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Kultur: Die Karawane zieht weiter

Über 10 000 Zuschauer begleiteten die Ökofilmtour, am Dienstag wurden die fünf besten Filme prämiert

Das Bild von der Karawane wurde am Dienstagabend beim Abschluss der Ökofilmtour im Filmmuseum oft benutzt. Das hing damit zusammen, dass einer der Preisträgerfilme von einer Kamel-Karawane mit Büchern handelte und die Ökofilmtour, die in diesem Jahr zum sechsten Mal durch Brandenburg tourte, selbst den Charakter einer Karawane hat. Das längste Filmfestival Deutschlands machte von Januar bis April an 67 Orten im Land Station, über 10 000 Zuschauer sahen in 300 Vorführungen die 47 nominierten Filme und diskutierten mit Regisseuren, Umweltexperten und –aktivisten.

Dass Themen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und ungebremster Flächenverbrauch nicht mit agitatorischem Gestus oder pädagogisch erhobenem Zeigefinger kommuniziert werden müssen, zeigte das Festival auch in diesem Jahr auf wohltuend erheiternde Weise.

Gleich zu Beginn der Abschlussveranstaltung, die von Hellmuth Henneberg moderiert wurde, liefen fünf Spots, die diese Themen spritzig auf den Punkt brachten und zudem auf Ideen von Jugendlichen basierten. Das Projekt „Jugend denkt um.welt“ gehört somit schon jetzt zu den Siegern, obwohl es wie viele andere letztendlich nicht zu den Preisträgern zählte. Diese wurden in fünf Kategorien gekürt.

Als bester Kinder- und Jugendfilm wurde „Karawane der Bücher“ von Herbert Ostwald ausgezeichnet, der unter Schülern aus Neuruppin sehr kontrovers diskutiert wurde. Einige fanden ihn unendlich langsam, es sei „ein Film im Kamelformat“, sagte der Regisseur dazu, und andere waren begeistert über das, was sie über Kinder und deren Bildung in der Savanne Nordkenias erfuhren.

Den Preis für den besten Naturfilm erhielt „Die Mark in Lila“ von Iduna Wünschmann, der mit sensiblen Bildern wunderbare Heidelandschaften in Brandenburg zeigt. In hartem Kontrast dazu stehen die beiden Filme, die den renommierten Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung erhielten. „Dorschs Dilemma“ von Folke Rydén und Ryszard Solarz thematisiert den Rückzug des Kabeljaus in der Ostsee und „Yellow Cake“ von Joachim Tschirner (PNN berichteten) zeigt, dass schon die Urangewinnung die Kernenergie zu einer nicht beherrschbaren Technologie mit strahlenden Altlasten macht.

Den Preis der Stadt Potsdam für die beste künstlerische Leistung erhielt „Kinshasa Symphonie“ von Claus Wischmann und Martin Baer, die afrikanische Laienmusiker und –sänger, die die 9. Sinfonie von Beethoven einstudieren, filmisch begleiteten. Im bis auf den letzten Platz besetzten Filmmuseum wurde auch der diesjährige Gewinner des Zuschauerpreises bekannt gegeben: Die Dokumentation „Energiesteppen oder Heimat? Reise durch den Landschaftswandel in Brandenburg“ wurde zum Publikumsliebling gekürt.

Zu solchen avancierten an diesem Abend auch der Schauspieler Axel Prahl und Regisseur Andreas Dresen mit ihrer Band, die mit Songs von Gerhard Gundermann, Rio Reiser und selbstgetexteten von Axel Prahl begeisterten. Prahl, der als wandlungsfähiges Kraftpaket schauspielerisch überzeugt, zeigte hier seine musikalische und poetische Ader und seine Songs „Passagiere“ und „Reise, Reise“ wiesen ihn als jemanden aus, der sich nicht erst seit heute Gedanken um die Welt macht, in der wir leben. Astrid Priebs-Tröger

Am 4. Mai, um 19 Uhr wird im Haus der Natur, Lindenstraße 34, „Die Mark in Lila. Heidelandschaften in Brandenburg“ mit anschließender Diskussion gezeigt

Astrid Priebs-Tröger

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