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Zwei für die Kinder. Gela Eichhorn (l.) und Karin Lorenz.

©  Manfred Thomas

Kultur: Die Herzen der Kleinen berühren Kinder- und Jugendcircus Montelino wird 10 Jahre

Praktisch geht so etwas eigentlich gar nicht. Über 100 Kinder und Jugendliche, deren Eltern, freiwillige Helfer und Tausende Zuschauer unter einen Hut zu kriegen.

Praktisch geht so etwas eigentlich gar nicht. Über 100 Kinder und Jugendliche, deren Eltern, freiwillige Helfer und Tausende Zuschauer unter einen Hut zu kriegen. Doch Karin Lorenz schafft das. Besser gesagt „ihrem“ Zirkus gelingt das. Vor mehr als zehn Jahren bot die Erzieherin mit Artistikausbildung erstmalig im Hort der Montessori-Schule einen wöchentlichen Zirkusnachmittag an. Dass die Dresdnerin, die schon als Kind jeden Zirkus in ihrer Heimatstadt „mitnahm“ und Clown werden wollte, einmal selbst einen Zirkus gründen würde, kam ihr anfangs nicht in den Sinn. Doch knapp ein Jahrzehnt später ist der Kinder- und Jugendcircus Montelino eine Erfolgsgeschichte, doch keine des schnellen Erfolgs, wie die Mitstreiter betonen.

Von Potsdam-West ausgehend, entwickelte er seine Ausstrahlung in die gesamte Stadt hinein. Denn Karin Lorenz gelang es, nicht nur viele Kinder, sondern auch zirkusbegeisterte Mitstreiter wie Michael Pigl-Andrees und Gela Eichhorn zu gewinnen. Pigl-Andrees, der Sozialpädagogik mit Schwerpunkt Spiel und Theater studierte, hatte selbst frühzeitig große Sehnsucht nach körperlicher und kreativer Entfaltung. Doch die vorwiegend leistungsorientierte Atmosphäre in Sportvereinen ließ ihn bald nach Alternativen suchen. „Im Zirkus kann man nur gewinnen, wenn man Spielwitz und Teamgeist hat und so ie Herzen der Zuschauer berührt“, beschreibt er den Unterschied.

Eine artistisch perfekte Nummernfolge wird jedoch niemals diese Wirkung erreichen und so waren die Montelinos vor sechs Jahren froh, als die Regisseurin und Theaterpädagogin Gela Eichhorn zu ihnen stieß. Seitdem erzählt Montelino Geschichten, die ganz viel mit den Protagonisten im Alter zwischen 6 und 20 Jahren zu tun haben. „Bei Montelino geht es nicht darum, alles perfekt zu können“, weiß die 10-jährige Paula und der 16-jährige Franz macht „Zirkus für seine innere Belohnung“. Und das bindet. Nicht nur die Regisseurin, die bei der ersten Begegnung von der besonderen Aura der Beteiligten angetan war. Es gibt Jugendliche, die von Anfang an dabei sind und seit zwei Jahren ihre eigenen Programme, wie das Jugendvarieté „Zwischenzeit“ oder „Die Sehnsucht, echt zu sein“, auf die Beine stellen.

Die im Rahmen der inzwischen riesigen Zirkusfamilie nicht nur immer mehr Verantwortung, beispielsweise als Jugendtrainer, übernehmen, sondern hier auch ihren (Berufs-) Weg ins Leben finden. Nicht verwunderlich ist, dass sich hier auch Eltern trauen, gemeinsam mit ihren Kindern Zirkus zu machen. Das kann so aussehen, dass sie sich für Kostüme oder Bühnenbild engagieren oder aber sich selbst an den verschiedensten Geräten ausprobieren. Berührend das Bild, wenn die zarte Achtjährige ihren baumlangen Vater beim Einradfahren unterstützt.

Dass diese außergewöhnliche Zirkusfamilie so vorbildlich funktioniert, verdankt sie auch dem Engagement zahlreicher Unterstützer, wie dem Entwicklungsträger Bornstedter Feld, der seit mehreren Jahren den Platz für das Zirkuszelt im Buga-Park zur Verfügung stellt oder der Sparda-Bank, die mit großzügigen Spenden die Arbeit, der vorwiegend ehrenamtlich und nur teilweise auf Honorarbasis arbeitenden Mitstreiter, überhaupt ermöglicht. Und die Zukunftspläne sind groß. Der Verein um die 1. Vorsitzende Ute Warbein will den Zirkus nicht nur ganzjährig mit beheizbarem Zelt und Café im Buga-Park etablieren, sondern auch sein Engagement für Kinder und Jugendliche mit Ausgrenzungserfahrungen beträchtlich ausweiten. So sollen mehr Kinder und Jugendliche mit Behinderung und solche aus sozial benachteiligten Familien in die Zirkusarbeit integriert werden. Doch vorher wird gefeiert. Astrid Priebs-Tröger

Im Montelinozelt im ehemaligen Buga-Park werden am heutigen Samstag um 11 Uhr und morgigen Sonntag um 15 Uhr „Zirkusgeschichten vom Wachsen“ auf dem Boden und in luftiger Höhe gezeigt

Astrid Priebs-Tröger

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