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Kultur: Erfrischendes vom „Brausehaus“

Potsdamer Bandkollektiv stellt neuen Sampler vor

Gibt es ihn denn, den typischen Brausehaus-Sound? Das Potsdamer Bandkollektiv „Brausehaus“, das seinen Ursprung und seinen Namen einer ehemaligen Limonadenfabrik in Potsdam-West verdankt, in der Proberäume und Studios untergebracht sind, hat jetzt einen CD-Sampler mit elf Tracks herausgebracht. Am Samstag wurde er offiziell veröffentlicht – und um es gleich vorwegzunehmen: Ja, es lässt sich tatsächlich eine gemeinsame Handschrift der Bands feststellen.

Die ist nicht nur wahnsinnig erfindungsreich, sondern auch ziemlich retro. Diese Reaktivierung eines Rock-Subgenres, das an die 70er-Jahre erinnert, ist freilich keine Potsdamer Erfindung, aber im Brausehaus scheint dieser psychedelische Duktus perfektioniert worden zu sein: viel Stoner- und Wüstenrock, der sich aber einfach großartig anhört.

Symphonisch zum Beispiel, wie im hypnotischen Eröffnungsstück von „Minerva“, das gleich mit voller Kraft einsteigt. Da können „Hungry At Heart“ danach nur die Geschwindigkeit hochschrauben: Überhaupt fällt diese Band am ehesten durchs Raster. „Liquid Silk“ dagegen spielen wieder diesen klassischen, breiten Wüstenrock, der wie eine ewige Huldigung an „Black Sabbath“ klingt. „EM“ dagegen spielen Blues, der in ein schmutziges Gewand gehüllt wird – kein Wunder, hat sich das Duo doch intensiv im Mississippi gewaschen. „Conium“ beginnen im fünften Track ungewohnt ruhig, doch die Experten der Steigerung wissen genau, wie man Songs bastelt. Das wissen „Animal Drive“ auch: Die depressive Erzählstruktur des Songs mit ganz viel Echo lässt sich eher in der Grunge-Richtung verorten. Zwischendurch geht es in den elektronischen Chill-Out-Bereich, bevor „Sun“ mit ihrem verfrickelten Metalsound, der sich nicht mit Regelmäßigkeiten aufhält, wieder voll einsteigen. Und „Stonehenge“ holt den Sampler einfach wieder in die 70er zurück: Eine Orgel einzusetzen ist schon mutig, aber wenn sie so perfekt platziert ist wie bei „Stonehenge“, hat man alles richtig gemacht. Dann ist der Rocksound auch schon wieder vorbei: Mit den sphärischen Elektrobasteleien von „Petroschi“ mit ganz vielen Kapriolen wird abgekühlt, bevor der Sampler mit dem Zeitlupen-Drum’n’Bass von „Murks van Abruzzen“ sanft landet.

Wer auf der Suche nach dem typischen Potsdamer Rocksound ist, kommt um diesen Sampler, der nur einen schmalen Fünfer kosten soll, einfach nicht herum. Und wer mehr zu den einzelnen Bands erfahren möchte, findet das auf der Website www.brausehaus.net – inklusive der anstehenden Konzerte. old

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