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Draufgänger. Der Ufa-Star Hans Albers spielte bevorzugt „echte Männer“: Rennfahrer, Flieger, Kapitäne. Wie das in das Männerbild der 30er-Jahre passte, beleuchtet jetzt die Foyer-Ausstellung „Das Mannsbild der Ufa“ im Filmmuseum Potsdam.

© Manfred Thomas

Kultur: Ein zweifelhafter Held

100 Jahre Ufa: Eine Ausstellung im Filmmuseum Potsdam beleuchtet den Star Hans Albers

Höchstens 20 Minuten: So viel Zeit benötigt man, um die Ausstellung „Das Mannsbild der Ufa“ im Filmmuseum von links nach rechts und umgekehrt abzuschreiten. Gern würde man den Aufenthalt auf der Foyer-Empore des Filmmuseums ausweiten, doch der Veranstalter gibt dem Besucher kaum die Möglichkeit dazu. Klar wurde: Über den Schauspieler Hans Albers ließe sich viel mehr erzählen, als die etwas bescheidene Schau es zulässt.

Viel zu wenig Platz stand Kurator Stephan Ahrens zur Verfügung, obwohl die spannende Karriere von Hans Albers ein weites künstlerisches und politisches Feld ist. So musste sich Ahrens für einen Ausschnitt aus dem Leben und Wirken des Star-Schauspielers entscheiden – das Männerbild der Ufa. Mit großen Formaten war nicht zu arbeiten, alles musste bescheiden in Szene gesetzt werden, mit den in der Sammlung des Museums befindlichen Szenenbildern, Film-Illustrierten, Porträt-Postkarten, Kritiken oder mit Film-Auszügen wie „Der Mann, der Sherlock Holmes war“, „Der Sieger“ und „Quick“. Sie entstanden während der nationalsozialistischen Zeit in den Ufa-Studios in Babelsberg. „Das Mannsbild der Ufa“ gehört zu den insgesamt drei Foyer-Ausstellungen, die das Filmmuseum anlässlich des hunderjährigen Bestehens der Filmgesellschaft zeigen wird. Im September folgt „Die Nibelungen: Mythos, Alltag und Moderne“, im Dezember dann „Münchhausen: Lügen in Agfacolor“.

Hans Albers, geboren 1891 in Hamburg, gestorben 1960 in Starnberg, war einer der populärsten deutschen Künstler. Zwar wirkte er bereits in über 100 Stummfilmen mit, doch erst der Tonfilm machte ihn ab 1929/30 endgültig zum Star. Dafür war neben seinem äußeren Erscheinungsbild auch seine Stimme, die sich mit einem nuscheligen Hamburger und Berliner-Dialekt mischt, ausschlaggebend. Die erste Tonfilmrolle erhält Hans Albers in Carl Froelichs „Die Nacht gehört uns“. Zu dem Regisseur soll er anschließend gesagt haben: „Mensch Carl! Ich bin ja der größte Schauspieler der Welt! Du, ich kann ja wirklich was!“ Die Angebote überschlugen sich. Er spielte die tollkühnen Helden, die Draufgänger: Rennfahrer, Flieger, Kapitäne, „echte“ Männer. Ausstellungskurator Stephan Ahrens teilt dem Besucher mit, dass der tatkräftige Held auch gegenüber seinen Kolleginnen nicht zimperlich gewesen sein soll: fordernd und verführend. Der nicht minder berühmte Filmstar Lilian Harvey soll bei einem Fotoshooting Albers mitgeteilt haben: „Gestatten Sie, lieber Hans, aber ich soll auch mit auf’s Bild.“

Während des Nationalsozialismus genoss der Schauspieler große Erfolge und hohe Gagen. Doch er wirkte auch in Propagandafilmen mit, so 1933 in „Flüchtlinge“, der den ersten NS-Staatspreis erhielt. Obwohl der groß gewachsene Blonde auch in das Nazi-Ideal des „Ariers“ gepasst hätte, machte er sich bei den Nazi-Größen unbeliebt. Zum Problem wurde ihm seine Lebensgefährtin, die „nichtarische“ Schauspielerin Hansi Burg. Der Fall beschäftigte sogar Hitlers Staatskanzlei. Durch den Umzug von Berlin an den Starnberger See wollte Albers den Querelen entgehen. Doch die Nazis ließen ihn nicht in Ruhe. Da man ihn mit Spielverbot drohte, schrieb er an Propagandaminister Goebbels im Oktober 1935: „In Erfüllung meiner Pflicht gegen den nationalsozialistischen Staat und in dem Bekenntnis zu ihm habe ich meine persönlichen Beziehungen zu Frau Hansi Burg gelöst. Ich darf Sie, geehrter Herr Reichsminister, nunmehr bitten, dass unter der veränderten Sachlage der nationalsozialistische Staat auch mir den Schutz angedeihen läßt, den er seinen Künstlern gibt. Heil Hitler! Hans Albers“. Goebbels war zufrieden.

Doch die Beziehungen zwischen dem Schauspieler und Hansi Burg blieben heimlich bestehen. Von diesem nicht unwichtigen Aspekt von Albers ist in der Ausstellung nichts zu entdecken. Die Einschätzung des Schriftstellers Klaus Mann aus dem Jahre 1933, die in der Schau zu lesen ist, bringt jedoch eine kritische Komponente gegenüber dem Schauspieler ein. „Dasselbe Volk, das den Autor von ,Mein Kampf' zu seinem Führer, zu seinem Gott gemacht hat, quietscht vor Wonne, wenn Albers, der Unausstehlich-Unwiderstehliche seine rohen Kunststücke zeigt.“ Das ist auch eine Absage an die schauspielerischen Qualitäten des Künstlers. Aber vielleicht hat Klaus Mann später die bis 1945 entstandenen Filme „Münchhausen“ und „Große Freiheit Nr. 7“ zur Kenntnis genommen und seine Meinung revidiert. Leider fanden diese Filme keinen Platz in der Ausstellung. Doch sie schreit nach mehr Auseinandersetzung mit Hans Albers. Somit lohnt sich der Besuch.

„Das Mannsbild der Ufa“: bis 3. September im Filmmuseum Potsdam

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