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Das Festival Localize findet 2022 am Telegrafenberg Potsdam in einer Industriebrache statt.

© Foto Robert Krug

Festival Localize am Telegrafenberg: Liebeskummer, Klimakrise, Krieg

"Übern Berg" lautet das diesjährige Motto des Kunstfestivals Localize. Ein Wochenende lang soll eine Industriegebiet am Fuße des Telegrafenbergs mit 33 künstlerischen Positionen belebt werden.

Potsdam - Drei Tage, drei Hektar, 33 künstlerische Positionen: Das Festival Localize hat sich für die diesjährige Ausgabe erneut viel vorgenommen. Nachdem es im letzten Jahr um den Park Babelsberg in seiner Widersprüchlichkeit zwischen Badestelle, Kulturerbe und Rodelparadies ging, erkundet das „Festival für Stadt, Kunst und Kultur“ nun vom 15. bis 17. Juli ein leerstehendes Post-Gewerbegelände am Telegrafenberg.

Das Motto „Übern Berg“ bezieht sich den Veranstaltern zufolge nicht nur auf die geografische Lage des brachliegenden Ortes jenseits der Innenstadt, sondern auch auf die Rolle, die „der Kultur beim Überwinden gesellschaftlicher Herausforderungen zukommt“, wie es in der Ankündigung heißt. Gewagt werden soll nichts Geringeres als eine Bestandsaufnahme nach über zwei Jahren Pandemie.

Die Reaktion eines ukrainisch-künstlerischen Duos auf den Krieg

Über einen Open Call waren Künstler:innen und Kulturschaffende im März aufgerufen worden, orts- und themenspezifische Arbeiten für das Festival zu entwickeln. Knapp 200 Einreichungen gab es - die Grundlage für die Ausstellung, die ab Freitag für drei Tage in dem Bürokomplex am Telegrafenberg zu sehen sein wird.

Eröffnet wird das dreitägige Programm am Freitag um 17 Uhr. Am Samstag ist von 12 bis 22 Uhr Programm, am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Täglich sollen Artwalks angeboten werden, die die Besucher:innen zur gemeinsamen Begehung mit dem Festivalteam und Künstler:innen einladen.

Thematisch sind die Beiträge weit gestreut: Es soll um Liebeskummer gehen, um die Klimakrise und auch um Kriegserfahrungen. Eine Videoinstallation des ukrainisch-russischen Duos Dasha+Zhanar zeigt etwa ihre Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands und setzt sich und das Publikum der eigenen Hilflosigkeit und dem Schmerz aus.

Auch die Potsdamer Künstlerin Jenny Alten ist dabei, nachts gibt es Party

Eine großformatige Installation auf dem Außengelände steuert die Potsdamer Künstlerin Jenny Alten bei: Sie lässt eine mintgrüne Glaspergola in der Funktionsarchitektur auf fließende Farbströme treffen - und macht gedankliche Querverbindungen zu Blut und Krieg, aber auch zu Fruchtbarkeit und Neubeginn möglich.

Der Aktionskünstler Albrecht Fersch bietet eine selbst gesteuerte, spielerische Konfrontation an: eine partizipative Klanginstallation. Besucher:innen lässt er mit einem Mini-Autoscooter ferngesteuerte Autos und Klangkörper aufeinander zu bewegen - angedacht ist das als ein „elektromotorisiertes Zufallskonzert“.

Begleitet wird die Ausstellung von einem musikalischen Programm. Eingeladen sind vier Bands und sieben DJ-Acts, die in den Abendstunden eine Open-Air-Bühne bespielen sollen. Die Dresdener Dream-Pop-Band Tinted House bietet verzerrte Gitarren, GIRLWOMAN verträumten Rave - beide spielen zur Eröffnung am Freitag. Am Samstagabend kommt die Berliner Künstlerin Mulay, gefolgt von dem Wiener Duo Skofi & Skyfarmer. Mit den an beiden Abenden anknüpfenden DJ-Sets soll das verwaiste Postgelände auch in den Nächten zum Leben erweckt werden.

Urbanes Labour für kollaborative Experimente seit 2008

Das Festival Localize gibt es seit 2008. In jährlich wechselnden thematischen Schwerpunkt und variierenden Teams erkundet es urbane Orte für zeitgenössische Kunst. Localize versteht sich „als urbanes Labor, Plattform für kollaborative Experimente und städtische Impulsgeber:in“. Localize hat sich in der Vergangenheit bereits dem Bahnhof Pirschheide gewidmet, dem Kutschstall - und 2020 unter dem Motto „Center Shock“ einigen Orten in der Innenstadt, als Konkurrenz zur offiziellen Einheits-Expo. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist kostenfrei, um einen freiwilligen Eintritt wird gebeten. 

Vollständiges Programm unter www.localize-potsdam.de

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