zum Hauptinhalt

Kultur: Er stoppte Türken an der Raab

Ein Buchheld: Otto Christoph von Sparr war der erste brandenburgisch-preußische Generalfeldmarschall

Georg Derfflinger, der 1675 in Fehrbellin gegen die Schweden ritt, oder der „Alte Dessauer“, unter dem Soldatenkönig Drillmeister des Heeres, sind auch nach dem Ende der Preußenverehrung als herausragende Feldherrn im Gedächtnis geblieben. Wer aber weiß schon etwas mit dem Namen Otto Christoph Freiherr von Sparr anzufangen? Dabei war der 1605 in Lichterfelde (bei Eberswalde) auf dem Barnim geborene Adelige doch der erste, der in der brandenburgisch-preußischen Armee den Rang eines Generalfeldmarschalls (1657) erreichte.

Der Potsdamer Universitätshistoriker Dr. Frank Göse hat nach schwierigen Recherchen jetzt im Lukas Verlag Berlin eine Biographie über den bedeutenden Militär vorgelegt. Der Autor ist weit davon entfernt, Sparr säbelschwingend durch die knapp 200 Seiten reiten zu lassen, wenngleich sich der General auch auf den Schlachtfeld Meriten erwarb. So trug er in der Schlacht von Warschau (1556) wesentlich zum Sieg der schwedisch-brandenburgischen Truppen über die Polen bei – und viel wichtiger noch, er verlegte 1664 den anstürmenden osmanischen (türkischen) Truppen den Übergang über die Raab und verhinderte so ihr Eindringen in die österreichischen Kernlande. Diese Leistung der brandenburgischen Hilfstruppen quittierte Kaiser Leopold I. mit der Erhebung Sparrs zum kaiserlichen Feldmarschall und in den Reichsgrafenstand.

Frank Göse legt den Schwerpunkt jedoch auf den beruflichen Alltag des Militärs. Der war von den späten Jahren des 30-jährigen Krieges an geprägt durch das Eintreiben von Kriegskontributionen, die die Stände und Städte nicht zahlen wollten, von zähen Verhandlungen über ausbleibenden Sold und zugesagte Vergütungen der nach dem Krieg entlassenen Offiziere sowie Bemühungen um die soziale Wiedereingliederung der demobilisierten Soldaten. Sparr musste für den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, zu dessem Vertrauten der geradlinige und zuverlässige Mann geworden war, Auseinandersetzungen wie den „Kuhkrieg von Düsseldorf“ (1651) schlichten, militärische Gutachten und Prognosen verfassen, im Kriegsfall neue Regimenter aufstellen, Waffen und Munition einkaufen und für die Erhaltung und den Ausbau der Festungen sorgen. Bei Misserfolgen hatte der Oberbefehlshaber der Armee Intrigen seiner Feinde am kurfürstlichen Hof zu fürchten. Zeitgenossen bestätigen Sparr eine Truppenführung, die die damals gängigen brutalen Übergriffe auf die Zivilbevölkerung ausschloss. Frank Göse nennt ihn resümierend einen „Miltär der ersten Stunde“, der einen „maßgeblichen Beitrag zur Durchsetzung von Loyalität und Professionalität im Offizierskorps der entstehenden brandenburgisch-preußischen Armee geleistet hat“.

Vielleicht war es ja die Überfülle an Aufgaben, die Sparr nie eine Familie gründen und ihn 1668 kinderlos im Gutshaus Prenden (heute als Gasthof genutzt) sterben ließ. Sein kostbares Grabdenkmal befindet sich in der Berliner Marienkirche.

Weit umhergetrieben, blieb Otto Christoph von Sparr seiner brandenburgischen Heimat doch stets eng verbunden. In seinen späteren Lebensjahren hatte er sich bemüht, im nach der Familie benannten „Sparrenländchen“ auf dem Barnim Besitzungen wie Trampe, Prenden, Lanke, Heckelberg und Beerbaum zurückzuerwerben. Für den Stammsitz Lichterfelde gelang ihm dies nicht. Heute steht das in der DDR-Zeit als Schule dienende, in den 70er Jahren durch Umbauten entstellte Herrenhaus leer und wartet auf Rettung und neue Nutzung. Erhart Hohenstein

Frank Göse, Der erste brandenburgisch-preußische Generalfeldmarschall Otto Christoph Freiherr von Sparr. Lukas Verlag, Berlin 2006, 183 Seiten, 20 Abbildungen, 16,90 Euro, ISBN 3-936872-76-7

Erhart Hohenstein

Zur Startseite