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„Die Tagesordnung“ von Éric Vuillard

© Matthes & Seitz Berlin, dpa

Kultur: Die Bild- und Wortgewalt von Éric Vuillard

20. Februar 1933: Auf Einladung des Reichstagspräsidenten Hermann Göring finden sich 24 hochrangige Vertreter der Industrie zu einem Treffen mit Adolf Hitler ein, um über mögliche Unterstützungen für die nationalsozialistische Politik zu beraten: Krupp, Opel, BASF, Bayer, Siemens, Allianz.

20. Februar 1933: Auf Einladung des Reichstagspräsidenten Hermann Göring finden sich 24 hochrangige Vertreter der Industrie zu einem Treffen mit Adolf Hitler ein, um über mögliche Unterstützungen für die nationalsozialistische Politik zu beraten: Krupp, Opel, BASF, Bayer, Siemens, Allianz. Kaum ein Name von Rang und Würden fehlt an den glamourösen runden Tischen der Vermählung von Geld und Politik. So beginnt der Lauf einer Geschichte, die Éric Vuillard fünf Jahre später in die Annexion Österreichs münden lässt. Bild- und wortgewaltig führt der französische Schriftsteller den Leser in die Hinterzimmer der Macht, wo in erschreckender Beiläufigkeit Geschichte geschrieben wird. Dabei erzählt er eine andere Geschichte als die uns bekannte. Er zeigt den Panzerstau an der deutschen Grenze zu Österreich, er entlarvt Schuschniggs kleinliches Festhalten an der Macht, Hitlers abgründige Unberechenbarkeit und Chamberlains gleichgültige Schwäche. Vuillard seziert die Mechanismen des Aufstiegs der Nationalsozialisten und macht deutlich: Die Deals, die an den runden Tischen der Welt geschlossen werden, sind faul.

In seinem Buch „Die Tagesordnung“, für das er 2017 den renommierten Prix Goncourt erhielt, zerlegt Vuillard diese Bilder und fügt sie virtuos neu zusammen. Am Sonntag, dem 9. September, um 11 Uhr ist der 50-Jährige bei einer Matinee in der Villa Quandt, Große Weinmeisterstraße 46/47, zu Gast. Es moderiert Knut Elstermann. Den deutschen Text liest Frank Arnold. Es übersetzt Johannes Honigmann. Karten für 10/erm. 8 Euro unter Tel.: (0331) 2804103.

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