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Organisches Ganzes. Fürst Pückler erschuf die Gartenanlage auf dem Babelsberg auf den Wunsch von Prinzessin Augusta hin – und blieb ihr in Dankbarkeit verbunden.

© SPSG

Kultur: Die Prinzessin und der Parkomane

Eine Ausstellung im Schloss Babelsberg widmet sich Fürst Pückler und Kaiserin Augusta

Der Dichter Friedrich Förster besuchte 1832 den Park von Muskau in der Oberlausitz. Dem preußischen Staatsminister Freiherr von Altenstein wusste er Begeisterndes über das Areal zu berichten: „... in die Gegend ist eine Mannigfaltigkeit der Aussichten gebracht, dass man auf den Spaziergängen durch eine Bildergalerie der schönsten Claude Lorrains, Poussins und Ruysdaels zu gehen meint. Der Fürst verfährt bei seinen Anlagen ebenso wie ein geistreicher, poetischer Landschaftsmaler ...“ Gemeint war Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871), einer, der für heftige Skandale in der adligen Gesellschaft verantwortlich und als unersättlicher Frauenheld bekannt war, der sich als Gartenschriftsteller betätigte und seine ganze Leidenschaft auf die Landschaftsgärtnerei, die ihn während seiner Englandreise begeisterte, ausprobierte. Er bezeichnete sich selbst als Parkomane und schuf mit seinen Gestaltungen Bleibendes.

Dem Prinzen Wilhelm von Preußen und seiner Frau Augusta, eine geborene Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach, wurde das besondere Talent des Fürsten bekannt. Das neue Schinkel-Schloss, das nach Plänen Karl Friedrich Schinkels 1833 bis 1835 im neugotischen Stil auf dem Babelsberg erbaut wurde, musste natürlich auch mit einer ansprechenden Parkanlage umgeben werden. Dafür war in erster Linie der Generaldirektor der Königlichen Gärten, Peter Joseph Lenné, prädestiniert.

Dass das Kronprinzenpaar, insbesondere Augusta, Pückler die Co-Gestaltung des Parkes in die Hände legte, ist ungewöhnlich. Davon erzählt nun die ab morgen zu besichtigende Ausstellung „Der grüne Fürst und die Kaiserin“ in einigen Innenräumen des Schlosses anhand von Gemälden, Grafiken, Grundrissplänen und anderen Dokumenten. Und immer wieder geben die großformatigen Fenster, die schon zur Bauzeit des Schlosses aus einem Stück angefertigt wurden, einen fast erhebenden Eindruck auf die abwechslungsreiche Gartenlandschaft mit dem Tiefen See als Hintergrund frei. Ob der einflussreiche Lenné indessen mit der Verpflichtung des Lebemanns Pückler einverstanden war, bleibt wohl ein Geheimnis. Darüber weiß die Ausstellung auch nicht viel zu berichten.

Der preußische Gartendirektor lobte nach einem gemeinsamen Besuch mit Augusta und Wilhelm in Muskau den „Amateur“ in Sachen Landschaftsgestaltung, in dem er ihm schrieb, dass dieser große und schöne Naturbilder hervorgebracht habe: Dies wünsche er sich auch für Potsdam und Umgebung. Die Schau im Schloss Babelsberg zeigt Peter Joseph Lennés Verschönerungsplan für die Residenzstadt Potsdam von 1833, die er größtenteils im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. verwirklichen konnte.

Lenné war zunächst auch im Park Babelsberg mit seiner bewegten Landschaft tätig. Er legte Wege und Pflanzungen an. Doch Bäume und Sträucher litten unter Wassermangel, fehlende finanzielle Mittel waren ihm zuwider. Das unzufriedene Kronprinzenpaar engagierte schließlich Pückler. Der machte deutlich: „Ich stehe Ihren Hoheiten dafür, dass der Babelsberg als ein organisches Ganzes, etwas Gediegenes und in künstlerischer Hinsicht alle anderen Anlagen seiner Art in der Potsdamer Gegend übertreffen wird. Aber man muss mir freie Hand lassen und tun was ich sage ...“

Man unterstützte ihn bei seinen Gestaltungen und erfüllte auch die vorgebrachten Forderungen. So konnte Pückler durchsetzen, dass mit einer Dampfmaschine das Wasser aus der Havel gesaugt und mit einem 20 Kilometer langen Wasserleitungssystem die Pflanzungen bewässert werden können, auch künstliche Seen und Wasserfälle sowie Brunnenanlagen waren angeschlossen. Nach Plänen von Ludwig Persius wurde dafür ein schmuckes Maschinenhaus an der Havel erbaut. Eigentlich waren Pückler Dampfmaschinen zuwider, wie man der Ausstellung entnehmen kann. Er befürchtete, dass sie eines Tages Dampfmaschinenkellner hervorbringen. Aber technische Hilfsmittel mussten sein. Für die Verpflanzung von großen Bäumen entwickelte der Gartengestalter spezielle Methoden. „Schlossräume unter freiem Himmel“ mit Blumengärten, auch Pleasuregrounds genannt, entstanden, malerisch fügen sich kleine Bauten in den von England inspirierten Park ein. So wird die Weite der Landschaft von intimen Räumen unterbrochen.

Am 26. Mai 1846 findet man Pücklers Tagebuch die Notiz: „In Babelsberg endlich der liebenswürdigen, schönen Herrin die neuen Anlagen gezeigt ...“ Augusta ist begeistert. Sie nennt Pückler einen Zauberer. Doch er bleibt im Park tätig, setzt die Arbeiten fort und verfeinert das bereits Geschaffene. Künstler wie Johann August Walter, Julius Schlegel oder Carl Graeb haben auf ihren Gemälden oder Aquarellen die Schönheiten des Parkes gebannt, ganz im romantischen Stil: das Borkenhäuschen auf dem Augustablick, die Aussicht von der Louisenhöhe, den Flatowturm, das Maschinenhaus oder die Aussicht aus dem Zimmer der „Frau Prinzessin von Preußen“, August mit dem Geysir im Tiefen See. Sie finden natürlich in der Ausstellung ebenfalls ihren Platz. Und ein blauer Papagei. Der Hyazinth-Ara war ein Geschenk Pücklers an seine Förderin Augusta, der er in tiefer Dankbarkeit verbunden war. Für seinen „Gartendienst“, dem er sich mit „Selbstverleumdung“ widmete, erhoffte er eine noch bessere Stellung bei Hofe und vor allem hohe Orden. Diese waren Pückler vergönnt. Zwei davon werden in einer Vitrine in Babelsberg zur Schau gestellt. Bis zum Herbst. Dann schließt das Schloss wieder.

„Der grüne Fürst und die Kaiserin“ im Schloss und Park Babelsberg ist zu sehen bis 15. Oktober

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