zum Hauptinhalt
Aus der Ahnung wird Gewissheit. Felix (Henry Hübchen, r.) und Thomas (Max Simonischek) lernen sich zufällig kennen und kommen über Frauen ins Gespräch. Bis Felix erkennt, dass sie beide von der gleichen Frau sprechen.

©  promo

Filmgespräch im Thalia-Potsdam: Gespräch unter Männern

Martina Gedeck und Henry Hübchen bei der Vorpremiere von „Am Hang“ im Thalia Filmtheater

Von Sarah Kugler

Potsdam - Liebe und Macht. Zwei Wörter, die allen romantischen Vorstellungen zum Trotz mehr miteinander zu tun haben als man denkt. Die Liebe hat Macht über den Menschen, manche Menschen benutzen die Liebe als Macht und wieder andere erkaufen sich mit ihrer Macht Liebe. Doch was passiert, wenn dieser Reigen aus Gefühl und Kraft plötzlich zum Selbstläufer wird und zwei einander eigentlich völlig fremde Menschen in seinem Strudel mitreißt? Dieser Frage geht Markus Imbodens neuer Film „Am Hang“ nach, den er am Sonntagabend in einer Vorpremiere im Babelsberger Thalia Filmtheater zusammen mit seinen beiden Hauptdarstellern Martina Gedeck und Henry Hübchen vorstellte.

Der Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Markus Werner basiert, erzählt von Felix (Henry Hübchen) und Thomas (Max Simonischek). Zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine Lebemann, Scheidungsanwalt und überzeugter Junggeselle. Der andere Gewohnheitsmensch, Künstler und eiserner Verfechter der Ehe. Mehr oder weniger zufällig finden die beiden über eine Flasche Wein zueinander und tauschen sich dabei über ihre unterschiedlichen Ansichten von Liebe und Leben aus. Felix erzählt von seiner Frau (Martina Gedeck), die ihn nach 12 Jahren erfüllter Ehe verlassen hat. Eine Tatsache, die er immer noch nicht überwunden hat. Thomas hingegen berichtet über eine faszinierende Affäre, die er beendete als sie zu emotional wurde. Nach und nach wird Felix klar, dass sich ihre Gespräche um die gleiche Frau drehen und er beginnt ein abgründiges Machtspiel mit seinem Gegenüber zu treiben, aus dem letztendlich beide nur als Verlierer entkommen können.

Imboden schafft es in seinem Film gekonnt Gegensätze wie Leidenschaft und Sicherheit, Liebe und Macht gegenüberzustellen und sie gleichzeitig so miteinander zu verweben, dass nicht das Gefühl einer tabellarischen Aufzählung aufkommt. Wie der Regisseur im sich anschließenden Filmgespräch sagte, bestand die Schwierigkeit vor allem darin, die Struktur des Romans filmisch darzustellen. „Letztendlich ist das Buch ja ein langer Dialog“, so Imboden. „Diesen szenisch umzusetzen war die größte Herausforderung.“ Die Frage aus dem Publikum, ob ihm diese Herausforderung Angst eingeflößt hätte, verneinte er aber. „Davon muss man sich einfach freimachen bei solchen Projekten“, sagte er. „Sonst wäre ich ja ständig gehemmt und könnte nicht arbeiten.“ Es hätte wohl auch ein wenig geholfen, dass der Autor sich nicht in die Filmarbeiten eingemischt hätte. „Er sagte immer, ein Film ist ein Film und ein Buch ist ein Buch“, so der Regisseur. „Er freue sich, dass wir einen Film machen und wäre gespannt auf das Ergebnis.“ An dem Buch hätte Imboden am meisten die Gespräche der Männer interessiert. „Ich war wahnsinnig fasziniert davon, dass sich Männer auch über etwas anderes als Autos und Fußball unterhalten können“, sagte er augenzwinkernd. „Diese Intensität, die zwischen den beiden entsteht, ist unglaublich spannend, das wollte ich einfangen.“

Ausgehend von den Protagonisten hätte er auch seine Hauptdarsteller ausgewählt. „Henry stand sofort fest“, so Imboden. „Dann kam Max, na ja und dann war Martina auch nicht mehr weit.“ Allerdings hätte er auf seinen ersten Wunschkandidaten fast verzichten müssen, da Hübchen sich mit dem Projekt zunächst etwas schwer tat. „Ich war schon begeistert von dem Projekt, aber ich hatte auch unglaublichen Respekt vor dieser Rolle“, sagte der Schauspieler. „Also habe ich immer zu- und abgesagt und letztendlich haben Markus und ich viel geredet und dann war ich dabei.“ Außerdem hätte er schon immer gerne mal mit Gedeck spielen wollen, was seine Entscheidung, in dem Film mitzuspielen, noch bestärkt hätte. „Sie ist so eine fantastische, große und starke Frau“, so Hübchen. Auch die Schauspielerin freute sich sichtlich über die Zusammenarbeit mit ihrem Kollegen. „Ich finde wir sind so ein schönes Paar“, sagte sie schmunzelnd. „Und ich finde es so schön, dass, obwohl Henry ja eher aus der Komödie kommt, wir beide so wunderbar ernst zusammen spielen konnten.“ An ihrer Rolle hätten sie vor allem die zwei unterschiedlichen Seiten des Charakters fasziniert. „Wie sie beides sein kann, liebende Ehefrau und freiheitssuchende Liebhaberin, das ist toll und hat großen Spaß gemacht zu spielen.“ Hübchen nickte daraufhin bestätigend. „Am liebsten hätte ich die Rolle der Valerie gespielt“, sagte er. „Diese Macht, die sie über die beiden Männer hat, die letztendlich beide ausgelaugt zurückbleiben, das ist toll.“

Diese Ausgelaugtheit, die Hübchen beschreibt, ist maßgeblich für den Film. Sie steht symbolisch für die Umkehrung der Machtverhältnisse. Glaubt man am Anfang, Thomas und Felix wären diejenigen, die die Fäden der Geschichte in der Hand halten, so ist es am Ende doch Valerie, die das Handeln der männlichen Protagonisten bestimmt. Letztendlich ist sie es auch, die sich als einzige aus dem Reigen von Liebe und Macht befreit und ihr Leben selbst in die Hand nimmt.

„Am Hang“ ist ab Mittwoch täglich im Thalia Filmtheater in der Rudolf-Breitscheid-Straße 50 zu sehen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false