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John Apart aus Potsdam.

© John Apart/promo

Die Potsdamer Band John Apart: Perfektionistische Pop-Gentlemen

Früher traten sie nur in Anzügen auf, inzwischen sind sie etwas legerer unterwegs. Die Potsdamer Band John Apart feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen. 

Potsdam - Langsam, aber nachhaltig – so könnte man den künstlerischen Weg der Band John Apart zusammenfassen, die dieses Jahr ihr zehntes Band-Jubiläum mit vielen alten und neuen Songs feiert. Das Potsdamer Elektro-Pop-Duo veröffentlicht relativ selten neues Material, bislang sind erst zwei Alben erschienen, das letzte 2015. Doch das heißt nicht, dass die Band in den letzten Jahren untätig gewesen wäre, im Gegenteil: „Wir schreiben die ganze Zeit Singles, es ist genug Material für ein Album da“, sagt Sänger und Gitarrist Maximilian Sterr. Aber: Gut Ding will Weile haben. Die beiden 25-jährigen Potsdamer sind nach wie vor Perfektionisten.

John Apart haben einiges vor in diesem Jahr. In Zeiten von Spotify und YouTube ist das Alben-Format allerdings gar nicht mehr das höchste Ziel der Pop-Band: „Bis zum Sommer wollen wir drei bis vier neue Singles und ein Musikvideo rausbringen“, sagt Sterr. Wann es zu einem dritten Album kommt, ist unklar. Geplant ist erstmal eine kleine Deutschland-Tour mit fünf Konzerten im Herbst, eventuell auch einige Festival-Auftritte.

Das Potsdamer Musiker-Duo John Apart ist perfektionistisch und arbeitet lange an einem Song.
Das Potsdamer Musiker-Duo John Apart ist perfektionistisch und arbeitet lange an einem Song.

© John Apart/promo

Neben Silly und Andreas Bourani auf der Bühne

Dass sie große Bühnen bespielen können, haben John Apart in den letzten Jahren immer wieder unter Beweis gestellt: Beim „School Jam“, Deutschlands größtem Schülerband-Wettbewerb, setzten sich die Potsdamer 2015 mit ihrem deutschsprachigem Indie-Pop gegen 1340 andere Bands durch, gelangten ins Finale und spielten vor rund 4000 Menschen in der Frankfurter Festhalle. Ein Jahr später wurden sie beim Bandcontest „Local Heroes“ zur drittbesten Newcomer-Band Deutschlands gekürt. 2017 standen sie beim Potsdamer Stadtwerkefest neben Silly und Andreas Bourani auf der Bühne. „Das waren auf jeden Fall Meilensteine für uns“, sagt Sterr stolz.

In den letzten zwei Jahren haben John Apart den Fokus jedoch verlagert: Weniger Bühnen-Präsenz, dafür mehr Songwriting. „Wir wollten nicht einfach nur Songs raushauen, sondern richtig an ihnen feilen“, sagt Sterr. „Wir haben auch ältere Songs auseinandergenommen und umgebaut.“ Auch stilistisch hat sich etwas getan: Der Rock-Einfluss, der vor allem durch Schlagzeuger Felix Noster in den Sound einfloss, ist zurückgegangen. Mittlerweile experimentiert die Band verstärkt mit elektronischen Drums, Synthesizern und Filter-Effekten. „Es ist poppiger geworden – wir trauen uns jetzt mehr“, sagt Sterr.

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Optische Veränderungen

Auch optisch hat die Band sich verändert: Traten John Apart früher in betont eleganten Anzügen mit Fliege und Krawatte auf, ist das Bühnen-Outfit seit gut einem Jahr deutlich legerer geworden – mit Polohemden und Sneakern. „Da sind wir einfach rausgewachsen, wir konnten uns damit nicht mehr identifizieren“, sagt Sterr. Der Gestus ist zum Teil jedoch geblieben: Trotz des streckenweisen opulenten Sounds wirken John Apart live wie zurückhaltende Pop-Gentlemen.

Nach und nach haben sich John Apart in Berlin und Brandenburg eine kleine Fanbase aufgebaut. Auch dass sie live mit dem Laptop als „drittem Bandmitglied“ auftreten, um Keyboards, Background-Gesang oder Streicher einzuspielen, werde mittlerweile besser vom Publikum verstanden als früher, sagt Sterr: „Die Leute begreifen, dass wir das ja auch alles eingespielt und komponiert haben.“ Die wachsende Popularität von deutschsprachiger Pop-Musik – sei es nun Rock, Pop oder Deutschrap – scheint John Apart ebenfalls zu Gute zu kommen: „Wir bekommen in den letzten Jahren mehr positives Feedback für unsere Texte“, so Sterr. „Es gibt sogar Leute, die uns sagen, dass sie uns gerade wegen der Texte gut finden.“

Langsam, aber selbstbewusst

Gute Voraussetzungen also für den nächsten Karriere-Schritt in die Professionalität? Eigentlich schon, doch so einfach ist das nicht: Sterr studiert Wirtschaftswissenschaften, Noster studiert Lehramt für Grundschule, da bleibt nicht viel Zeit für Studio-Gänge und lange Touren – wie schon in den letzten zehn Jahren. „Wir bereuen nichts“, sagt Sterr mit einem entspannten Lächeln. „Es war eine total organische Entwicklung und wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir haben.“ Nach wie vor machen die beiden alles selbst, haben weder Management noch Booking-Agentur. Sicher hätte man vor ein paar Jahren auch alles auf eine Karte setzten können und einen Fuß ins Pop-Geschäft zu bekommen, sagt Sterr. Aber: „Es war gesund für uns, dass wir nie diesen Druck von außen hatten.“

Die Beschränkungen des Amateur-Musiker-Daseins haben im Laufe der Bandgeschichte auch ihr Gutes gehabt: „Wir hatten nie viel Geld, deshalb mussten wir unser Equipment möglichst klein halten“, sagt Sterr. Ein Minimalismus, der den Sound der Band schlank und transparent gehalten hat. Ähnliches gilt für die Größe der Band: Gestartet waren John Apart einst als Trio, doch zu zweit gab es einfach weniger Abstimmungsprobleme. Auch die Überlegung, live noch einen Bassisten dazu zu nehmen, wurde schnell wieder verworfen: „Wir haben uns zu zweit auf der Bühne immer wohl gefühlt, wir sind eine homogene Einheit und verstehen uns blind“, sagt Sterr. Am Ende sind das Gefühl und gute Musik eben doch wichtiger als Karriere-Pläne. John Apart gehen ihren Weg – langsam, aber selbstbewusst.

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