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Besuch von drüben. Ursula und Rainer Sperl betreiben die Galerie Sperl gegenüber vom Museum Barberini in der Fachhochschule – bis Ende des Jahres. Wenn das Barberini im Januar seine Ausstellung eröffnet, muss die Galerie Sperl eine neue Bleibe gefunden haben. Auch im Zentrum, hoffen die beiden.

© Christoph Freytag

Kultur: Ein schönes Fleckchen Erde

Das Galeristenpaar Ursula und Rainer Sperl zu Besuch beim neuen Nachbarn, dem Museum Barberini

So kurz vor der Weihnachtsausstellung haben die beiden Galeristen eigentlich keine Zeit für Extra-Ausflüge. Aber dann laufen Ursula und Rainer Sperl über den Alten Markt, der in diesen Tagen so belebt ist wie lange nicht mehr. Die neue Häuserzeile, das Museum Barberini mittendrin, sieht zum ersten Mal so etwas wie wohnlich aus, in Betrieb genommen und nicht mehr von Handwerkern belagert. „Ach, jetzt bin ich doch aufgeregt“, rutscht es Ursula Sperl dann raus. Denn obwohl sie ihre eigene Galerie einen Katzensprung entfernt im Erdgeschoss der Fachhochschule haben, waren sie lange nicht mehr hier und schon gar nicht im neuen Barberini.

Als Erstes überrascht das Sicherheitsprozedere. Aber klar, das muss so sein, bei der Kunst, die hier bald hängen wird. Dann geht der Blick nach oben. Welche Deckenhöhe und Weite! Der barocke Bau wirkt von außen weitaus kleiner, als er ist – drinnen ist das Haus ein Palast. Die Moderne finden sie großartig, den Übergang gelungen. „Ein schöner moderner Bau hätte Potsdam auch gut getan“, sagt Ursula Sperl. „Das hier ist ein toller Kompromiss.“ Der Barock wird draußen gelassen und in der Moderne kann die Kunst gut wirken – ganz ohne Schnörkel.

Sperls haben mit ihrer eigenen Galerie schon alles durch, von historisch bis modern. 1991 begannen sie klein in der Mittelstraße im Holländischen Viertel. Als es ihnen zu eng wurde, zogen sie als Zwischennutzer in die alte Humboldtbuchhandlung am Bibliothekswürfel – und befanden, dass es gut tut, mal Platz zu haben. Zwei Jahre bespielten sie die Ticketgalerie des Nikolaisaals und übernahmen dann 500 Quadratmeter in der alten Fachhochschule. Endlich Platz, um sich auszubreiten. „Eine Woche ist Rainer nur herumgelaufen in den Räumen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie man was hängen kann“, erinnert sich seine Frau.

Jetzt steht Rainer Sperl im Museum Barberini und schaut erst mal zur Decke. „Das ist perfekt, Licht von oben. Eine Gesamtausleuchtung ist immer gut“, sagt er. Ursula Sperl schwärmt vom Parkettboden. Der laufe sich gut. Auch die Farben in den Räumen, elegantes Taubenblau, samtenes Grau und Weiß in verschiedenen Tönen, finden sie perfekt, um Bilder in Szene zu setzten. Im ersten Obergeschoss, Fenster zu beiden Seiten, kann sich Rainer Sperl gut Skulpturen vorstellen. Auch die Lichtkassettendecke begeistert ihn.

So komfortabel haben sie es in ihrer Galerie nicht, auch wenn sie für Potsdamer Verhältnisse großartig ist. Aber allein mit der Deckenhöhe des Barberini können sie nicht mithalten. Der Hauptunterschied ist natürlich: Das Museum Barberini kommt, die Sperl Galerie geht. Ende des Jahres ist Schluss in der Fachhochschule, dann läuft der Mietvertrag aus. Dass es so kommen wird, war ihnen klar. Ein wenig schmerzlich ist es dennoch. „Man hätte sie stehen lassen können“, sagt Ursula Sperl, als sie aus dem Fenster im zweiten Stock hinunter auf den Alten Markt – und die Fachhochschule – schaut. Die von hier oben plötzlich seltsam klein aussieht. „Aber das ist jetzt vorbei.“ Sie suchen Ersatz und wollen unbedingt in der Innenstadt bleiben. Die Kunden mögen keine großen Veränderungen.

Mit der Neugestaltung der Innenstadt haben sie grundsätzlich keine Probleme. Rainer Sperl, der aus Chemnitz stammt, erinnert sich: „Ich kam nach Potsdam und dachte immer, irgendwas stimmt hier nicht“, sagt er. Jetzt stimmt es also wieder, dazu gibt es den neuen Blick auf Alte Fahrt und Freundschaftsinsel, ganz hinten sieht man sogar den Babelsberger Flatowturm. „Ich hoffe, sie hängen die Fenster nicht mit Kunst zu, denn der Ausblick ist doppelter Genuss“, sagt Ursula Sperl. Im Sommer werden sie bestimmt mal auf der Terrasse sitzen. „Ein schönes Fleckchen Erde.“ Und dass ein Gitter drumherum ist, ist zwar nicht schön, aber geht eben nicht anders, bei der hochkarätigen Kunst.

Für einen Moment, so scheint es, fühlen sie sich etwas klein mit ihrer eigenen Galerie – aber nur kurz. „Das hier ist etwas ganz anderes, das ist ein Museum mit internationaler Kunst – wir zeigen hauptsächlich Brandenburger Künstler“, sagt Ursula Sperl. Ihr großer Vorteil: Was bei ihnen hängt, kann man sofort mitnehmen. Sie sind käuflich. Und wer weiß, vielleicht bleiben sie ja doch in der Nachbarschaft, sollten sie passende Räume finden. Das Barberini sei hier jedenfalls richtig, ein dringend nötiger Aufschwung für Potsdams Kunstszene. Der ist jetzt schon da, auch sie bekommen von dem neuen Besucherstrom etwas ab. Dass das Haus in privater Initiative entstanden ist, wundert sie kein bisschen. „Grandiose Bauten entstehen nur, wenn jemand dafür Geld in die Hand nimmt“, sagt Ursula Sperl.

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