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Kultur: Die Weite des Farbraums

Dieter Langes „Laute und leise Bilder“ in der Ticket-Galerie

Dieter Langes „Laute und leise Bilder“ in der Ticket-Galerie Von Klaus Büstrin Ein altes Programmheft zur Oper „Omphale“ von Siegfried Matthus und Peter Hacks aus dem Jahre 1976, die im Nationaltheater Weimar uraufgeführt wurde, findet der Autor in seinem Privatarchiv. Mit feinsinnigen und duftigen Illustrationen von Dieter Lange ist das Heft gestaltet, eine Augenweide. Ideenskizzen zum Stück heißen sie im Impressum. Doch die Bilder haben nach wie vor ihr Eigenleben, auch ohne Bezug zur Oper. Dieter Lange betont in diesen Bühnenbild-Skizzen das Lyrische, in anderen Musiktheater-Bildern wird natürlich das jeweils Charakteristische bedacht. Ein sensibler Künstler. Nach dem Studium an der Dresdner Kunsthochschule hat er jahrzehntelang Ausstattungen in Plauen, Bautzen, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) und in Weimar für das Theater geschaffen, 35 Jahre allein für das Nationaltheater Weimar. Mit Operndirektor Ehrhard Warneke hat er viele eindrückliche Inszenierungen auf die Bühne gebracht.. Er gehörte zu den renommiertesten Theaterleuten Weimars. Wenn Dieter Langes Zeit es erlaubte, dann hat er gemalt, für sich, zu seiner eigenen Entspannung und Freude. Der Künstler nahm sich vor: Wenn ich eines Tages in den Ruhestand gehe, werde ich mich ganz und gar der Malerei widmen. Und so hält er es seit gut drei Jahren. Von der Klassikerstadt ist er nach Wilhelmshorst übergesiedelt, in die Nähe der einstigen Residenzstadt preußischer Könige. Die Galeristin Ute Samtleben sah Dieter Langes Bilder und nahm sich ihrer an. In der Ticket-Galerie des Nikolaisaals zeigt sie jetzt unter dem Titel „Laute und leise Bilder“ Malerei des Künstlers. Lange schafft „befreit von den Zwängen unvermeidlichen Teamworks für das Musiktheater seine eigene Bühne, das Bild, erfindet und organisiert“, schreibt die Galeristin in einem Ausstellungsbegleittext. „Was früher der Aktionsraum für Sänger und Tänzer war, ist jetzt die zweidimensionale Bildfläche und ihre ganz anders geartete Herausforderung an den Maler.“ Auch Bühnenbildentwürfe, beispielsweise zu Glucks „Iphigenie in Aulis“, Beethovens „Fidelio“ , Gerhard Rosenfelds „Der Mantel“ oder Jan Cikkers „Coriolanus“ entdeckt man in der Schau. Zumindest bei den Bildern zu Gluck, Beethoven und Cikker wird man gewahr, dass sich Lange in seiner Theaterarbeit auf das Wesentliche konzentrierte, auf die Reduktion. Und dies ist auch sein Anliegen in seiner Malerei. Sie wirkt oftmals streng, scheinbar einfach, immer farbkräftig. Zum Teil breit lagernde Farbskizzen mit harten oder auch weichen Rändern füllen die mittelgroßen Bildformate: Farbe als Substanz, Farblicht als Thema der „Kompositionen“. Umfangen soll von ihr der Betrachter sein, die Weite des Farbraums spüren. Erzählen sie Geschichten? Natürlich nicht im tradierten Sinn. Aber der Künstler möchte gern, dass jeder Betrachter eine eigene Geschichte findet oder erfindet. Jeden Tag vielleicht eine neue. „Die Fantasie soll sich selbst einen Raum schaffen“, sagt Dieter Lange. Die Farbklänge der Malerei des Wilhelmshorster Künstlers sind wie Musik, strukturiert, harmonisch und manchmal auch voller Disharmonie. Aber in jedem Fall wird man von ihnen angerührt. Ausstellung in der Ticket-Galerie, W.-Staab-Straße 10, bis 10. 7., geöffnet während der Öffnungszeiten der Konzertkasse.

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