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Die Localize-Residenzkünstler: Daniel Springer, Eitan Ben Moshe, Koen Kievits

© Ottmar Winter

Die Residenzkünstler vom Localize 2019: „Kunst sollte ein Portal zu einer anderen Dimension sein“

Seit rund drei Wochen setzen sich die Residenzkünstler Koen Kievits, Daniel Springer und Eitan Ben-Moshe mit Potsdam auseinander – um am Samstag auf dem Localize-Festival ihre Arbeiten zu präsentieren.

Von Helena Davenport

Das Localize Festival widmet sich in diesem Jahr dem Thema „Inseln“. Warum ist das interessant?
Koen Kievits: Ich denke, dass Menschen wegen ihrer Arbeitsverhältnisse vergessen zu fühlen. Deswegen möchte ich mit meinen Arbeiten mentale Inseln in den Menschen selbst kreieren.

Daniel Springer: Inseln interessieren mich, weil sie mit Grenzen zu tun haben. Man stellt sich da in erster Linie Wasser vor – es gibt aber auch künstliche Grenzen. Es ist spannend, diese zu beobachten: Sind sie notwendig oder mittlerweile willkürlich? Können sie vielleicht gebrochen werden?

Eitan Ben-Moshe: Ich denke, dieses Thema ist eigentlich für jeden relevant – solange wir abgrenzen, beispielsweise dann, wenn wir von uns, mir, dir sprechen. Ich beschäftige mich mit dem Buddhismus, hier spielt die Insel auch eine Rolle. Eine Insel ist wässrig, fragil, man weiß nicht wo sie beginnt und endet.

Was waren Ihre ersten Arbeitsschritte?
Kievits: Erst einmal habe ich mich in der Stadt umgeschaut und viele Fotos gemacht. Ich liebe es generell, raus in die Natur zu gehen. Hier habe ich die Gärten besucht. Ich war auf Entdeckungsreise und habe versucht herauszufinden, was hier so in der Stadt passiert. Mystisch anmutende Hinterlassenschaften interessieren mich besonders. Durch die Fotografien entstehen bei mir dann Ideen für Installationen.

Springer: Zunächst habe ich mich umgeschaut, wir haben uns aber auch mit der Historie der Insel auseinandergesetzt. Dann habe ich mich gefragt, welche Brücken ich schlagen will, zwischen Potsdam und der Freundschaftsinsel. Schließlich habe ich mich für Interventionen entschieden.

Eitan Ben-Moshe: Ich habe mich zunächst mit der Konzepten beschäftigt, begonnen, zu schreiben, zu zeichnen und zu fotografieren.

Welchen Platz auf der Freundschaftsinsel haben Sie sich letztendlich ausgesucht? Und können Sie schon einen kleinen Hinweis zu ihrer künstlerischen Arbeit geben?
Kievits: Ich arbeite im Moment noch an einem Baumstumpf, nahe der kleinen Brücke im Westen der Insel. Meine Fotografien habe ich an anderer Stelle in einer Installation vereint. Die Arbeiten gehören beide zusammen, sind aber nicht an einem Ort zu finden.

Springer: Ich arbeite mit verschiedenen Materialien, meine räumliche Konstante baue ich aus flexiblen Zäunen. So schaffe ich drei Inseln, auf denen ich das Thema,Spukender Historismus’ behandle. Bei dem Café wird eine Insel platziert sein, und auch am Eingang zum abgeschlossenen Garten. Außerdem verwende ich das Zaunmaterial zusätzlich zur Intervention und Manipulation.

Eitan Ben-Moshe: Meine Installation befindet sich direkt im Garten, genau genommen kann man sie sehen, wenn man mit der Tram an der Insel vorbeifährt. 25 Matratzen liegen dort im Gras. Ich habe außerdem Bilder von Schmetterlingen aufgehangen – bald wird es diese Spezies wegen des Klimawandels nicht mehr geben. Darüber hinaus wird man den Sound von Glasstücken hören, die sich zusammen bewegen. Ein spirituelles Versteck soll das sein, ich wollte viele Qualitäten miteinander verbinden. Denn ich denke, Kunst sollte ein Portal zu einer anderen Dimension sein – ansonsten hat sie ihr Ziel verfehlt.

Und was war Ihnen in der Stadt besonders aufgefallen?
Kievits: Ich habe das Gefühl, dass es innerhalb Potsdams klare Grenzen zwischen städtischen Bereichen und Grünanlagen gibt. Auf der Freundschaftsinsel oder im Park Sanssouci, der paradoxerweise fast genauso groß ist wie die Innenstadt, fühlst du dich gar nicht mehr so, als seist du noch in der Stadt.

Springer: Die historisierenden Momente sind mir aufgefallen. Man kann sich da fragen, inwieweit das nur ein Spuk ist oder Nachhall hat. Man kann aber auch sehen, dass viele Gebäude rückgriffig sind.

Eitan Ben-Moshe: Mir sind die vielen Touristen aufgefallen. Die meisten, mit denen ich gesprochen habe, kamen gar nicht aus Potsdam. Es ist auch wirklich ein super Ort: Man kann sich hier gut konzentrieren. Seitdem ich hier bin, habe ich mehr gelesen und Musik gehört.

Das Festival
Das Localize-Festival setzt sich seit der Gründung durch Studierende mit städtischem Raum im Wandel auseinander. In diesem Jahr sind zum ersten Mal Residenzkünstler mit dabei: Koen Kivits aus den Niederlanden, Jahrgang 1996, Daniel Springer aus Hamburg, Jahrgang 1982, und Eitan Ben-Moshe aus Israel, Jahrgang 1971.

» Samstag von 13 bis 0 Uhr und Sonntag von 11 bis 17 Uhr, Freundschaftsinsel, der Eintritt ist frei, weitere Informationen unter: www.localize-potsdam.de.

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