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Reduziert. Die Installation Paare von Ina Abuschenko-Matwejewa.

© Andreas Klaer

Kultur: Die Kunst in den Raum erweitern

Neue Arbeiten in der Produzentengalerie

Die „Nachtfahrt“ rauscht am Betrachter vorbei. Mit zwei Installationen zeigt Ina Abuschenko-Matwejewa ihren Blick in die Nacht. Auf schwarzem Grund erscheinen Streiflichter, eingerahmt von einem konstruktivistisch anmutenden Viereck. In dem minimalistischen Ensemble konzentriert Matwejewa den gefühlten Eindruck einer Fahrt, ohne zu illustrativen Mitteln zu greifen. Die Künstlerin bebildert nicht, sie verdichtet. Zurzeit zeigt sie ihre Arbeiten zusammen mit dem Bildhauer El.Doelle in der Ausstellung „Contact“ in der Produzentengalerie M.

Zwar studierte die 1969 bei Bernau geborene Matwejewa in den 90er Jahren an der Hochschule für bildende Künste in Dresden, die einige gegenwärtig recht erfolgreiche Maler hervor gebracht hat. Doch ist ihr Medium nicht die Ölmalerei auf Leinwand, sondern die klug durchdachte, auf wenige Elemente beschränkte Objektkunst. Die „Paare“, die sie in sorgfältig gestalteten Schaukästen zeigt, bestehen aus schmalen Papierstreifen, die über ihre Farbigkeit miteinander kommunizieren. Das Objekt „Disk“ entspricht genau dem Titel und besteht aus einer kreisrunden Scheibe. Ihre gelbe Farbigkeit erinnert an eine Sonne, aber auch der Gedanke an aufgestrichene Butter liegt nicht fern. Eindeutig festlegen lässt sich ihre Bedeutung nicht.

„Wichtig ist mir die Sinnlichkeit der Arbeiten. Ich hoffe, dass die Leute sich öffnen und die Objekte unvoreingenommen wahrnehmen“, sagt Matwejewa. Bei ihren sehr reduziert erscheinenden Arbeiten würde es auch gar nicht so viel zu verstehen geben, wie manche Betrachter annähmen. „Es geht mir einfach um eine Erweiterung der Kunst in den Raum hinein. Ich wollte mich nicht auf die Leinwand und Ölfarbe beschränken lassen.“

Die Objekte der Künstlerin korrespondieren mit Polaroids und Sichtkästen von El.Doelle. „Hier ist eine große Sensibilität vom Betrachter gefragt, sonst gerät das Wichtige an den beiden dialektischen Positionen schnell aus dem Blick“, bemerkt Mark Gisbourne zur Eröffnung der Ausstellung. Der Kunsthistoriker erklärt, dass auch der Besucher ein Teil der Ausstellung sei. Seine Präsenz im Ausstellungsraum korrespondiere mit den Objekten und verändere so das Gesamtensemble, zu dem sich die Arbeiten der beiden Künstler fügen. Die Idee für die Zusammenarbeit im Kunstverein entstand in Italien, wo Matwejewa und El.Doelle auf Einladung des Brandenburgischen Vereins bildender Künstler einen Arbeitsaufenthalt verbrachten.

Bei El.Doelle ist der Besucher aufgefordert in einen Lichtkasten zu schauen, in dem der Künstler das Foto eines barocken Kircheninnenraum installiert hat. Der weiße Kasten steht auf Stelzen und verjüngt sich zum Ende hin, was den perspektivischen Blick in den schwarzen Innenraum verstärkt. Ein weiteres mehrteiliges Kartonobjekt des Künstlers biegt sich raumgreifend über den Köpfen der Besucher. Auf anderen, farbigen Polaroids hat El.Dolle einige Übermalungen vorgenommen, die in ihrer Zeichenhaftigkeit ebenso minimalistisch wirken wie die Objekte von Matwejewa.

Der 1958 geborene Bildhauer El.Doelle realisierte einige Objekte im öffentlichen Raum, beispielsweise 1998 am Salzmarkt in Osnabrück, als er mit dem Vorschlag für eine Skulptur einen Wettbewerb gewonnen hatte. Ein reguläres Hochschulstudium hat El.Doelle nicht absolviert, deshalb bezeichnet er sich als „Autodidakt“. Nachdem seine Bewerbung an der Hochschule mehrfach gescheitert war, bewarb er sich direkt um eine Mitarbeit bei Wieland Förster, dem Professor für plastisches Gestalten und späteren Vizepräsidenten der Akademie der Künste. Bei ihm erhielt er eine dreijährige Ausbildung. Seitdem arbeitet El.Doelle freiberuflich. „Ich wolle unbedingt Bildhauer werden, egal ob mit oder ohne Akademie“, beschreibt der Künstler seinen Schaffensdrang. Richard Rabensaat

Die Ausstellung „Contact“ in der Produzentengalerie M., ist vom 11. Februar bis 13. März zu sehen, Mi-Fr 11-17 Uhr, Sa-So 11-18 Uhr in der Hermann-ElfleinStraße 18, 0331-2706538, www.bbk-brandenburg.de

Richard Rabensaat

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