zum Hauptinhalt

„Ein Sommernachtstraum“ begeistert im Hans Otto Theater Potsdam: Kaum ein Hauch von Staub

Sie kam und fegte den Staub aus der Schiffbauergasse. Regisseurin Kerstin Kusch brachte am Freitagabend eine durch und durch beschwingte Inszenierung von William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ auf die Freilichtbühne im Gasometer des Hans Otto Theaters.

Von Sarah Kugler

Sie kam und fegte den Staub aus der Schiffbauergasse. Regisseurin Kerstin Kusch brachte am Freitagabend eine durch und durch beschwingte Inszenierung von William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ auf die Freilichtbühne im Gasometer des Hans Otto Theaters.

Angefangen bei dem durchweg auf den Punkt spielenden Ensemble, das die Geschichte rund um vier junge Leute aus Athen, die mitten in den Streit des Elfenkönigspaares und dadurch in ein Liebeschaos geraten, ernst genug nimmt, um sie ohne zu viel Kitsch rüberzubringen.

René Schwittay gibt dabei nicht nur einen hünenhaften eifersüchtigen Oberon, sondern glänzt auch als überaus komischer Laien-Wand-Darsteller in der Stück-im-Stück-Aufführung „Pyramus und Thisbe“. Marianna Linden schwebt als Feenkönigin Titania zwischen ätherisch selbstbewusster Herrscherin und rollig gelangweilter Ehefrau, die sich unter dem Liebeszauber fast selbst vergisst. Raphael Rubino strahlt als Handwerker Zettel und Grand Dame Rita Feldmeier versteht es als Elfe Bohnenblüte, gleichzeitig verschmitzt-komisch und geheimnisvoll-anmutig zu sein und überzeugt wieder einmal gesanglich. Und Nina Gummich ist der eigentliche Star dieser Inszenierung. Als anfänglich unglücklich verliebte Helena spielt sie naiv, romantisch und dabei dennoch rotzfrech. Sie wirbelt über die Bühne und bewegt sich dabei so souverän zwischen lächerlicher Verliebtheit und tieftreuer Romantik, dass man sich kaum daran sattsehen mag.

Neuzugang Frédéric Brossier als ihr Objekt der Begierde Demetrius bleibt hingegen etwas blass, was sicherlich auch an seiner eher uninteressanteren Rolle liegt. Patrizia Carlucci hingegen ist eine ausdrucksstarke Hermia voller körperlicher Energie. Bei Axel Sichrovsky als lässiger Athener Herzog sowie tänzelnde Feengestalt, Alexander Finkenwirth als hoch verliebter wollüstiger Lysander und Holger Bülow als Feengeist Puck kommt beim Zusehen dann leise Wehmut hoch, dass diese drei Ensemblemitglieder in der neuen Spielzeit am Hans Otto Theater nicht mehr zu sehen sein werden (PNN berichteten).

Finkenwirth gibt seinen Lysander herrlich doof verliebt, er lässt sich von den Hormonen steuern, um kurz darauf die tief poetischen Gefühle, die Shakespeare ihm in den Mund gelegt hat, voller Ernst zu verkörpern. Bülow hingegen übertrifft sich als Feennarr selbst. Als bissiger Kommentator der Geschehnisse, die ihm nach all den Jahren im Hofstaat von König Oberon schon fast zu langweilen scheinen, schleicht er hier tänzelnd um seinen König herum, um dort gleich wieder wie ein Rockstar die Liebesfäden in der Hand zu halten und über Glück oder Leid zu entscheiden. Die als Theater-Schnürboden aufgezogene Bühne von Matthias Müller, die als verwunschener Feenwald so einige versteckte Ecken, Falltüren oder Treppen birgt, ist dabei Bülows perfekter Spielplatz. Farbige Lichtarrangements ergänzen die mal schaurige, mal verträumte Stimmung. Auch das Soundkonzept von Marcel Schmidt, das nicht nur Hall und Echo, sondern auch einige Gesangsstücke beinhaltet, fügt sich nahtlos ein in diesen rundum gelungenen Bühnentaumel. Und so bleibt am Ende ein erfüllendes Theaterglücksgefühl, das noch lange bleibt – garantiert staubfrei.Sarah Kugler

Alle kommenden Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Eventuelle Restkarten gibt es an der Abendkasse.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false