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„Druckfrisch“: Grafiken in Produzentengalerie M: Gevatter Tod und andere Geheimnisse

Druckfrisch sind die Blätter an den Wänden in der aktuellen Ausstellung in der Produzentengalerie M. Das behauptet zumindest der gleichnamige Titel der Schau, die Grafiken der Künstler des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler e.

Druckfrisch sind die Blätter an den Wänden in der aktuellen Ausstellung in der Produzentengalerie M. Das behauptet zumindest der gleichnamige Titel der Schau, die Grafiken der Künstler des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler e.V. (BVBK) versammelt. Bis auf eine Ausnahme sind alle Grafiken jedenfalls in diesem Jahrhundert entstanden. Sie bieten einen schönen Überblick über das druckgrafische Schaffen von drei Mitgliedern des BVBK. Mit Holz- und Linolschnitt zeigen Anna Arnskötter, Rainer Ehrt und Lothar Seruset, dass sich mit traditionellen Sujets und Techniken auch heute noch zeitgemäße Aussagen treffen lassen. Die Differenzierung liegt im Inhalt und Stil der Künstler, weniger in der Handhabung der Technik.

Beim „Totentanz“ von Rainer Ehrt hockt Gevatter Tod schon mit auf dem Rollstuhl, kniet am Bett des Krankenhauspatienten, blickt hämisch auf feiste, sich sonnende Urlauber herab oder jammt mit der E-Gitarre. Ehrt zeigt ein Tableau von 16 Bildern, in denen er mit schwarzweißen Drucken und jeweils einem tanzenden Paar das Thema umspielt. Ehrt erweist sich als der Meister der figürlichen Darstellung, als der er bekannt ist. Ein spannungsreicher Beziehungs- und Gefühlsreigen blättert sich auf. Im Kellergeschoss konterkariert Ehrt den apokalyptischen Totentanz mit einem Triptychon zu Ariadne, in dem die Königstochter sich von ihrem Widersacher Minotaurus nicht weiter beeindruckt zeigt.

Anders als in den mythengeladenen Bildern von Ehrt taucht bei Lothar Seruset auch schon einmal ein Hubschrauber auf, posieren Fußballfans mit dem Pad und Großraumflugzeuge werden von Urlaubern an Zügeln gehalten. Auch die traditionelle Form vermag zeitgemäße Themen leichthändig zu umkreisen. Serusets Thema in der Ausstellung ist ein Berlin, in dem die Menschen meist wie aus der Bahn geworfen wirken und in sonderbaren Posen die Merkwürdigkeiten des Alltags illustrieren. Die Metropole, eine Stadt der verlorenen Seelen?

Während Ehrt und Seruset sich auf die Figur konzentrieren, erschafft Anna Arnskötter Welten, in denen, fast nebensächlich, auch mal eine Figur auftaucht. Hier geht es um einen surrealen Raum, in dem Kirchen und Archen an langen Schläuchen im Himmel schweben. Zwar kommen Arnskötters Kompositionen unspektakulär daher, aber sie zeigen ein genaues Gefühl für das ausgewogene Verhältnis von Gegenstand und Raum, Andeutung und Ausformuliertem. Die Arbeiten bergen ein Geheimnis, können nicht recht entziffert werden. So locken sie den Betrachter ins Bild hinein.R. Rabensaat

R. Rabensaat

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