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Kultur: Es luthert

Lieder und eine Ausstellung läuten Potsdams Themenjahr „Stadt trifft Kirche“ ein. Ein Ausblick

Martin Luther wusste wohl um die emotionale Bedeutung der Musik. Für den Gottesdienst und für das Volk. Ja, Lieder wie „Ein feste Burg ist unser Gott“ bekamen den Charakter eines Revolutionsliedes. Aber sie sollten nach dem Willen Luthers nicht als Protestsong gesungen werden, sondern ihm war wichtig, dass „die Musica aller Bewegung des menschlichen Herzens eine Regiererin“ ist. Er war der festen Überzeugung, dass nichts anderes als die Musik die Traurigen fröhlich und die Fröhlichen traurig machen kann. Der Reformator hat immer wieder selbst zur Feder gegriffen und Lieder gedichtet, bei einigen auch die Melodien geschrieben: für die Lehre, den Gottesdienst, die geistliche Auseinandersetzung und für den alltäglichen Gebrauch. Er gab sie 1524 in einem ersten evangelischen Gesangbuch heraus. Damit machte er deutlich, dass das gemeinsame Singen eine Möglichkeit ist, jedem Menschen eine Stimme zu geben.

Vier der 36 Lieder Luthers stehen ab kommendem Samstag im Mittelpunkt einer vierteiligen Gottesdienst-Reihe in der Friedenskirche Sanssouci. Erster Prediger ist Andreas Hillger aus Dessau, der sich als Dramaturg und Autor von Theaterstücken über Martin Luther, die mit großem Erfolg in den Lutherstädten Wittenberg und Eisleben aufgeführt wurden, einen Namen gemacht hat. Er wird einen Tag nach dem Epiphanisfest (Drei-Königs-Tag) am Samstag, dem 7. Januar, um 16 Uhr über das beliebte Weihnachtslied „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ predigen. Kantor Johannes Lang spielt an der Woehl-Orgel musikalische Reflexionen zu dem Choral von Johann Sebastian Bach und Max Reger. Die Predigtreihe wird am 21. Januar sowie am 11. und 25. Februar jeweils um 16 Uhr fortgesetzt. Der letzte Termin hält eine musikalische Uraufführung bereit. Der Potsdamer Komponist Gisbert Näther hat zu dem Choral „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ ein Trio geschrieben, das vom Ensemble a tre erstmals musiziert wird.

Der morgige Gottesdienst mit Luther-Liedern ist der Auftakt zum diesjährigen Potsdamer Themenjahr „Stadt trifft Kirche“, das anlässlich des 500. Reformationsjubiläums veranstaltet wird. Zwar findet man in der Landeshauptstadt kein geschichtliches Denkmal aus der der Zeit der Reformation, doch die Kirchen sind aus dem gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Leben Potsdams nicht wegzudenken. „Gute Gründe also, sich im Rahmen des Reformationsjubiläums auf eine spannende Interaktion zwischen Stadt und Kirche einzulassen und damit Bürgerinnen und Bürger, Gäste und Besucher, Christen und Nichtchristen anzusprechen“, erläutert Sigrid Sommer, Potsdams Marketingchefin, das Herangehen der Stadt zum Themenjahr.

Auch die Tatsache, dass der Deutsche Evangelische Kirchentag Berlin-Wittenberg im Mai praktisch vor der Haustür stattfindet, gab den Impuls. Somit sind an den zahlreichen Veranstaltungen, die 2017 von der Stadtverwaltung initiiert werden, vor allem die Kirchengemeinden und Religionsgemeinschaften mit einer Vielfalt von Konzerten, Vorträgen, Lesungen und Ausstellungen beteiligt. Von religiöser Vielfalt berichtet die Ausstellung „Potsdam bekennt die Farben. Erleuchtung, Lichtblick, Hoffnungsfunke“ im Bildungsforum. Die jüdischen Künstlerinnen und Künstler Inessa Roszenfeld, Ilja Kleiner und Emil Falkovskiy von der Jüdischen Gemeinde Potsdam e.V. haben sich des weitgespannten Themas angenommen.

Der Terminkalender ist für die kommenden Monate bereits prall gefüllt. Hier kann nur eine kleine Veranstaltungsauswahl bedacht werden. Am kommenden Montag, dem 9. Januar, gastiert ab 18 Uhr in der St. Nikolaikirche der Augustana Chor aus Sioux Falls, USA. Der Verein für musikalisch-literarische Soireen in Potsdam im Potsdam Museum kündigt für den 11. Februar um 17 Uhr eine Veranstaltung an, in der der international renommierte Historiker Heinz Schilling aus seiner viel beachteten, 2014 erschienen Biografie „Martin Luther: Rebell in einer Zeit des Umbruchs“ liest. Wolfgang Boettcher, der vor dem Eintritt in seinen Ruhestand Solocellist der Berliner Philharmoniker war, spielt Solosuiten von Johann Sebastian Bach. Mit der Wiederaufführung der Luther-Messe des Potsdamer Musikers und Komponisten Michael Schütz, dargeboten unter anderem von der Popkantorei Potsdam und dem Staatsorchester Frankfurt (Oder), setzt sich am 25. Mai in der Friedenskirche die musikalische Auseinandersetzung mit Luther fort.

Das Hans Otto Theater bereitet jetzt bereits in der Regie von Tobias Wellemeyer die Aufführung des Toleranz-Schauspiels „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing vor. Premiere ist am 17. Februar. Ein Fest der Religionen ist am 2. September auf dem Bassinplatz vorgesehen. Und am 8. September eröffnet dann im Haus der Brandeburgisch-Preußischen Geschichte die Ausstellung „Reformation und Freiheit. Luther und die Folgen für Brandenburg und Preußen“.

„Lutherlieder – Predigtreihe: Ein neues Lied wir heben an“ mit Andreas Hillger am morgigen Samstag um 16 Uhr in der Friedenskirche Sanssouci (Am grünen Gitter 3). Die Ausstellung „Potsdam bekennt die Farben“ ist bis 31. Januar im Bildungsforum Potsdam (Am Kanal 47) zu sehen

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