur Zeit des Mauerbaus zurück und erzählt von einer Liebe, die damals begann und Jahrzehnte später, nach langer Unterbrechung, wieder aufflammt. les

„Die Leiden des jungen Werthers“, am 6. Oktober um 20 Uhr im Filmmuseum, Breite Straße 1 a. Vor Filmbeginn: Helga Schütz im Gespräch mit Knut Elstermann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false