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Hildegard Knef

© promo/Verlag Bibliothek der Provinz

Kultur: Faszinierend und abstoßend zugleich Weißbarth stellt sein Hildegard-Knef-Buch vor

Es brodelte in ihm. Der Pubertierende saß in den „Park–Lichtspielen“ in Berlin Steglitz und sah die Knef in „Das große Liebesspiel“.

Es brodelte in ihm. Der Pubertierende saß in den „Park–Lichtspielen“ in Berlin Steglitz und sah die Knef in „Das große Liebesspiel“. Seine gerade gewonnene Männlichkeit ergoss sich ganz von selbst feucht in die Jeans. Mit diesem Bekenntnis beginnt das Buch von Eberhard Weißbarth „Hildegard Knef zwischen gestern und heute“, das er am heutigen Donnerstag anlässlich des 10. Todestages der Diva im Filmmuseum vorstellt (Verlag Bibliothek der Provinz, mit DVD 24 Euro). Es blieb nicht bei dieser Anbetung seines Idols. 36 Jahre später folgte die Ernüchterung. Inzwischen Produzent und Regisseur wollte Weißbarth unbedingt einen Dokumentarfilm über die inzwischen aus Hollywood zurückgekehrte und hochverschuldete Schauspielerin drehen. Die erste persönliche Begegnung beschreibt er noch voller Sympathie: Hildegard Knef war „ganz gewöhnlich, kein Star, aber irgendwie stark gealtert, dicke Schminke, verlebtes Gesicht, zerfurcht von den Qualen ihrer zahlreichen Krankheiten und den Tabletten“. Mit ihren inzwischen fast 65 Jahren hatte sie für ihn „was Faszinierendes und Abstoßendes zugleich“.

Im manchmal recht burschikosen Plauderton lässt der Autor dann noch einmal die Dreharbeiten Revue passieren, die ihn immer wieder an der Rand der Verzweiflung trieben. Er beschreibt, wie die Diva „am Set rumzickte, was das Zeug hielt“. Mal passte ihr die Kameraführung nicht, mal das Licht. „Sie benahm sich wie eine kleine dumme Anfängerin, die Starallüren hat.“ Ja, und Weißbarth schwang sich sogar auf, zu ihrem dritten Mann, Paul von Schell, der sie immer bei den Dreharbeiten begleitete, wutentbrannt zu sagen, dass seine Frau einfach keinen Charakter habe. Doch am Ende war die Dokumentation, in der sie auf ihr ganzes, zum Teil verkorksten Leben zurückblickt, dann doch im Kasten. Weißbarth, der den Film selbst finanzieren musste, ging nicht damit pleite.

Am Ende der Drehtage in Berlin und Babelsberg im Jahr 1990 gab es das große entwaffnende Eingeständnis Hildegard Knefs. Sie bekannte, dass ihre wechselnden Launen vor allem ihren Schmerzen geschuldet gewesen seien. Diese Ehrlichkeit des so oft aufbrausenden egozentrischen Stars rührte den Regisseur dann doch an. Und Hildegard Knef bedankte sich zuguter Letzt mit einem dicken Lob: „Alle möglichen Idioten glaubten über mich Bescheid zu wissen und einen Film drehen zu können. Aber deiner, deiner hat MICH gezeigt, wie ich wirklich bin und fühle.“ Da war dann der wohl ebenfalls mitunter etwas großschnäuzige Eberhard Weißbarth sprachlos und ganz sicher zutiefst geschmeichelt. Das Buch mit einer Vielzahl verschwommener Aufnahmen am Rande der Dreharbeiten ist sehr offenherzig geschrieben und es erzählt über Eitelkeiten – auf beiden Seiten der Kamera. Heidi Jäger

Donnerstag, 16. Februar, 18.30 Uhr, Filmmuseum, Breite Straße 1A, nach der Lesung läuft die Dokumentation von Eberhard Weißbarh über Hildegard Knef

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