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James und das Dinner. Wie das ausgeht, ist bekannt und lustig ist es dennoch.

© Poetenpack

"Dinner for One" vom Poetenpack: Mit stilechter Alkoholfontäne

Das Potsdamer Poetenpack zeigt traditionell zum Jahresende die Komödie „Dinner for One – wie alles begann“. Ein amüsantes Stück im Stück.

Potsdam - Alkohol, Knaller und Pfannkuchen – das sind die ritualisierten Zutaten vieler Silvesterfeiern. Doch das eigentliche Herzstück eines gelungenen Jahreswechsels scheint für Millionen deutsche Fernsehzuschauer seit 56 Jahren vor allem eins zu sein: Der Kult-Sketch „Dinner for One“. Getreu dem Motto „The same procedure as every year!“ flimmert das gerade mal 18-minütige Stück über Miss Sophie und ihren treuen Butler James seit mehr als einem halben Jahrhundert immer wieder über zahllose Mattscheiben.

Auch das Potsdamer Poetenpack hat diesen Komik-Klassiker in einer erweiterten Bühnenfassung – unter der künstlerischen Leitung von Constanze Henning und Benjamin Kernen – seit 2007 im Programm und tourte damit erfolgreich durch die Bundesrepublik. „Dinner for One – wie alles begann“ heißt die Komödie von Volker Heymann, die sich rund um den berühmten TV-Sketch dreht. Dabei beruft sie sich auf dessen Kultstatus und möchte doch etwas Eigenes sein – denn mit der filmischen Konserve, die weiter unverändert in die Wohnzimmer flimmert, wird sie sich niemals messen können. Die Fans hätten es sogar abgelehnt – so steht es bei Wikipedia –, dass „Dinner for One“ irgendwann coloriert werden könnte. Kann also ein Theaterstück überhaupt funktionieren?

Ein Stück im Stück

Beim Poetenpack, das „Dinner for One“ jetzt zum Jahresende in der Anfang des Jahres eröffneten Zimmerbühne En Suite spielt, erlebt man im ersten Teil „Theater auf dem Theater“. Ein Regisseur (Martin Molitor) sucht händeringend nach einer neuen Besetzung für „Dinner for One“. Denn der Premierentermin rückt immer näher und alle, die bisher vorgesprochen haben, sind durchgefallen. Das müsste auch für den Schauspieler Klaus Thielmann (Justus Carrière) und die Schauspielerin Elvira Strömer (Iduna Hegen) gelten, doch der ehrgeizige Regisseur steht immens unter Druck.

Wenn James schon zu viel Alkohol intus hat.
Wenn James schon zu viel Alkohol intus hat.

© Poetenpack

Und so lässt er mit Nerven wie Stahlseile die unsäglichen theatralen Ergüsse (aus „Antigone“ von Sophokles) des übertrieben pathetischen und zudem bombastisch grimmassierenden Schauspielers über sich ergehen. Genauso wie das Schnippische der humorlosen Aktrice, die zudem privat mit dem Schauspieler verbandelt ist und ihn gern vor Dritten bloßstellt. Sie ist sich auch nicht zu schade, den deutlich jüngeren Regisseur körperlich in Beschlag zu nehmen, während ihr Gatte kurz weg ist. Das überaus nervige Duo schreckt selbst nicht davor zurück, auf der Bühne mit- und gegeneinander handgreiflich zu werden. Sodass einem der Spruch „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ unweigerlich in den Sinn kommt. Auf dem Höhepunkt dieser dreiviertelstündigen Einstimmung – mit einigen Einblicken ins wahre Schauspieler- und Regisseursleben – ist plötzlich Schluss. In der nun folgenden Pause wird die bis dahin schlichte Bühne umgebaut und das Publikum kann dabei zusehen, wie Miss Sophies Geburtstagsstafel stilecht gedeckt und ihre Joghurt-Suppe noch mit Wasser gestreckt wird.

Köstlich amüsant

Bühne frei für „Dinner for One“? Mitnichten! Miss Sophie erscheint zwar im schwarzen bodenlangen Kleid, aber mit dem tierischen Bettvorleger – der im Original für einen der Running Gags sorgt – über ihrem Rücken. Und auch mit den letzten Probeszenen kurz vor dem Auftritt wird dem komödiantischen Affen reichlich Zucker gegeben. Vor allem dem des Schauspielers, der jetzt zwar äußerlich fast wie der berühmte Butler James aussieht, aber kaum etwas von dessen britischem Understatement hat. Er wirkt schon vor dem eigentlichen Dinner – und dem dortigen überreichen Alkoholgenuss – wie auf Speed. Ob das gutgeht?

Ja, sie kommen durch den Geburtstagsabend mit den bereits verstorbenen, aber stets aufs Neue imaginierten Miss-Sophie-Freunden. Und das Publikum amüsiert sich dabei köstlich – nicht nur wegen der bis ins Publikum spritzenden Alkoholfontänen. 

>>Vorstellungen am 20. und 21. Dezember, je 20 Uhr, in der Zimmerbühne

Astrid Priebs-Tröger

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