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Kultur: Eine ausgeglichene Natur Heinrich Hintze im Potsdam Museum

Heinrich Hintze nahm es sehr genau. Blätter, Tapetenmuster, Wolkenmuster, alles hat der Maler und Zeichner scharf im Blick und brachte es dann mit äußerster Detailfreude auf Papier oder die Leinwand.

Heinrich Hintze nahm es sehr genau. Blätter, Tapetenmuster, Wolkenmuster, alles hat der Maler und Zeichner scharf im Blick und brachte es dann mit äußerster Detailfreude auf Papier oder die Leinwand. „Mit Akribie ins Bild gesetzt“ lautet deswegen der Titel der Ausstellung mit Werken Heinrich Hintzes (1800 – 1861) im Potsdam Museum. Rund 80 Werke sind zu sehen.

Lange stand der Künstler im Schatten bekannterer Kollegen, wie Eduard Gaertner oder Eduard Biermann. Nun aber sei die Gelegenheit gegeben, in einer repräsentativen Auswahl ausschließlich Werke von Hintze zu zeigen, so der Kurator der Ausstellung, Gerd Bartoschek. Es hat einige Zeit gedauert, bis die nun gezeigte Ausstellung zustande gekommen ist. Vor 15 Jahren erhielt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg ein Konvolut von Zeichnungen und weiteren Arbeiten Hintzes. Damit war der Plan geboren, den nicht übermäßig bekannten Künstler mit einer Einzelausstellung zu würdigen. Bisher war Hintze nur als einer von vielen Landschaftsmalern des Biedermeier in größeren Ausstellungen aufgetaucht.

Der Sohn eines Schuhmachers gelangte in sichere finanzielle Verhältnisse, als er die Tochter der Inhaberin einer Gastwirtschaft heiratete, die auch über größeren Grundbesitz verfügte. „Dusterer Keller“ war die Schankstube in Berlin Kreuzberg betitelt. Sie lag bei den damals noch existierenden Weinhängen Kreuzbergs, die wenig später begehrte Immobilien der prosperierenden Stadt werden sollten. Hintze hatte zuvor eine Ausbildung zum Malerlehrling bei der Königliche Porzellan Manufaktur Berlin abgeschlossen, wurde aber wegen einer Auftragsflaute nicht vom Betrieb übernommen. So entschloss er sich, selbstständig sein Glück zu versuchen, was auch gelang. Der Manufaktur blieb er dennoch sein Leben lang verbunden und belieferte sie mit Zeichnungen und Gemälden. Eines davon ist auf einer Vase zu sehen, die das Potsdam Museum nun zeigt.

Hintze war recht reisefreudig und unternahm Exkursionen nach Mecklenburg, Salzburg, Tirol, Schlesien und an den Rhein. Dabei fertigte er Landschaftsskizzen, die er sodann mit allergrößter Akribie in Aquarelle, Lithografien und Landschaftszeichnungen umsetzte. Wichtig war ihm hierbei die stimmige Inszenierung der perspektivischen Darstellung, die er zuvor als Lehrling von seinem Lehrmeister haarklein erlernt hatte. So zeigt das Potsdam Museum auch Innenräume von Schlössern und Stuben, die in ihrer abbildgenauen Schilderung von Tapetenmustern, Fenster- und Kamingittern und Möbelmustern verblüffen. Die maltechnischen Fähigkeiten Hintzes fielen auch dem Potentaten Preußens auf und so fanden sich in der Sammlung Friedrich Wilhelms IV. und seiner Gemahlin Elisabeth immerhin 71 Aquarelle Hintzes. Mit dem Aufkommen der Fotografie um 1838 allerdings verlor die Gesellschaft das Interesse an den handwerklichen Fähigkeiten Hintzes und seiner Kollegen. Der Absatz stockte. Was aber dank Haus und Immobilienbesitz der Familie Hintze gemäß dem Kurator Gerd Bartoschek nicht übermäßig dramatisch war.

Viele seiner Zeichnungen und Gemälde fertigte Hintze in und um Potsdam. So zeigt die Ausstellung beispielsweise die „Aussicht vom Krähenberg über Caputh nach Potsdam“, ein Ölgemälde, das um 1836 entstanden ist. Im hellen Sonnenlicht sitzt eine mikroskopisch genau gemalte Familie: Mann, Frau, Kind auf einer Sommerwiese, Segelboote gleiten über das ruhige Wasser, plüschige Wälder stehen im Vordergrund, im Hintergrund verlaufen sich golden schimmernde Kuppen der Brandenburgischen Hügellandschaft, die eigentlich noch etwas flacher ist als Hintze sie gemalt hat.

Wenn das Bild Rückschlüsse auf die Seelenlandschaft des Künstlers zulässt, muss Hintze eine sehr ausgeglichene Natur gewesen sein. Die inbrünstige Naturdramatik eines William Turner oder die die gelegentlich unheilschwangere Symbolik eines Caspar David Friedrich jedenfalls lagen ihm völlig fern. R. Rabensaat

R. Rabensaat

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