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Ein verspielter Tanz der Geschlechter: „Wie es euch gefällt“ eröffnet Schirrhofnächte

Potsdam - Es ist ein ewiges Dilemma mit diesen Geschlechterrollen und den ewigen Vorurteilen. Männer können nicht zuhören, Frauen nicht einparken, die einen kommen von der Venus, die anderen vom Mars.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Es ist ein ewiges Dilemma mit diesen Geschlechterrollen und den ewigen Vorurteilen. Männer können nicht zuhören, Frauen nicht einparken, die einen kommen von der Venus, die anderen vom Mars. Oder war es umgekehrt? Eigentlich auch egal, denn heutzutage sind sowieso alle aufgeklärt, Frauen dürfen Bärte tragen und Männer auch mal weinen, alles ist akzeptiert, das Geschlecht relativ. Oder etwa doch nicht? Nicht so richtig, findet Kai Frederic Schrickel und freut sich deswegen umso mehr, auf den Schirrhofnächten mal zu hinterfragen, ob die aktuellen Geschlechterrollen überhaupt noch zeitgemäß sind. Der Schauspieler und Regisseur ist einer der Gründer des Neuen Globe Theaters und spielt die Cecil in der diesjährigen Inszenierung der Shakespeare-Komödie „Wie es euch gefällt“, die am heutigen Donnerstag die Potsdamer Schirrhofnächte in der Schiffbauergasse eröffnet.

Schrickel ist dabei nicht der einzige männliche Darsteller, der während des Stücks in eine Frauenrolle schlüpft, denn Regisseur Andreas Erfurth hat sich einfach mal den Spaß gemacht, sämtliche Geschlechter umzudrehen: Alle Frauenrollen werden von Männern gespielt und umgekehrt. „Das Wunderbare daran ist, dass beide Seiten der jeweils anderen einen Spiegel vorhalten und das sehr lebensvoll und liebestoll“, sagt Schrickel. Für ihn sei es auch eine Möglichkeit zu untersuchen, warum die jeweiligen Rollen so aufgeteilt sind, wie sie sind. „Mann muss sich ja auch immer fragen, warum man so ein Stück heute noch aufführt, also was es bedeutet, eine Thematik wie Geschlechterkrieg im 21. Jahrhundert auf die Bühne zu bringen“, so der Schauspieler, der 1966 in Offenbach am Main geboren wurde und an der Münchner Schauspielschule ausgebildet wurde.

Verwirrungen, Gezanke und ganz große Gefühle

Und ein Geschlechterkampf ist es durchaus, den Shakespeare da geschrieben hat. Ähnlich wie in seinen Komödien „Der Widerspenstigen Zähmung“ oder „Viel Lärm um nichts“ gibt es Verwirrungen, lautes Gezanke und natürlich ganz große Gefühle. Im Wald von Arden treffen alle Protagonisten aufeinander: Celia und Rosalind, Orlando, Silvius und die Schäferin Phoebe. Wer hier wen liebt, ist die große Frage. Alles ist möglich in Shakespeares romantischem Märchenwald. Er wird zum Idyll der Verbannten und Vertriebenen, in dem am Ende jeder seine bessere Hälfte findet und somit eins wird, mit sich und der Welt.

Bei all den augenzwinkernden Verwechslungsspielen findet es Schrickel auch spannend zu sehen, wie die sich auf das Publikum auswirken. „Wir erinnern die Zuschauer ja mit unserer Umkehrung sehr direkt daran, dass sie sich im Theater befinden“, sagt er. Das sei aber wiederum sehr im Sinne Shakespeares, zu dessen Lebzeiten grundsätzlich alle Figuren von Männern gespielt wurden. Dabei entstünde eine Verfremdung, die auch viel mehr Spaß am Spiel bringe. Und: „Es ist auch fast leichter, sich in eine völlig andere Person reinzudenken, weil man sich dann von fast allem Eigenen lossagt.“ Am schönsten findet er es, wenn der Zuschauer am Ende vergisst, wer eigentlich wen spielt und das Spiel über die Geschlechterzuschreibungen triumphiert. Denn dann, so Schrickel, wären diese wirklich relativ. 

„Wie es euch gefällt“, heute um 19 Uhr im Schirrhof in der Schiffbauergasse

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