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Kultur: Die wichtigsten Fragen im Leben

Heute Uraufführung des Theaterjugendclubs in der Reithalle A des Hans Otto Theater

Heute Abend werden sie gemeinsam bei „Die wichtigsten Fragen im Leben“ auf der Bühne stehen: Sieben junge und vier ältere Frauen. Sie sind zwischen 15 und 70 Jahre alt. Viele noch Schülerinnen, einige machen die ersten Schritte ins Berufsleben und die anderen haben ein solches schon hinter sich. Die Jungen werde gerade flügge und die Älteren haben bereits Enkelkinder. Ganz unterschiedliche Lebenserfahrungen und -anschauungen treffen aufeinander. Theatererfahrungen haben die wenigsten von ihnen.

Die 17-jährige Gymnasiastin Alice Haseloff beschäftigten gerade selbst „die wichtigsten Fragen im Leben“, als sie vor einem halben Jahr von dem neuen Projekt des Theaterjugendclubs des Hans Otto Theaters erfuhr. Es kam „wie ein Schicksalsschlag“, sagt sie heute, dass sie sich dafür interessierte und im Oktober mit zwei weiteren Mädchen zu proben begann. Unzählige Blätter wurden erst mal mit ganz unterschiedlichen Fragen vollgeschrieben. Und Spielleiter Andreas Steudtner begab sich mit Hilfe von Improvisationen mit ihnen auf die weitere Suche. Doch gemeinsam stellten sie bald fest, dass sie auch „Antworten“ und den Kontakt zu Menschen mit größerer Lebenserfahrung wollten. Über Zeitungsannoncen meldeten sich schließlich noch weitere Mädchen und mehrere Frauen über 60.

Zu ihnen gehörte Gabi Wagner. Die lebhafte 63-Jährige mit der blonden Strubbelfrisur entspricht so gar nicht dem Klischee einer „Oma“. Sie hat ganz unterschiedliche und vielfältige Berufserfahrungen hinter sich, an vielen verschiedenen Orten gelebt und schon lange einen guten Draht zu jungen Leuten. Das Zusammentreffen mit den jungen Frauen ist für sie dennoch „wie ein Geschenk“ gewesen. Denn nicht nur deren Kreativität, ihre Nachdenklichkeit und Wahrnehmungsfähigkeit, sondern auch die ansteckende Lebensfreude haben ihr gut getan. Ein bisschen „hibbeliger“ beim ersten Zusammentreffen waren dagegen Alice und die anderen Mädchen. „Oh Gott, wie könnten die denn sein?“, haben sie sich nicht nur einmal gefragt. Denn die meisten von ihnen hatten nur wenige Kontakte zu dieser Generation, zumal die eigenen Großmütter meist weit entfernt in anderen Städten leben. Doch sie wurden nicht nur einmal positiv überrascht. „Die Zusammenarbeit war von Anfang an angenehm und ausgesprochen produktiv. Und gerade die Älteste der Frauen stellte genau die Fragen, „die ich bei älteren Leuten eigentlich ausgegrenzt hätte“, sagt Alice, und immer noch ist echte Verwunderung darüber in ihrer Stimme zu spüren.

Zu spüren ist auch, dass die gemeinsame Stückentwicklung – ein „Experiment“ mit offenem Ausgang und ohne „festgeschriebenen“ Text – sie alle weiter gebracht hat. Sich im Spiel zu begegnen, setzte nicht nur „Hemmschwellen“ im Umgang miteinander herab, sondern gab auch viel Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Denn Alice, der nach eigenem Bekunden manchmal Durchstehvermögen fehlt, brachte die nötige Disziplin für den Probenprozess auf und Gabi hat sich daran gewöhnt, auch ohne festen Text dem gemeinsamen Spiel und vor allem sich selbst zu vertrauen. Beide würden – das sagen sie einstimmig - sich wieder auf ein solches Projekt einlassen. Bei dem die wichtigsten Fragen im Leben, wie die nach dem Tod oder fehlender Gerechtigkeit auf der Welt, zwar nicht endgültig „beantwortet“, aber für manche von ihnen auch neu und anders gestellt werden.

Premiere heute 19.30 Uhr in der Reithalle A, nächste Vorstellungen am 12. April und 24. Mai.

Astrid Priebs-Tröger

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