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Die Berliner Schaubude präsentiert im Rahmen des Festivals ihr Stück „¡ ver-rückt !“ in Potsdam. 

© T-Werk/promo

Figurentheater in Potsdam: Das „Radar“-Festival im T-Werk

Bagger, die um Liebe kämpfen, Frau Holle für Erwachsene und Miniaturbühnen: Im T-Werk stellen junge Figurenspieler ihre Arbeiten vor.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Manchmal ist es ein Guckloch, manchmal sind es die Kopfhörer, durch die eine Geschichte transportiert wird. Kleine Geschichten sind das, in kleinen Räumen, mit kleinen Figuren. Das „Radar“-Festival des Potsdamer T-Werks und der Berliner Schaubude beginnt am heutigen Freitagabend mit Vorführungen in Miniaturtheaterkästen und zeigt bis Sonntag im T-Werk in der Schiffbauergasse ganz unterschiedliche Figurentheaterstücke.

Darum geht es nämlich: Das Figurentheater in den Mittelpunkt zu rücken, junge Figurenspieler vorzustellen und einen frischen Blick auf das Genre zu werfen. Dabei gehe es überhaupt nicht immer um das klassische Figurentheater mit Marionetten oder Handpuppen, sagt Jens-Uwe Sprengel, künstlerischer Leiter des T-Werks. „Es ist viel performativer, die Künstler spielen mit Körpern und Material, auch mit Masken wird viel gearbeitet.“ Manches komme physikalischen Experimenten gleich, anderes sei dann wieder sehr figurativ.

Besonders schwärmt er von dem „Lambe Lambe“-Programm am Freitagabend. Dort werden zehn Miniaturstücke gezeigt, die jeweils etwa fünf Minuten dauern und in kleinen Kastenbühnen aufgeführt werden. Diese Aufführungstechnik – „Lambe Lambe“ genannt – sei wohl 1989 in Südamerika entstanden, um Kinder, trotz des offiziellen Verbots von Aufklärungsunterricht, aufklären zu können. Später wurde es ein beliebtes Format für die Straße und deren Feste.

Nicht alle Stücke sind jugendfrei

Apropos Aufklärung: Auch wenn Figurentheater zunächst nach Kindertheater klingt, sind die meisten Stücke des Festivals eher für Erwachsene gedacht. „Manche sind tatsächlich nicht ganz jugendfrei, ich würde sie erst ab 14 Jahren empfehlen“, sagt Sprengel. Viel verraten kann er insbesondere zu den „Lambe Lambe“-Stücken nicht – sie seien so kurz, dass er die Geschichten vorwegnehmen würde. Nur so viel: „Ein Stück erzählt beispielsweise vom Liebeskampf eines Baggers.“

Ebenfalls zu sehen ist am Freitag „Frau Holle außer Kontrolle“ – entgegen dem Titel ist auch dieses Stück keines für Kinder. Das Märchen der Frau Holle wird hier in die Gegenwart übertragen und zu einer Geschichte über Gewinnoptimierung verwandelt. Zuschreibungen wie Fleiß und Faulheit sollen in dem Stück thematisiert werden, genauso wie deren Auswüchse innerhalb einer freien Marktwirtschaft – ein humorvolles Stück mit kritischem Blick.

Das Festival ist also ganz und gar für Erwachsene? „Nein“, sagt Sprengel. Am Sonntag bringt die Berliner Schaubude ihr Stück „¡ ver-rückt !“ auf die Bühne des T-Werks – und dieses ist für Kinder ab vier Jahren gedacht. „Im Grunde geht es hier darum, was passiert, wenn etwas kaputtgeht.“ Performancetheater werde gezeigt, mit Objekten und verschiedenen Materialien. Dies klinge komplizierter, als es eigentlich ist: „Das ist ja das Verrückte – das vermeintlich klassische Märchen Frau Holle wird für Erwachsene umgearbeitet und das Materialtheater für Kinder“, sagt Sprengel. „Ich finde das richtig toll.“ 

>>Das ganze Programm finden Sie unter: www.t-werk.de

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