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Kultur: Ein Himmel voller Flöten

Mozarts „Die Zauberflöte“ in einer Ausstellung der Kunstschule Potsdam

Geradezu magisch wird der Besucher der Kunstschule das schmale seitliche Treppenhaus im Kulturhausa Babelsberg hinaufgezogen. Vielfarbige „Bühnengeschichten“, possierliche Vogelplastiken, einfallsreiche Collagen von Opernfiguren und gelungene Plakatentwürfe zur bekanntesten Mozartoper machen neugierig auf eine märchenhafte und farbenfreudige Operninszenierung. Und er wird nicht enttäuscht.

In der dritten Etage angekommen, geht die opulente Schwelgerei in Formen, Farben und Materialien erst so richtig los: 45 Bilder und 38 Objekte von Kursteilnehmern im Alter von 4 bis 75 Jahren sind in einer liebevoll inszenierten „Zauberflöten“- Ausstellung seit vergangenem Freitag zu bewundern. Im Rahmen des diesjährigen Mozart-Jahres hat sich auch diese Kunstinstitution dem musikalischen Genie genähert, natürlich auf ihre ureigenste Weise. Inspiriert von der märchenhaften Handlung der Oper, ihrer volkstümlichen Verssprache und den eingängigen Melodien haben Kinder und Jugendliche und auch Senioren ein Vierteljahr lang ihre eigenen Zauberflöten- und Mozartbilder und -figuren gefunden: Sei es nun, dass Laura Papageno als Harlekin mit grüner Zipfelmütze und aus bunten Papierschnipseln zusammengefügt hat oder Teilnehmerinnen des Malkurses für Senioren die farbenprächtigen Opernfiguren aus schwarzem Papier und Stücken von beschriebenem Notenseiten zu formstrengen Collagen verarbeiteten.

Dazu gibt es kontrastierend Mozartporträts von augenscheinlich jüngeren Kindern zu sehen, die nachhaltig von den nicht nur dieses Jahr allgegenwärtigen Mozartkugeln geprägt sind: Der Komponist mit weißer Perücke und Pausbacken und in rotem Mantel mit goldenen Knöpfen. Gleich daneben hängen acht fast metergroße Handpuppen mit Charakterköpfen aus Pappmaché und phantasievollen Kostümen, die förmlich darauf zu warten scheinen, in die Hand genommen zu werden, um in einem der zahlreichen theatertauglichen Bühnenbildentwürfe der Förderklasse sogleich das zauberhafte Spiel um Liebe und Macht in Gang zu setzen. Doch das hier ist keine interaktive Mitmach-CD, wie sie gerade in den vielen Klassikprogrammen für Kinder Konjunktur haben, sondern der sehr gelungene Versuch, sich mit den Mitteln der Bildenden Kunst einer wunderbaren Oper zu nähern, die vor mehr als 200 Jahren in Wien ihre Uraufführung erlebte und seitdem in ihrem Siegzug um die ganze Welt nicht mehr zu stoppen ist.

Nun könnte man meinen, dass vielleicht Vorschulkinder mit deren spannungsreicher und verschlungener Handlung überfordert wären oder noch keinen Sinn für die atemberaubenden Koloraturen der Königin der Nacht hätten, aber die großformatige Wachszeichnung eines Sechsjährigen beweist das ganze Gegenteil. Mit leichter Hand und in Blau, Grün und Schwarz hat Hans mehrere Schlangen und als Einziger die drei Knaben im Reich Sarastros verewigt, denn die meisten der Ausstellungsstücke sind natürlich den Hauptfiguren der Oper gewidmet. Doch dass gerade jüngere Kinder ihren ganz eigenen Zugang zu Kunstwerken haben, beweist auch noch ein anderer Höhepunkt: Den ganzen hinteren Gang lang, direkt von der Decke herab hängen überdimensionierte graue Flötenplastiken mit ihren hervorgezauberten kleinen Prinzen und Feenwesen dazwischen. Denn Zauberflöten sind Flöten, die zaubern können, erklärte Geschäftsführerin Thea Moritz die Ansichten der jüngsten Kursteilnehmer, die diese nach der Musikrezeption für sich gewonnen hatten. Und auch auf der gut besuchten Vernissage wurde dann Mozart-Musik gespielt, ein Mädchen-Flöten-Trio der Städtischen Musikschule umrahmte gekonnt die Ausstellungseröffnung.Astrid Priebs-Tröger

Ausstellung bis 29. Mai, Mo - Fr von 9 bis 19 Uhr, Kulturhaus Babelsberg

Astrid Priebs-Tröger

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