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Die letzte Rolle: Eckhard Becker in der Schachnovelle.

© Euro-Studio/Th. Langer

Kultur: Er spielte, als wär’s die Welt

Der Schauspieler Eckhard Becker ist tot

Seine Inszenierung „Die Preußen kommen“ ist bis heute am Hans Otto Theater (HOT) ungeschlagen. 205 Vorstellungen zählte diese Komödie um den Alten Fritz, die Eckhard Becker 1983 dort in Szene setzte. Mit der richtigen Potsdam-Würze des Claus Hammel-Stücks sorgte der Regisseur für treffsichere Lacher im ständig ausverkauften Haus. Politische Pointen, wie „Wenn Du nicht spurst, kommst Du in die Hegelallee“ – womit jeder sofort die Staatssicherheit assoziierte – saßen.

Eckhard Becker liebte Satire, spielte sie auch selbst gern auf der Bühne aus. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der erfolgreiche Theatermann am 20. Juni im Alter von 64 Jahren in Folge eines Schlaganfalls gestorben. Seine letzte Rolle spielte er im Tourneeensemble Euro-Studio Landgraf: als Industrieller McConnor in der gefeierten Frank Matthus-Inszenierung der „Schachnovelle“ von Stefan Zweig, mit der er noch im Frühjahr in der Schweiz gastierte.

Rund 20 Jahre war Eckhard Becker am Hans Otto Theater engagiert, wo er in den Rolf Winkelgrund-Inszenierungen „Aloen“ von Athol Fugard oder „Weißer Anzug“ von Alonso Alegria darstellerisch ebenso brillierte wie in „Wolokolomsker Chaussee“ von Heiner Müller, die kurz vor der Wende in der Regie von Bernd Weißig für politischen Sprengstoff sorgte. Unter der Intendanz von Ralf-Günter Krolkiewicz brachte Becker seine letzte Inszenierung am HOT auf die Bühne: Kafkas „Ansprache an die Akademie“, gespielt von Bernhard Geffke. Mit Geffke traf Becker dann auch am Theater ’89 in Berlin zusammen, wo er, nunmehr freiberuflich, gastierte. „In ,It Works!’ erlebten wir seinen schönsten Auftritt: ein großer Liebhaber erobert die Szene, als wär’s die Welt. Eckhard Becker war ein einnehmender und ein einsamer Geselle. Wir haben einander gern Gesellschaft geleistet. Das Publikum hat ihn bewundert“, ist auf der Homepage des Theaters in einem Nachruf zu lesen.

Eckhard Becker hat vieles versucht. Nicht alles gelang. Seine Idee, eine Kleine Komödie im Alten Rathaus zu eröffnen, scheiterte aus finanziellen Gründen. Auch seine eigenen Stücke und Adaptionen gelangten nur selten auf die Bühne. Dafür überzeugte er oft als Regisseur und brillierte als Schauspieler mit seinem kraftvoll beherzten und differenzierten Spiel, so auch in dem Solo „Filmriss“ am Potsdamer Theater Comédie Soleil.

Seinen Krebs konnte Eckhard Becker besiegen. Dennoch schloss sich nun für ihn der letzte Vorhang.Heidi Jäger

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