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Rostwangig. Friedrich Wilhelm I., neu im Potsdam Museum (Ausschnitt).

© A. Klaer

Kultur: Die Königsgalerie ist komplett Im Potsdam Museum glänzt der Soldatenkönig

Bislang glänzte Friedrich Wilhelm I. in der Galerie der preußischen Könige im Potsdam Museum mit Abwesenheit.

Bislang glänzte Friedrich Wilhelm I. in der Galerie der preußischen Könige im Potsdam Museum mit Abwesenheit. Seit zwei Wochen nun glänzt er dort wie es sich für einen Monarchen gehört: in Galauniform, herrschaftlicher Geste, unter goldbetresster Samtdraperie in Rot. Eine mächtige, fast theatrale Erscheinung mit rostroten Wangen. Museumsdirektorin Jutta Götzmann und Restaurator Oliver Max Wenske präsentierten am gestrigen Freitag das vermutlich um 1739 entstandene Gemälde eines unbekannten Meisters in restaurierter Fassung. „Eine bisherige Lücke konnte damit geschlossen werden“, sagte Götzmann. Das Bild war zufällig in einem Potsdamer Antiquitätenhandel entdeckt und 2016 vom Potsdamer Verein Agaphi gekauft worden. Dieser schenkte es dem Museum.

„Uns hat damals ein ziemlich stark übermalter König angeguckt“, sagt der Restaurator über seine erste Begegnung mit dem Bildnis. Nur die hellen Augen strahlten aus den Farbschichten: Nur sie „guckten raus“. Das Gemälde war im Laufe der Jahrhunderte so stark übermalt worden, dass Wenske zunächst unsicher war, wieviel Originalbarock sich unter den Farbschichten befand. „Wollen wir das überhaupt geschenkt haben?“ Das galt es zu klären. Und siehe da: Ja, man wollte. Lange war etwa ungewiss, ob die zwei Veduten der Potsdamer Innenstadt, die im Bildhintergrund zu sehen sind, später hineingemalt worden waren. Nein, stellte sich heraus: Die Glorietta links im Bild, die auf die Bauprojekte des Königs am Holländischen Viertel verweist, und die barocken Stadtelemente rechts, stammen aus der Entstehungszeit des Gemäldes. „Fast zu schön, um wahr zu sein“, sagt Wenske.

Ein künstlerisches Meisterwerk ist das Gemälde Wenske zufolge nicht, aber Details verraten die Expertise und den kenntnisreichen Umgang mit künstlerischen Konventionen der damaligen Zeit: die Glorietta etwa, für deren Spitze sich wie zufällig der samtene Vorhang teilt. Das Gemälde ist als eine Art „Propaganda-Bild“ für den König zu verstehen, sagt Wenske. Entstanden nicht für den Hof, sondern für den öffentlichen Raum – ein Format, das als „Beamtenstubenporträt“ bekannt ist. Damit war der König auch an Orten, an die er sonst wahrscheinlich nie kam, omnipräsent. Amüsantes Detail: Auch am Bild des als Sparfuchs bekannten Königs ist offenbar gespart worden: Die rechte Hand ist nicht abgebildet. „Die Fleischteile waren teuer“, erklärt Wenske. Eine Hand zu malen, war schlicht billiger als zwei.

Auch die Restaurierung des Königs war nicht umsonst. Übernommen hat die Kosten, über deren genaue Höhe geschwiegen wird, der Rohdich’sche Legatenfonds. Die Stiftung geht auf einen in Potsdam und Berlin beheimateten General des 18. Jahrhunderts zurück, dem noch heute Soldaten vorstehen, wie gestern der Vorsitzende Oberst Albrecht Schwabe mitteilte. Dem rostwangigen Soldatenkönig hätte das gefallen – und das Museum kann nur Dank solcher Initiativen Schritt für Schritt seine Sammlung erweitern. L. Schneider

L. Schneider

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