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Menno Veldhuis hat der Enge der Pandemie Rahmen verpasst.

© Andreas Klaer

Doppelschau zeigt „Drinnen und Draußen“: Raus aus der Enge

Noch bis Ende März sind "Im Güldenen Arm" Arbeiten von Menno Veldhuis und Sebastian Kommerell zu sehen.

Potsdam - Eine klaustrophobische Enge herrscht im Bergschacht. Das Erdreich wird von brüchigen Hölzern zurückgehalten. Am Fuße des Schachts begraben, eingeklemmt zwischen engen Wänden: ein Grippe. Ein viereckiger Holzrahmen fasst das buchstäblich vielschichtige Ensemble ein. Aus Knetmasse von Menno Veldhuis gefertigt, entfaltet sich vor dem Auge des Betrachters Im Güldenen Arm ein Drama im Miniaturformat.

„Drinnen und Draußen“ ist die Ausstellung von Menno Veldhuis und Sebastian Kommerell betitelt. Sämtliche Arbeiten sind in den vergangenen Jahren zwei Jahren gefertigt. Venedig, Portugal, Frankreich und Brasilien lauten die Kapitelüberschriften der Zeichnungen von Kommerell. Mit schnellem und sicherem Strich hat der viel reisende Kommerell die Zeichnungen gefertigt. Abends glühen die Lichter in der herauf ziehenden Dämmerung in Rio de Janeiro. In Ault, gelegen in der Normandie, erhebt sich über bläulich schimmernden Felsen ein rotes Ziegeldach. 

Die Zeichnungen sind von dem glühenden Sonnenlicht durchdrungen, das schon Van Gogh immer wieder südlichen Regionen aufsuchen ließ. Über eine mit schwingendem Strich skizzierte Struktur der Landschaft fügt Kommerell einen frei schwebenden Farbklang. Die Bildebenen vermischen sich und entfalten ein Panorama, das in seiner offenen Malweise der Landschaft einen lebendigen und verspielten Geist einhaucht.

Musikalische Leichtigkeit der Zeichnungen ist kein Zufall

Die musikalische Leichtigkeit der Zeichnungen Kommerells ist kein Zufall. Begleitend zu einem Studium der Malerei und Bildhauerei an der HdK Berlin absolvierte der Künstler eine Ausbildung zum Jazzpianisten und verdiente sich ins Bars unter anderem im Café Meyerbeer am Pariser Platz in Berlin. Zudem wirkte der vielseitige Kommerell an verschiedenen TV-Produktionen als Schauspieler mit.

Die offenen Zeichnungen Kommerells scheinen Weite und Freiheit zu atmen und setzen so einen Kontrapunkt zu der teil beklemmenden Enge der vergangenen zwei Jahre. Dagegen sind die einem Setzkasten ähnelnden Assemblagen von Veldhuis geradezu eine Verdichtung der Stimmung während der langen Zeiten des eingeschränkten Lebensrhythmus. Viele der ausgestellten 38 Kästen zeigen eine Atelier- oder Galeriesituation mit an den Wänden hängenden Bildern, Arbeitsmaterialien und einem immer engen Innenraum. 

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Veldhuis, der zunächst ein Studium der Kunstwissenschaften begann, sich dann aber für die freie Malerei entschied, eröffnet mit der Serie einen neuen Strang in seinem künstlerischen Schaffen. Damit reflektiert er die Lebens- und Arbeitssituation des Künstlers, gerade in den vergangenen zwei Jahren. In der Serie der kleinformatigen Kästchen erreicht Veldhuis eine Dichte und Intensität, die an bekannte Fotografien aus Ateliers von Künstlern wie Francis Bacon oder Paul Klee anschließt.

"Ich habe kein spezielles Konzept"

Im Kunsthaus Rechenzentrum, nicht weit gelegen vom Ausstellungsort, befindet sich das Atelier von Veldhuis, in dem er bereits mehr als 50 Kästen gebaut hat. Die knappen 12 Quadratmeter sind vollständig bedeckt von gestapelten Kunstwerken und Klebern, Hölzern, Papieren und allerlei anderem, das sich zu einer bunt gemischten kreativen Masse vereint. 

„Ich habe kein spezielles Konzept oder Bild vor Augen, wenn ich mit einer neuen Arbeit beginne. Es formt sich stets etwas Neues“, beschreibt Veldhuis den Entstehungsprozess. Die Serie der kleinformatigen Kästen will er unbedingt fortsetzen, arbeitet aber auch weiter an Fotografien und malerischen Arbeiten. 

Bis 27. März im Ausstellungshaus Im Güldenen Arm, Hermann-Elflein-Straße 3

Richard Rabensaat

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