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Regisseurin Ina Weisse.

© Manfred Thomas

Filmgespräch im Potsdamer Thalia: Ina Weisse stellte "Das Vorspiel" vor

Über Seife auf Geigensaiten und enormen Ehrgeiz beim Musizieren sprach Regisseurin und Schauspielerin Ina Weisse im Babelsberger Kiezkino.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Der Abend beginnt mit einer schnellen Nachübersetzung. Weil vergessen wurde, deutsche Untertitel unter die französischen Passagen des Films „Das Vorspiel“ zu schalten, ergänzt Ina Weisse sie mündlich nach der Vorstellung. Die Regisseurin stellte ihren Film am Donnerstagabend im Babelsberger Thalia-Kino vor. „Das ist jetzt wahnsinnig komisch, dass ich den Film erklären muss, schon ein wenig absurd“, sagte Weisse. Ohne Französischkenntnisse sei es allerdings „eine Vollkatastrophe“, wenn die Untertitel fehlen. Wichtige Dialoge gingen so verloren. Denn die Protagonistin Anna (Nina Hoss) ist in „Das Vorspiel“ mit einem Franzosen (Simon Abkarian) verheiratet, die Gespräche zwischen den beiden verlaufen fast immer in seiner Muttersprache. 

Für die Handlung sind diese Gespräche wichtig, denn zwischen den beiden kriselt es. Weil Anna eine Affäre hat, aber auch, weil sie als ehemalige Geigerin den gemeinsamen Sohn Jonas (Serafin Mishiev) – der ebenfalls Geige spielt – musikalisch unter Druck setzt. Die Situation verschärft sich, als Anna einen neuen Geigenschüler (Ilja Monti) bekommt. Ihm begegnet sie zunächst mit Wärme, drillt ihn aber zunehmend. Woher diese plötzliche Strenge kommt, erzählt der Film nur bruchstückhaft. Wirklich nahe kommt man Anna, die Nina Hoss mit einer ungeheuren Intensität spielt, als Zuschauer nicht. Was sie umtreibt, ihre inneren Gedanken werden nicht auserzählt und lassen Raum für eigene Interpretationen.

Ina Weisse beim Gespräch im Thalia.
Ina Weisse beim Gespräch im Thalia.

© Manfred Thomas

Nina Hoss spielte auf Seife

Eigentlich, so verrät Ina Weisse im Thalia, sollte zu Beginn auch nicht Anna, sondern die Ehe im Mittelpunkt stehen. „Beim Schreiben hat sich der Schwerpunkt dann aber immer mehr auf sie verlagert.“ Weil die Figur der Musikerin so spannend gewesen sei, der Druck unter den sie sich selbst stellt. „Musiker sind ja an sich schon zerrissene Figuren, weil sie im Moment sein müssen, aber gleichzeitig in der Zukunft beim nächsten Ton.“ Und ganz ohne Druck funktioniere das Musizieren eben auch nicht. „Es geht hier auch um die Arbeit, um den Prozess der Aneignung.“ Weisse hat selbst 13 Jahre lang Geige gespielt und dann zum Klavier gewechselt. Bekannt geworden ist sie vor allem als Fernsehschauspielerin, „Das Vorspiel“ ist nach einigen Kurzfilmen und einer Dokumentation ihr zweiter Langspielfilm als Regisseurin. 

Auch Hauptdarstellerin Nina Hoss hat für den Film Geigenunterricht genommen – um authentisch zu wirken. Beim Drehen wurden ihre Geigensaiten allerdings mit Seife eingeschmiert, damit sie stumm bleiben. Ihre Lehrerin Marie Kogge hat die Musik für den Film gespielt, wie Ina Weisse erzählt. Anders bei Geigenschüler-Darsteller Ilja Monti: Er ist tatsächlich ein Schüler des Musikgymnasiums Carl Philipp Emanuel Bach, in dem der Film auch gedreht wurde. Zwei Jahre lang hat Weisse ihn vor dem Dreh im Unterricht begleitet. „Die Kamera war ihm relativ egal“, erzählt sie. „Er hat im Prinzip einfach immer weiter geübt.“ Um einen erhitzen Rotton in sein Gesicht zu bekommen, musste sie ihn erst Treppen hoch und runter laufen lassen. 

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Der Film ist auch eine Liebesgeschichte

Trotz des Musikschwerpunktes ist der Film für Weisse eine Liebesgeschichte. „Annas Mann lässt ihr viel Freiraum, obwohl er weiß, dass sie eine Affäre hat“, sagt die Regisseurin. „Auf der anderen Seite ist er natürlich auch feige, scheut die Konfrontation.“ Aber genau das sei das Spannende. Dieses Wissen darum, dass da zwei sind, die zusammenpassen und trotzdem eine komplizierte Beziehung führen. Ursprünglich hatte Weisse einen russischen Ehemann für Anna im Kopf, auch weil sie russische Musik sehr mag. Doch da der Film – der auch vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert wurde – eine französische Förderung bekam, war eine entsprechende Figur Pflicht. 

Mit Simon Abkarian ist Weisse eine exzellente Besetzung gelungen, sein bedrückt-zurückhaltendes Spiel passt gut zu Nina Hoss. „Sie brauchte auch die Herausforderung von den Kollegen, das hat hier gut funktioniert“, sagt Weisse. Das Thalia hat den Zuschauern der Donnerstag-Vorstellung übrigens Freikarten für einen erneuten Filmbesuch versprochen – dann auch mit den wichtigen französischen Untertiteln. 

>>Der Film läuft täglich im Thalia-Kino

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