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Wilhelmine Ganster (l.) spielt das Horn und ihre Schwester Henriette Ganster das Cello. 

© Andreas Klaer

Die Musikmacherinnen: Zwei Potsdamerinnen bei der Jungen Philharmonie Brandenburg

Die Potsdamer Schwestern Henriette und Wilhelmine Ganster spielen bei der Jungen Philharmonie Brandenburg Cello und Horn – und am Wochenende die Neujahrskonzerte.

Von Sarah Kugler

Potsdam - 169 Mal. So oft erklingt in Maurice Ravels Bolero die gleiche rhythmische Trommel-Figur. Fünfzehn Minuten lang. Da ist durchhalten gefragt, nicht nur vom Schlagzeuger, sondern von allen Musikern. Das Kultstück der klassischen Musik steigert sich mit seinen gleichbleibenden Tönen nur langsam und verlangt den Spielenden eine ungeheure Konzentration ab. Henriette Ganster weiß dies sehr genau. Gemeinsam mit ihrer Schwester Wilhelmine wirkt die Potsdamerin in der Jungen Philharmonie Brandenburg (JPB), die am Samstag, 11. Januar in Zeuthen sowie am Sonntag, 12. Januar im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt zum Neujahrskonzert aufspielt. Ravels Bolero steht mit auf dem Programm.

Mehrere Hundert Mal muss Henriette Ganster dabei den gleichen Ton auf ihrem Cello zupfen, erst zum Ende hin darf sie richtig aufspielen. Als eine Orchesterstudie bezeichnen die Profis das Stück, aber eine besonders schöne sei es, sagt die 17-Jährige. Nur das Durchhalten, das ist eben eine Herausforderung.

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Emotionale Bildung zur Musik

Kurz vor ihrem fünften Geburtstag hat sie angefangen, Cello zu spielen – und sich regelrecht in das Instrument verliebt, wie sie sagt. „Meine Eltern erzählen immer, ich wollte schon mit zwei oder drei Jahren unbedingt Cello spielen.“ Sie selbst kann sich nicht mehr daran erinnern, was den Wunsch nach genau diesem Instrument ausgelöst hat. Nur so viel: Die erste Unterrichtsstunde habe ein richtiges Glücksgefühl ausgelöst. „Mir wurden die Cellosaiten mit einem Reim erklärt, das war großartig“, sagt sie und lächelt dabei breit.

Ähnlich emotional klingt ihre jüngere Schwester Wilhelmine. Die 15-Jährige, die genau wie die Ältere das Helmholtz-Gymnasium in Potsdam besucht, hat im Alter von fünf Jahren angefangen, Horn zu spielen. Ein Außenseiterinstrument? Ganz und gar nicht, findet Wilhelmine Ganster. Allein Mozart habe vier Hornkonzerte geschrieben, das 1. Hornkonzert von Strauss sei eines ihrer liebsten Stücke überhaupt. „Für mich war es schon immer das faszinierendste Blechblasinstrument“, sagt sie. Weil es, wie auf der Jagd, laut schmettern, aber eben auch ganz ruhige, leise Passagen spielen kann. Bei Ravels Bolero spielt sie zwar nicht mit, aber bei den anderen Stücken: Einer Suite aus Sergei Sergejewitsch Prokofjews Ballett "Romeo und Julia" sowie Walzer von Johann Strauss.

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Alle Familienmitglieder spielen Instrumente

Von klein auf haben die beiden jungen Frauen viel klassische Musik gehört, sind quasi mit dem Programm von Kulturradio aufgewachsen. „Unser Vater ist ein großer Klassik-Fan und spielt mehrere Instrumente“, sagt Henriette. Überhaupt ist die Familie musikalisch: Die Mutter spielt Geige, die älteste Tochter Posaune – jeweils als Hobby. „Unsere Schwester studiert inzwischen Chemie und das ist auch voll ihr Ding“, sagt Henriette Ganster. Sie selbst steht kurz vor dem Abitur und hat lange überlegt, danach ein Cellostudium aufzunehmen. Inzwischen hat sie sich dagegen entschieden. Um die Freude am Hobby nicht zu verlieren, wie sie sagt. Trotzdem ist ihr künstlerischer Alltag intensiv: Neben dem Cello- nimmt sie auch Ballettunterricht und bereitet sich auf den Oberstufenabschluss in der Städtischen Musikschule „Johann Sebastian Bach“ vor. Ein etwa zwanzigminütiges Programm muss sie dafür mit einer Pianistin vorbereiten.

Trotz allem hat sie noch Kraft, beim traditionellen Schulmusical mitzuwirken, das das Helmholtz-Gymnasium alle zwei Jahre aufführt. Dieses Jahr ist es „Natürlich Blond“ nach dem gleichnamigen Film mit Reese Witherspoon aus dem Jahr 2001. Henriette verkörpert Serena, eine Freundin der Protagonistin Elle Woods. „Auf der Bühne zu stehen ist mir vom Ballett ja schon bekannt, aber zu singen wird noch mal eine neue Herausforderung“, sagt sie. Ob ihr das neben der Schule nicht manchmal alles zu viel wird? „Es ist schon ein straffes Programm, aber es macht einfach ungeheuer viel Spaß.“

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Die richtige Lippenpflege ist wichtig

Ihre Schwester Wilhelmine sieht das ebenfalls ganz gelassen. Sie interessiert sich sehr für Physik und Mathematik, möchte vielleicht Ingenieurwissenschaft studieren. Wenn sie von der Musik spricht, wirkt sie entspannt, egal, ob es um ihr Bläser-Quintett oder die Vorbereitung auf den nächsten „Jugend musiziert“-Wettbewerb geht. Nur beim Thema Lippenpflege wird sie ernst. Lippenpflege? Ganz genau. Die ist nämlich unglaublich wichtig, um das Horn sauber spielen zu können. Mal abgesehen davon, dass der Lippenmuskel stark beansprucht wird, ist der Druck des Mundstücks eine Belastung für die Haut. Deswegen können die Blechbläser auch nicht so lange proben wie etwa die Streicher, sagt Wilhelmine Ganster.

Konkurrenz zwischen den beiden Schwestern ist nicht zu spüren. Darauf angesprochen, schütteln sie auch nur lachend den Kopf. Für die großen Konzerte üben die beiden ihre Passagen sowieso erstmal jede für sich. Die intensiven Orchesterproben fanden in der vergangenen Woche im uckermärkischen Kröchlendorff statt. „Dort sind wir ganz unter uns und können uns auf die Stücke konzentrieren“, sagt Wilhelmine Ganster. Das sei nicht nur wegen Ravels Bolero wichtig, sondern auch wegen der Strauss’schen Walzer. „Die klingen sehr leicht, sind aber durch die Tempowechsel wirklich anspruchsvoll“, sagt Henriette Ganster und beginnt schon wieder zu schwärmen. Von Prokofjews Romeo und Julia. Die Suite aus dem Ballett sei zwar das anspruchsvollste Stück des Abends, aber eben auch besonders schön.

>>Konzerte am Samstag, 11. Januar um 19 Uhr im Sport- und Kulturzentrum Zeuthen und am Sonntag, 12. Januar um 16 Uhr im Konzerthaus Berlin

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