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Kultur: Farbe bekennen

Die Sperl Galerie setzt auf Rot / Bilder von Fancher

Nachdem die Galerie Ruhnke mit ihrer aktuellen Ausstellung die gelbe Karte ausgespielt hat, setzt nun die Sperl Galerie entschieden auf Rot. Unbehelligt von der in der Hegelallee geradezu programmatisch durchdeklinierten Präsentation in Gelb, gibt seit dem Wochenende ein paar Straßenzüge weiter die Farbe Rot kraftvoll den Ton an.

In den Bildern der US-Amerikanerin Fancher Brinkmann, die die Sperl Galerie nun in einer Einzelausstellung präsentiert, wird die Farbe Rot zum Protagonisten, die nur ab und an einen farblichen Gegenspieler neben sich duldet.

Mit der Zeit hat sich in der Arbeitsweise der Künstlerin – in früheren Jahren auch als Architektin, mittlerweile aber ausschließlich als Malerin tätig – das Rot als künstlerisches Ausdrucksmittel in zunehmendem Maße durchgesetzt. Ein Leben ohne Rot wäre für die 1957 in Alabama geborene Malerin, die seit mittlerweile 25 Jahren in München lebt und arbeitet, wohl schlechterdings unmöglich. Gleichwohl gibt die unter dem Namen Fancher firmierende Künstlerin nicht so ohne weiteres preis, was sich hinter ihren überwiegend abstrakten Bildern verbirgt.

Nur zögerlich erzählt sie, wie sie der herausfordernden, verführerischen Kraft des elementaren Rot immer wieder aufs Neue verfällt. Die Faszination der Farbe Rot gründet dabei für die Malerin nicht in den zahlreichen Bedeutungen, mit denen man Rot landläufig so gerne assoziiert. Vielmehr spricht Fancher von einer sehr starken Kraft, durch die sie sich geradezu unwiderstehlich zum Rot hingezogen fühlt, so dass sie zum buchstäblich roten Faden in ihrer künstlerischen Arbeit wird.

Dass die Malerin daneben auch noch andere Register zieht, offenbart die Ausstellung nur am Rande durch den ausliegenden Katalog und ein etwas aus der Reihe fallendes querformatiges Gemälde mit dem Titel „the lake“ als eine in die Abstraktion überführte Landschaft in melancholischer Farbskala mit ausdrucksvollem Wolkenszenario.

Fanchers in Öl auf Leinwand gemalte, meist großformatige abstrakte Kompositionen entstehen in der Regel über einen Zeitraum von mehreren Wochen. Häufig lasiert die Künstlerin die Farbe in mehreren Schichten übereinander. Am Ende ist das fertige Ölgemälde von der Farbe schwer gesättigt. Auch wenn ihre Bilder zuweilen mit künstlerischen Ikonen wie Mark Rothko oder William Turner kokettieren, erreichen sie nicht deren Leichtigkeit. In der gezeigten Ölmalerei Fanchers dominiert neben der Wirkung der Farbe die der Materie als pastose Farbschichtung. Einige Bilder bekommen dadurch eine Schwere, der das Energiepotential der rot aufgeladenen Bilder Fanchers nicht immer standhält. Hier erscheinen dem Auge des Betrachters die außerdem gezeigten monochromen Kompositionen in Gelb und Blau als eine willkommene Abwechslung, indem sie die überbordende Dominanz des Rot zumindest stellenweise durchbrechen.

Bilder wie „plateau“ und „in the fields“, die mit zarten Gelbchangierungen spielen, vermitteln zu den kleinformatigen Papierarbeiten, leicht und locker daherkommenden Ölskizzen, die anders als die gewichtigen Leinwände unbetitelt sind und ein unbeschwertes Eigenleben zu führen scheinen.

Der Reiz dieser mit lasierter Ölfarbe gemalten und mit Ölkreide bearbeiteten kleinen Formate liegt gerade in ihrer skizzenhaften Ausführung und dem Umstand ihrer Entstehung als Farbstudie oder weil die Malerin gerade unterwegs auf Reisen ist. Almut Andreae

„Fancher: Malerei“ in der Sperl Galerie: bis 2. April, geöffnet Mi-So 12 – 18 Uhr, Mittelstraße 30.

Almut Andreae

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