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Kultur: Es blüht noch immer

Ein neues Buch erzählt aus Leben und Wirken des Bornimer Staudenzüchters und Gartenphilosophen Karl Foerster anhand der Erinnerungen von Zeitzeugen

Geburtstage wurden bei Foersters wohl immer gefeiert, mal im großen, mal im kleinen Kreis. Auch andere Anlässe waren es wert, mit Freunden zusammenzukommen. Dann traf man sich meist im Garten am Bornimer Raubfang zu nachdenklichem und heiterem Geplauder. Auch 46 Jahre nach seinem Tod wird Karl Foersters Geburtstag jedes Jahr gefeiert. Seit vielen Jahren lädt dazu der Verein der Freunde der Freundschaftsinsel am 9. März zu Musik, Lesung und Kaffeetrinken ein. Der Gärtner, Staudenzüchter und schriftstellernde Philosoph hatte stets ein Auge auf dieses Eiland inmitten des Potsdamer Stadtzentrums. Bei den Geburtstagsfeiern treffen sich die alten und neuen Freunde und Bewunderer Foersters, von denen es zahlreiche gibt. Sie sprechen gern über den Meister, wollen die Erinnerung an ihn lebendig halten.

Dabei hilft nun die Berliner Autorin Irmela Körner. Sie hat sich auf die Spur gemacht, um Wegbegleiter Karl Foersters und seiner Familie zum Gespräch einzuladen. Auch andere „lebende Erzähl-Quellen“, die über Foersters Wirken, das bis heute seine blühende Wirkung nicht verloren hat, berichten können, traf sie bei ihren Erkundungen. Das war sicherlich auch nicht schwer, denn echte Foersterianer lassen sich nicht lange bitten, über den Bornimer Gärtner zu erzählen: Da sind beispielsweise die ehemaligen Mitarbeiter Foersters Marianne Kretschmann, Konrad Näser und Andreas Gaedt, der Potsdamer Gartendenkmalpfleger Felix Merck und sein Vorgänger Peter Herling, der Insel-Gärtner Jörg Näthe oder die Gärtnerin Kristina Scheller.

In dem Text-Foto-Buch „Der Stauden-Schöpfer“ sprechen die Zeitzeugen und Denkmalpfleger wunderbar plastisch über den Menschenfreund, den Gärtner und Züchter, den Gartenphilosophen sowie Sprachschöpfer. Das Buch ist jetzt neu bei Monumente Publikationen, dem Verlag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, erschienen.

Natürlich findet man darin manch bekannte Geschichte, die Foerster in seinen Büchern erzählte, so von den Kindheitstagen in der Berliner Sternwarte seines berühmten Vaters Wilhelm Foerster, von seiner Mutter Ina Foerster, die ihm unendlich viele musische Anregungen vermittelte. Auch die Gärtnerei-Anfänge in Berlin-Westend und der Umzug an den Bornimer Raubfang, die Erfolge von Stauden-Züchtungen dürfen nicht fehlen.

Irmela Körner berichtet über Leben und Nachleben Foersters, über das seiner Frau Eva sowie der Tochter Marianne, mit viel Liebe und Lebendigkeit und schafft treffliche Verbindungen zu den Erzählern, die sie heute fand. Dabei verschweigt die Autorin nicht, dass der Gärtner sich gegenüber den Nationalsozialisten indifferent verhielt. Er schwor auf die „menschenverbindende und erwärmende Kraft“ der Blumen und Pflanzen. In der DDR haben die Staatsoberen Karl Foerster vor allem als Aushängeschild und Devisenbringer sehr geschätzt. Seine poetischen Bücher „Ferien vom Ach“, „Warnung und Ermutigung“ oder „Es wird durchgeblüht“ konnten im Union Verlag problemlos erscheinen.

Ja, man kann mit Lektüre des neuen Buchs sein Wissen über den „Stauden-Schöpfer“ erheblich erweitern, auch wird man zur besinnlichen Naturbetrachtung stets eingeladen. Zum Erfolg des Buchs tragen auch die meisterlichen Bilder des Potsdamer Fotografen Hans Bach bei. Er setzt die vielfältigen Gartenlandschaften und Pflanzenzüchtungen wirkungsvoll in Szene.

Die Marianne-Foerster-Stiftung, die unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz noch zu Lebzeiten der Tochter Foersters ihre Arbeit aufnahm, sowie die Untere Denkmalschutzbehörde Potsdam haben sich intensiv um den Erhalt von Wohnhaus und Garten Karl Foersters bemüht.

Zur Bundesgartenschau 2001 in Potsdam konnte der Garten rekonstruiert für öffentliche Besichtigungen frei gegeben werden. Irmela Körner hat gemeinsam mit dem Gartendenkmalpfleger Potsdams, Felix Merck, das Foerster-Haus besucht. Merck, so die Autorin, sichtet „alte Bilder, Bücher, Notizen, überwacht die Arbeiten und rekonstruiert akribisch den Zustand des Hauses.“ Derzeit sind die verschiedenen Gewerke am und im Haus beschäftigt, um es zu sanieren und zu restaurieren. Eines Tages, es werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen, wird es als Erinnerungs- und Begegnungsstätte zugänglich sein.

Der Garten und die Staudenzüchtungen haben natürlich im Buch Priorität. Irmela Körner erinnert an den Besuch der Schriftstellerin Renate Feyl in den 70er-Jahren im Bornimer Areal: „Ich suche ein Haus und finde einen Garten. Einen Traum von einem Garten, ein Gartengedicht. Alles ist üppig. Alles ist großzügig“, schrieb Feyl. Schließlich hat sie für den Garten zwei Worte parat: „Gepflanzte Poesie.“

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