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Kultur: Die Musik spricht ein großes Ja Tim Rishton spielte in der Erlöserkirche

Die britischen Royals bestellten schon immer bei den besten Komponisten ihres Reiches zu Krönungsfeierlichkeiten oder Hochzeiten melodiös-pathetische Musik für die gottesdienstlichen Zeremonien: Ralph Vaughan Williams wurde für die Krönung von Queen Elizabeth II. gewonnen und William Mathias für die Hochzeit von Prinz Charles und Diana.

Die britischen Royals bestellten schon immer bei den besten Komponisten ihres Reiches zu Krönungsfeierlichkeiten oder Hochzeiten melodiös-pathetische Musik für die gottesdienstlichen Zeremonien: Ralph Vaughan Williams wurde für die Krönung von Queen Elizabeth II. gewonnen und William Mathias für die Hochzeit von Prinz Charles und Diana.

Von diesen britischen Komponisten wählte auch der walisische Organist Tim Rishton für sein Konzert in der Erlöserkirche einen Prozessionsmarsch und die Bearbeitung über den Choral „Rhosymedre“, zwei Werke, die in ihrem feierlich-hymnischen Gestus gut und gern bei staatstragenden Feiern bestehen könnten. Rishton musizierte außerdem Volkslied- beziehungsweise Choralbearbeitungen der Norweger Bjarne Slogedal und Egil Hovland, Musik, die durch schlichte romantische Melodik und ihrer kunstvollen Annäherung – besonders Hovlands rhythmisch mitreißender Toccata – für sich einnahmen. Der Kirchenmusiker und Universitätsprofessor, der in England und in Norwegen lebt und arbeitet, wusste die klanglichen Möglichkeiten der Schuke-Orgel in Hinsicht auf die Forderungen des jeweiligen Werkes bestens auszuspielen.

Und doch hätte man gern in dem Konzert, das gemeinsam vom Internationalen Orgelsommer und den Bachtagen Potsdam getragen wurde, gewichtigere Werke aus Großbritannien und Norwegen gehört. So verblieb das besondere Interesse des Abends bei Johann Sebastian Bach. Toccata, Adagio und Fuge C-Dur, BWV 564 aus der Weimarer Zeit präsentiert großformatigen Bach. Energiegeladen und mit unmittelbarem Ausdruckswillen machte sich die Toccata den Weg frei. Bei Rishton war sie wie ein großes Portal, durch das man gekräftigt in die Fülle einer sublim ausgestatteten Welt eintrat. Das Adagio war von zuversichtlich atmender Gelassenheit erfüllt, welche sich, jedoch spürbar verdichtet, auch während der wild-chromatischen Schlussminuten durch nichts irritieren ließ. Die Fuge wurde mit selbstbewusster Selbstverständlichkeit entfaltet: reine Posititivität, die Musik spricht ein großes Ja.

Vivaldi und Bach, das ist immer wieder ein weites Feld. Der Sachse transkribierte das Concerto in a-Moll des Venezianers für die Orgel. Rishton spielte es in der Erlöserkirche. Besonders hinreißend und gefühlvoll gelang ihm das Adagio, um es dann ins lebhafte Allegro münden zu lassen. Die frische und schnörkellose Spielweise des Organisten offenbarte sich dann noch einmal in der Triosonate c-Moll BWV 526. Ob im tänzerisch frohen Vivace, im klanglich exquisit ausbalancierten und geradezu zum Schweben gebrachten Largo oder im abschließendem Allegro, das bei aller Kompaktheit frisch und munter vorüberflirtete: überall war man zufrieden, genoss die mal bedächtig, mal heiter quellende Musik zusammen mit den silbrigen Farben, in die sie getaucht war. Herzlicher Beifall für Tim Rishton. Klaus Büstrin

Im Rahmen der Bachtage spielt heute, 20 Uhr, das Jens Winther European Quartett im IHK-Forum, Breite Straße 2a-c. Der Eintritt kostet 24, ermäßigt 18 Euro

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