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Film: Maskierte Ehrlichkeit

Filmuni-Absolvent Daniel Wild hat mit seinem Debüt „Lux – Krieger des Lichts“ einen klugen Film über reales Heldentum gedreht.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Sie tragen schillernde Kostüme mit Capes und Masken, helfen alten Menschen über die Straße oder verteilen Lebensmittel an Obdachlose. Real Life Superheroes nennen sich diese, vornehmlich in den USA auftretenden Helfer – Superhelden des wahren Lebens. Torsten, der Protagonist von Daniel Wilds Film „Lux – Krieger des Lichts“ ist so ein Real Life Superhero. Wild hat ihn nach Berlin verpflanzt, an einen Ort, an dem sich niemand daran stört, wenn ein junger Mann in einer Art Batman-Anzug in der U-Bahn sitzt, wie er im Babelsberger Thalia-Kino sagte. Dort stellte der Absolvent der Potsdamer Filmuniversität am Mittwochabend seinen ersten Langspielfilm vor.

Unglaublich vielschichtig ist der geworden, sowohl visuell als auch inhaltlich eine Wucht. Erzählt wird von Torsten (Franz Rogowski), einem stillen Mann, der Lebensmittel an Obdachlose verteilt und seine Mutter (Eva Weißenborn) betreut. Bei seinen Heldentaten bleibt er lieber anonym, deswegen trägt er sein Kostüm. Doch das fällt auf. Ein Filmteam (Tilman Strauß und Anne Haug) möchte eine Dokumentation über ihn drehen. Soweit, so gut, wäre da nicht ein Produzent (Heiko Pinkowski), der sich mehr Action, mehr Gewalt und natürlich Sex wünscht. Torsten wird medial aufgeputscht, sein Ideal vom bescheidenen Helden droht zu schwinden.

Diese Fallhöhe an der Figur hat Daniel Wild interessiert, wie er am Mittwoch sagte. Zunächst sei er von den realen Superhelden fasziniert gewesen, habe sich gefragt, was das für Menschen seien. „Mich hat aber auch interessiert, wie wir mit solchen Menschen umgehen, die selbstlos helfen.“ Sein Film erzählt von den dunklen Antworten auf diese Frage: Nämlich von der Reduzierung des Helden auf einen Freak und von der medialen Ausbeutung. In Hauptdarsteller Franz Rogowski („Fikkefuchs“, „Love Steaks“) hat er einen Hauptdarsteller gefunden, der diese Bürde des Helden exzellent trägt. Torstens Schwanken zwischen schüchternem Glückssucher und selbstlosem Rächer ist fast körperlich spürbar, so sehr ist Rogowski in seiner Rolle. Besonders im Zusammenspiel mit Kollegin Kristin Suckow strahlt er, dann ist er wirklich ein Krieger des Lichts. Dass die Chemie zwischen den beiden sofort gestimmt hat, wie Suckow im Thalia erzählte, glaubt man sofort. Wie die Schauspielerin, die ebenfalls Absolventin der Filmuniversität Babelsberg ist und im Film Torstens Traumfrau spielt, sagte, sei der Film eine tolle Möglichkeit gewesen, Tanz, Gesang und Schauspiel zusammenzubringen. Allerdings mit einem Preis: Beim PoledanceTraining hat sie sich die Knie blau geschlagen. Im Film ist davon nichts zu sehen. Ihre Performance wirkt mühelos, die Tanzszenen sind anspruchsvoll in Szene gesetzt. Überhaupt ist die Kameraarbeit von Yannick Bonica herausragend.

Seine Übergänge zwischen Filmhandlung und der Dokumentation im Film sind fließend. Irgendwie wackelt die Kamera immer etwas, die Unschärfen scheinen manchmal an der falschen Stelle zu sein. Dazwischen immer wieder lange Einstellungen, intime Nahaufnahmen.

Etwa von der wunderbaren Potsdamer Schauspielerin Eva Weißenborn, die Torstens Mutter mimt. Mit liebenswürdiger Kodderschnauze und einer Augenbrauenmimik, die für sich spricht. Auf die Frage, wie sie auf Wilds Angebot, in seinem Film mitzuwirken, reagiert hat, antwortete sie am Mittwoch nur mit: „Schöne Rolle, mach ich!“. Damit hatte sie die Lacher einmal mehr auf ihrer Seite.

Auch darum ging es Wild mit dem Film: Um Authentizität, um Ehrlichkeit. Sein Film spielt damit, zerstört klug die Vorstellungen der Zuschauer, genauso wie seinen Helden selbst – der trotz seiner Kostümierung die authentischste Figur des Films ist. 

„Lux – Krieger des Lichts“, außer Sonntag täglich im Thalia-Kino.

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