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Lasst die Kinder machen. Mary Bauermeister mit Klaus Töpfer (l.) und Reiner Nagel vor ihren Entwürfen für den Schirrhof in der Schiffbauergasse.

© Manfred Thomas

Kultur: Ein Abenteuerspielplatz mit bunten Bauwagen Mary Bauermeister stellte im Potsdamer Baukultursalon ihre Pläne für den Schirrhof vor

Ein kleines Amphitheater, umrundet von einem grünen Abenteuerspielplatz und bunten Bauwagen als äußere Abgrenzung. So stellt sich die Künstlerin Mary Bauermeister den Schirrhof in der Schiffbauergasse zukünftig vor.

Von Sarah Kugler

Ein kleines Amphitheater, umrundet von einem grünen Abenteuerspielplatz und bunten Bauwagen als äußere Abgrenzung. So stellt sich die Künstlerin Mary Bauermeister den Schirrhof in der Schiffbauergasse zukünftig vor. Schon seit dem Abschluss der Sanierung des Areals im Jahr 2008 kommt immer wieder die Diskussion auf, wie man den Platz gestalten soll, der zurzeit hauptsächlich als Parkplatz dient und viel zu selten als Freilufttheaterbühne. Mary Bauermeister nahm nun den ersten, von der Bundesstiftung Baukultur organisierten Potsdamer Baukultursalon, der am Samstag in der Waschhaus-Arena stattfand, zum Anlass, ihre Vision des Hofes vorzustellen.

Zentrales Thema der Diskussionsrunde, an der außerdem der Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur, Rainer Nagel, der Geschäftsführer des Museum Fluxus, Heinrich Liman, der Chef des Potsdamer Nachhaltigkeitsinstituts IASS, Klaus Töpfer, und die Direktorin des Museum Abteiberg Mönchengladbach, Susanne Titz, teilnahmen, war „Kunst und Öffentlichkeit“. Ein Aufhänger, in den sich die Gestaltungsfragen rund um den Schirrhof gut eingliedern. „Es ist etwas sehr seltsames mit diesem Platz“, sagte Mary Bauermeister. „Hier gibt es nichts, was einen einlädt, ihn zu betreten, nichts was einem sagt, hier gibt es etwas zu erleben.“ Das würde sie gerne ändern und den Schirrhof zu einer Erlebnisstätte für junge Menschen machen. Vor allem Kindergartengruppen und Schulklassen sollen hier intensiv mit der Natur arbeiten und Pflanzen anbauen. „Viele Kinder wissen ja gar nicht mehr, wo unser Essen eigentlich herkommt“, sagte sie. „In Kindergärten malen sie schon sechsbeinige Hühner, weil die Chicken Nuggets in einer Sechserbox daherkommen.“

Um dem entgegenzuwirken möchte sie einen mobilen Pflanzengarten auf dem Schirrhof einrichten, der sich immer wieder verändern soll und auch als Abenteuerspielplatz gesehen werden darf. Auch die Umzäunung aus Bauwagen soll Gelegenheiten bieten, sich auszuprobieren, auch mal einen Nagel in die Wand zu schlagen und wieder analog die Welt zu erforschen, wie Bauermeister sagte. „Dabei kann natürlich auch improvisiert werden“, räumte sie ein. „Für den Anfang tun es vielleicht auch Holzkisten und dann steigert man sich langsam.“

Das Amphitheater an der Rückseite des Hofes sieht sie eher als Rückzugsort, als einen Punkt der Ruhe und der Besinnung. Ihr Entwurf stieß bei den anderen Diskussionsteilnehmern auf große Begeisterung. „Man sollte einfach viel mehr Chaos in diesem Raum hier zulassen“, so Klaus Töpfer. „Deswegen erscheint mir dieser mobile Spielplatz geradezu perfekt.“ Er würde sich wünschen, dass man das Element Wasser noch mehr mit einbezieht. Ein Gedanke, der gerade in der Schiffbauergasse, direkt am Tiefen See, nicht allzu fern liegt. Außerdem befinde sich direkt unter dem Schirrhof eine positive Thermalwasserader, wie Bauermeister von einem Experten habe feststellen lassen. Anzapfen könne man sie allerdings nicht, da sie erst in 3000 Metern Tiefe zu finden sei.

Noch ist der Entwurf der Künstlerin natürlich nur eine Vision, die aber durchaus Potenzial hat, wie Reiner Nagel am Samstag sagte. „Im Prinzip ist das, was hier gerade passiert, eine Glücksstunde“, so der Baukultur-Chef. „Ohne dass schon etwas feststeht, wird friedlich über etwas ganz Wunderbares diskutiert.“ Nun müsse geprüft werden, ob der Entwurf auch tragfähig sei, aber die Chancen, dass etwas Gutes daraus entstehe, würden sehr hoch stehen. „Ein Impuls ist gesetzt“, so Nagel. „Und das ist doch schon was.“ Sarah Kugler

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